Allianz Rentenkompass: Portal für jedermann

Bild: Hat die Allianz den gesuchten Renten-Kompass gefunden? Bild von Mario Aranda auf Pixabay

Die Allianz hat ihren neuen Rentenkompass vorgestellt. Hier können Kunden und Nichtkunden künftig ihre Nettorente berechnen. Damit ist die Allianz deutlich schneller als der Staat, der eine säulenübergreifende Renteninfo plant.

Seit rund zwölf Wochen ist der Rentenkompass der Allianz online. Er soll die Kunden bei ihrer Rentenplanung unterstützen. „Wir haben ihn aber nun für alle Interessenten geöffnet“, erläuterte Allianzvorstand Alf Neumann bei der Vorstellung der neuen Plattform. Verträge der privaten und betrieblichen Altersvorsorge können Allianzkunden hier digital einspielen. Das System berechnet dann, wie hoch die Altersvorsorge im Alter ausfällt.

Nettorente durch Steuersimulation

„Dabei nutzen wir Hochrechnungen, die sich an einem mittleren Szenario orientieren“, erläuterte Neumann. Gibt der Kunde seine Rentenwunschvorstellung ein, errechnet das System einen Zielprozentwert und zeigt so eine mögliche Rentenlücke auf. „Wir haben bei der Darstellung auf Einfachheit gesetzt“, so Neumann. Das System rechnet die Nettorente aus. Das wird über eine Steuersimulation ermöglicht. „Demgegenüber wird die künftige, säulenübergreifende staatliche Renteninformation nur eine Bruttorente darstellen können“, erläuterte Neumann.

Keine Konkurrenz zur staatlichen Renteninfo

Der Rentenkompass der Allianz soll aber nicht in Konkurrenz zur digitalen Staatsrenteninfo treten. Über Verbände würde die Allianz an der sogenannten „Digitalen Rentenübersicht“ mitarbeiten. Die staatliche Plattform soll bei der Deutschen Rentenversicherung Bund als „Zentrale Stelle für die digitale Rentenübersicht (ZfDR)“ angesiedelt werden. Zwar soll noch 2020 ein Gesetz kommen, dass es ermöglicht über eine einheitliche Identifikation Daten jedem Rentenempfänger zuzuordnen, bis aber die Digitale Rentenübersicht tatsächlich startet, dürfte es noch dauern. „Zum Starttermin der staatlichen Renteninfo möchte ich keine Prognose abgeben“, sagte Neumann. Ambitioniert wäre aber, wenn Rentenversicherung und Privatunternehmen nach Schaffung gesetzlicher Grundlagen 2022 Daten auf die Plattform senden könnten. Diese Daten könnten dann gleichfalls in den Allianz Rentenkompass fließen.

Nichtkunden müssen tippen

Denn für Nichtkunden der Allianz Lebensversicherung ist das neue Portal wenig digital. Vorsorgedaten aus anderen Verträgen müssen weiterhin mühsam händisch eingetippt werden. Neumann: „Bei der privaten Altersvorsorge ist das aufgrund ähnlicher Standmitteilungen der Lebensversicherungen aber noch einfach. Sehr schwierig wird es bei der betrieblichen Altersvorsorge.“ Immerhin: Die staatliche Renteninfo kann per Smartphone fotografiert und dann ins Allianzportal übertragen werden. „Das war schon viel Arbeit, denn in den verschiedenen Bundesländern wird die Renteninformation des Staates unterschiedlich generiert“, sagte Dr. Sören Kupke, der bei der Allianz Lebensversicherung für das Portal zuständig ist. Eingeben können die Kunden auch ihr Immobilienvermögen und ihre Kapitalanlagen. Bei Tests hat die Allianz zudem festgestellt, dass der gemeinsame Renteneintritt für Ehepaare ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Kunden ist. „Daher kann man im System ausprobieren, was passiert, wenn der eine oder andere ein oder zwei Jahre früher oder später in Rente geht“, so Kupke.

Mehr Performance möglich

Rund 50.000 Kunden und 10.000 Interessenten hätten den Rentenkompass, der bisher nicht beworben worden wäre, bereits ausprobiert. Derzeit liegt die Kundennote bei 3,9. Hier gäbe es noch deutlich Luft nach oben, so die Verantwortlichen. Daher werde das System immer wieder überarbeitet und Kundenfeedback gerne gesehen. Für Fremdkunden wird es weiterhin sehr aufwändig sein, die eigenen Vorsorgedaten in das System zu geben. Zwar brauche man nach Einschätzung von Kupke nur rund 10 bis 15 Minuten für die Eingabe, doch die Suche und Zusammenstellung der verschiedenen Vorsorgeverträge dürfte deutlich mehr Aufwand bedeuten.

Nutzerdaten geschützt

Die Daten der Nutzer seien über ein Login-Passwort geschützt. Allianzberater könnten nicht darauf zugreifen. „Das geht derzeit nur, wenn der Kunde die Daten am Bildschirm zeigt“, sagte Neumann. An einer Überspielung werde aber gearbeitet. Spätestens dann dürfte der Charakter des Kompasses als Verkaufsmaschine deutlich werden. Versicherungsmakler können sich nämlich im System nicht listen lassen. Wer den Kompass aufruft, erhält direkt, wenn die Standortsuche freigegeben wurde, einen lokalen Allianzvertreter angezeigt.

Autor: Uwe Schmidt-Kasparek  

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