Der Fall Debeka: Wie gut darf ein Versicherer durch die Coronakrise kommen?

Konzernsitz der Debeka. Bildquelle: Debeka

Die gute Corona-Bilanz Deutschlands liegt auch an der PKV. Das sagt der Debeka-Vorsitzende Thomas Brahm: „Deutschland verfügt durch das Nebeneinander von GKV und PKV über ein finanziell und materiell sehr gut ausgestattetes Gesundheitssystem, das in der Coronakrise sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich hohe Kapazitäten bereitstellen konnte.“ Indes weisen die Koblenzer Vorwürfe aus Fachkreisen an private Krankenversicherer zurück, diese profitierten wegen coronabedingter Angst ihrer Kunden vor Arztbesuchen finanziell von der Pandemie.

Der Vorsitzende widerlegt die Vorwürfe, dass die Debeka von Corona finanziell profitiere – VWheute hat das Thema in einem Kommentar aufgegriffen. Die Leistungsausgaben erhöhten sich im ersten Halbjahr um 3,1 Prozent auf 2,483 Milliarden Euro, wobei der Anstieg im ersten Quartal 81 Millionen Euro betrug und im Corona-geprägten zweiten Quartal ein leichter Rückgang um sieben Millionen Euro zu verzeichnen war. Auf einzelne Leistungsbereiche heruntergebrochen ergibt sich bei ambulanten ärztlichen Behandlungen eine Steigerung um 2,0 Prozent, bei Arzneimitteln um 10,7 Prozent, bei allgemeinen Krankenhausleistungen um 2,6 Prozent und bei Chefarztleistungen um 0,6 Prozent. Lediglich bei den zahnärztlichen Leistungen ergab sich ein Rückgang um 1,8 Prozent. 

„Diese Zahlen zeigen, dass die teils massiven politisch motivierten Vor­würfe an die Private Krankenversicherung, sie profitiere von der Coronakrise, unzutreffend sind“, erklärt Fachvorstand Roland Weber.“

„Die Beteiligung der privaten Krankenversicherung (PKV) an den krisenbedingten Zusatzzahlungen bei den Krankenhausentgelten, die Sondervereinbarungen mit der Bundesärztekammer und der Bundeszahnärztekammer zur Beteiligung am Mehraufwand für Hygienemaßnahmen und vieles mehr gleichen den Rückgang der Behandlungsfälle zu einem nicht unerheblichen Teil aus.“ Wenn Versicherte 2020 vorsichtshalber auf Behandlungen verzichteten, „werden im nächsten Jahr mehr Mitglieder eine Beitragsrückerstattung erhalten als bisher. Das ist vertraglich vereinbart“, ergänzte Weber.

Brahm lobt gute Strukturen

Deutschland habe laut Brahm beispielsweise mit Abstand die meisten Intensivbetten in der EU. Auch die hohe Zahl von Einbettzimmern in den Krankenhäusern, „die zur Isolierung von Corona-Infizierten wichtig sind“, gäbe es ohne die PKV nicht, sagt Brahm. Er hebt auch die Vorreiterrolle der PKV, insbesondere der Debeka, bei der Einführung von Video-Sprechstunden hervor. „Sie sind in der Corona-Pandemie stark gefragt und wären ohne unsere Initiative sicherlich nicht in ausreichendem Umfang verfügbar.“ Die Debeka bietet den Service seit 2017.

Einer Bürgerversicherung erteilt Brahm eine Absage: „Wer angesichts der aktuellen Erfahrungen noch immer nach einer staatlich organisierten Bürgerversicherung ruft, wie sie etwa in England mit dem „National Health Service“ besteht, verkennt die Folgen, die ein solches System auch in Deutschland für die Patienten hätte. Die Coronakrise zeigt einmal mehr: Wir können froh sein, dass wir mit unserem dualen System aus GKV und PKV ein so starkes und leistungsfähiges Gesundheitssystem haben. Wer daran etwas ändern will, bringt Deutschland in eine gefährliche Lage. Wir müssen nur über unsere Grenzen schauen und sehen, was passiert, wenn man Gesundheitssysteme ausbluten lässt.“   

Im ersten Halbjahr 2020 hat die Debeka Krankenversicherung laut Unternehmensangaben ihren Versicherungsbestand weiter ausgebaut. Mit 34.500 neu abgeschlossenen privaten Vollversicherungen wurde fast das Rekordergebnis des Vorjahreszeitraumes (35.600) erzielt, der Bestand an Vollversicherten stieg um 15.000 auf 2.454.000. Auch die Zusatzversicherungen liegen mit 16.000 Abschlüssen „auf Wachstumskurs“. „Dieser Erfolg ist auf das große Vertrauen der Kunden in die Debeka zurückzuführen, die auch in Vergleichstests und Ratings regelmäßig Spitzenplätze belegt“, erklärt Brahm. „Mehr als jeder vierte Privatversicherte ist Debeka-Mitglied. Ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr unseren Marktanteil von knapp 28 Prozent weiter ausbauen werden.“ 

Autor: VW-Redaktion