Bäte sieht Corona als digitalen Brandbeschleuniger
Die Allianz werde „diese Krise meistern, aber ein Rekordjahr wie 2019 wird 2020 nicht“, warnte Konzernchef Oliver Bäte die Aktionäre auf der ersten virtuellen Jahreshauptversammlung in der Unternehmensgeschichte. Während er die Folgen der Corona-Krise bislang nicht abzuschätzen vermochte, sieht er die Pandemie indes als Brandbeschleuniger für den digitalen Ausbau.
So habe sich allein die Zahl der virtuellen Besprechungen und Kundenberatungen in den vergangenen zwei Monaten verdreifacht. Das Motto „Einfach, digital, skalierbar“ hatte der Allianz-Vorstandschef bereits 2019 zur Unternehmensdevise proklamiert. Und dennoch: Die Pläne für einen Markteintritt der Allianz Direct in Spanien und Italien wurden wegen der aktuellen Krise mindestens um mehrere Monate verschoben.
Kritik gab es indes im Vorfeld an der geplanten Zahlung einer Dividende von 9,60 Euro an die Aktionäre. Finanzvorstand Giulio Terzariol begründete dies mit der hausintern geltenden Regel, dass die Hälfte des Jahresüberschusses an die Aktionäre ausgeschüttet werden solle. Das sei auch für das abgelaufene Jahr 2019 der Fall.
Dennoch trifft die Entscheidung auch auf Kritik: „Angesichts der momentanen Sachlage stellt sich die Frage, ob eine Erhöhung der Dividende das richtige Zeichen ist oder ob man die Dividende nicht auf dem Niveau des Vorjahres hätte belassen sollen“, wird Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), im Handelsblatt zitiert.
Größtes Sorgenkind ist für Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, hingegen die Absage zahlreicher Großveranstaltungen. So dürften die verschobenen Olympischen Spiele in Tokio die Allianz einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag kosten, so Finanzvorstand Terzariol.
Problematisch dürften auch die Folgen der Corona-Pandemie für die Hotellerie und die Gastronomie werden: So beteilige sich die Allianz zwar an „freiwilligen“ Zahlungen für pleitebedrohte Gastwirte und Hoteliers. „Was wir allerdings nicht leisten können, ist Versicherungsschutz, für den keine Prämie bezahlt wurde“, betonte Vorstandschef Bäte. „Das würde der Versicherungsbranche den Boden unter den Füßen wegziehen“, warnt der Allianz-CEO.
Und Finanzvorstand Terzariol ergänzt dazu laut Deutscher Presseagentur (dpa): „Die Allianz stellt den betroffenen Unternehmen freiwillig einen höheren zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung, obwohl kein Versicherungsschutz aus der Betriebsschließungsversicherung besteht“.
Autor: VW-Redaktion