„Wenn wir kurz unseren Senf zum Käse dazugeben dürfen“: Nominierte des Versicherungskäse 2020 kontern Kritik

Die Unternehmen wollen ihren "Senf" zur Nominierung zum Versicherungskäse dazugeben. Bild von fuji01 auf Pixabay

Es ist nicht alles Drama. Das wissen auch die Unternehmen, die mit der Nominierung des Schmähpreises „Versicherungskäse“, sagen wir einmal, ausgezeichnet worden sind. Die Nominierten nehmen die Kritik an ihrem Produkt leicht und kontern mit Fakten. Nicht die schlechteste Antwort.

Im Rahmen der 30. Wissenschaftstagung des BdV am 27. März in Berlin wird der „Käse“ von einer Fachjury verliehen, doch die drei Nominierten Ergo, Berliner Direkt Versicherung und LV1871 wollen nicht am Event partizipieren. Sie fühlen sich zu Unrecht auf dem Produktpranger platziert, tragen ihre Bürde aber locker.

Nehmen wir die Berliner, deren Flugumbuchungsversicherung „CleverFly“ / „CleverFly365“  habe laut Jury ein „besonders absurdes“ Verhältnis zwischen Prämie und Versicherungsleistung. Zum Beispiel seien für den Komfort-Schutz mit einer Leistung von 150 Euro knapp 24 Euro zu zahlen, empört sich die Jury. Zudem „verdopple sich der Preis“, wenn nicht innerhalb von einem Jahr gekündigt wird.

„Wenn wir kurz unseren Senf zum Käse dazugeben dürfen“, beginnt die Antwort des Versicherers und zeigt, dass man in Berlin zu lächeln versteht. Die zitierte Komfortvariante des Produktes koste 24 Euro, erstattet werden pro Versicherungsfall bis zu 150 Euro. Soweit sei die Ausführung der Jury korrekt“, aber „offenbar wurde übersehen“, dass damit „bis zu drei Versicherungsfälle pro Jahr versichert sind“.

Es werden also bis zu 450 Euro erstattet. Die Prämie betrage dann 5,3 Prozent vom Erstattungsbetrag, rechnet der Direktversicherer vor und hat noch einen Vergleich zur Hand: „Bei einer einfachen Reise-Rücktrittskostenversicherung beträgt die Prämie bei einer Reisepreisstaffel bis 450 Euro rund 30 Euro“. Sie belaufe sich damit auf etwa 6,5 Prozent des Erstattungsbetrags.

Und was ist mit der genannten Preisverdoppelung? „Da sich unser Produkt insbesondere an Vielflieger richtet, zum Beispiel Geschäftsreisende, die eine deutlich höhere Inanspruchnahme haben als Urlauber mit einer Rücktrittversicherung, wird das Produkt im Folgejahr teurer.“

Wie reagiert der Markt auf das Produkt und wird der Versicherer den Preis persönlich entgegennehmen, das waren offene Fragen von VWheute, die das Unternehmen wie folgt beantwortet: „Die Abschlusszahlen sind hoch, gleiches gilt für die Kundenzufriedenheit. Wir würden deshalb auf ein persönliches Entgegennehmen der Auszeichnung verzichten.“

Schade, aber so einfach kann eine gute Antwort aussehen.

Und was sagt die Ergo?

„Aufgrund unserer Leistungserfahrung können wir die Meinung des BdV nicht nachvollziehen. Antragsteller, bei denen Zahnersatz angeraten ist oder die bereits vor einer Zahnersatzmaßnahme stehen, erhalten in normalen Zahntarifen regelmäßig keinen Versicherungsschutz. Gerade diese Kunden suchen jedoch in der Situation eine Absicherung. Sie können den Tarif Zahn-Ersatz-Sofort abschließen und erhalten sofort die Versicherungsleistung“, erklärt ein Unternehmenssprecher.

Und weiter: „Bei Kunden, die ihre Zahnarztrechnung bei uns zur Leistungsabrechnung einreichen, liegt unsere Erstattung aus dem Tarif Zahn-Ersatz-Sofort im ersten Versicherungsjahr im Durchschnitt bereits im vierstelligen Euro-Bereich. Zudem haben wir im Tarif Zahn-Ersatz-Sofort wiederholt Fälle, bei denen wir über 10.000Euro erstattet haben. Bei den etwa auf unserer Website verwendeten beispielhaften zahnärztlichen Rechnungsbeträgen und der jeweiligen dazu angegebenen Erstattung aus dem Tarif Zahn-Ersatz-Sofort handelt es sich um realistische Beispiele“.

Die LV1871 gab sich indes eher zugeknöpft: „Zum jetzigen Zeitpunkt liegen uns keine Details zur Begründung für die Nominierung von MeinPlan Kids für den Versicherungskäse 2020 vor. Sobald uns Fakten vorliegen, werden wir diese prüfen“, erklärte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage von VWheute.

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Hubert Gierhartz

    Da kürt ein Verbraucherschützer jedes Jahr den „Versicherungskäse“ des Jahres aus. Dieser Verbraucherschützer hat zwei schöne Töchter. Die BdV Mitgliederservice GmbH eingetragen als Versicherungsvertreter und die BdV Verwaltungs GmbH eingetragen als Versicherungsberater.
    Alle drei sind unter einer Anschrift zu finden. Ist das nicht ein Widerspruch? Verbraucherschützer, Versicherungsvertreter und Versicherungsberater ?

    Im Jahre 2018 ist der „Versicherungskäse“an die Schülerversicherung in Baden-Württemberg gegangen.
    Warum? Diese Versicherung, die allerdings nur eingeschränkt auf den Schulbetrieb ist, leistet für
    1,00 € im Jahr folgende Leistung: Haftpflichtversicherung 3 Mio Euro pauschal, Unfallversicherung
    50.000 € Grundversicherungssumme 225 % Progression = 112.500 €, Garderobenversicherung Diebstahl
    und Zerstörung, Verwaltungskosten und die satten Provisionen an die Lehrerschaft.

    Vergleichen wir einmal das Angebot von der BdV-Mitgliederservice GmbH. Die Versicherungsmathematiker mögen mich bitte korrigieren, wenn ich falsch gerechnet habe.

    Die BdV Mitgliederservice GmbH verlangt für eine Kinderunfallversicherung 50.000 € Grundversicherungssumme mit 225 % Progression einen Jahresbeitrag von 24,50 € zzgl. einer in der Versicherungswirtschaft völlig unübliche jährliche Verwaltungsgebühr von 8,00 € = 32,50 € Jahresbeitrag. Der Versicherungsschutz gilt rund um die Uhr.

    Das Jahr hat 365 Tage a 24 Stunden = 8760 Stunden
    Die Schülerversicherung gilt nur für den Schulbetrieb 365 Tage minus (104 Samstage und Sonntage –
    60 Ferientage – 6 Feiertage = 170 Tage) verbleiben 195 Schultage

    Rechnet man 195 Schultage á 6 Stunden Schulbetrieb, dann bietet die Schülerversicherung für 1.170 Stunden im Jahr Versicherungsschutz. 1.170 Stunden sind 13,36 % der Jahresstunden – hierfür bietet die Schülerversicherung für 1 € Versicherungsschutz.

    Das heißt, dass die Unfallversicherung der BdV Service GmbH eigentlich großzügig gerechnet nur 8,00 € (genau 7,49 €) im Jahr kosten dürfte. Aber 8.00 € im Jahr berechnet die BdV Mitgliederservice GmbH alleine nur für die unübliche Verwaltungsgebühr.
    Jeder weitere Kommentar ist hier überflüssig.“Das zum „Versicherungskäse“ des Jahres.

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