Basler-Vorstand Julia Wiens: „Es macht mir Spaß, Verantwortung zu übernehmen“

Julia Wiens - Vorstand Finanzen/Kapitalanlagen der Basler Versicherungen Deutschland.

Julia Wiens ist bei der Basler als Vorstand für Finanzen und Kapitalanlagen verantwortlich. Im Gespräch mit der Versicherungswirtschaft hat sie offen und detailliert über, das Verhältnis zur Unternehmensmutter in der Schweiz, das Leben als Vorstand und Geschlechterklischees gesprochen – ein Auszug aus dem Interview, das in der kommenden Ausgabe der Versicherungswirtschaft erscheinen wird.

Versicherungswirtschaft: Frau Wiens, Sie sind für die Risikosteuerung und die Kapitalanlage zuständig. Wie schwierig ist es, in Zeiten von Mini-Zinsen den richtigen Mix aus Wagnis und Sicherheit zu finden? Nehmen Sie uns in Ihre Arbeit mit.

Julia Wiens: Auch wenn Risikosteuerung nicht in meiner originären Ressortverantwortung liegt, beschäftigen mich die Fragestellungen regelmäßig in meinen Arbeitsalltag. So sind Überlegungen zum Asset Liability Management schon seit langem ein zentraler Bestandteil in unserem Anlageprozess, insbesondere bei unserem Lebensversicherer mit den langfristigen Verpflichtungen. Unser Mix aus Rendite und Risiko ist passend dazu vergleichsweise stabil und langfristig ausgerichtet, kurzfristige Schwankungen sind nicht der primäre Treiber unserer Anlageentscheidungen.

Allerdings müssen wir wohl von einem länger anhaltenden Niedrigzinsumfeld ausgehen. Vor diesem Hintergrund prüfen wir sehr genau, wo wir unter Abwägung von Rendite und Risiko mehr ins Risiko gehen können. Im Vergleich zu unserer Asset Allocation von vor fünf bis zehn Jahren sind wir z. B. in unserem Portfolio von festverzinslichen Anleihen inzwischen bereit, in längere Laufzeiten, einen risikoreicheren Rating-Mix oder einen höheren Anteil an Unternehmensanleihen zu investieren, während wir im Bereich der Aktien nach wie vor zurückhaltend unterwegs sind.

Versicherungswirtschaft: Sie sind jetzt etwas über zwei Jahre bei der Basler Vorstand, mögen Sie kurz Bilanz ziehen, was lief gut, was nicht so gut und wie ist Ihr Fazit insgesamt?

Julia Wiens: Hätten Sie mich das am Ende meines ersten Jahres gefragt, hätte ich sicher verhaltener geantwortet. Der Wechsel in eine neue Funktion ist ja immer mit Herausforderungen verbunden; ein Wechsel in den Vorstand ist da natürlich besonders fordernd. Der Einstieg ist nicht nur vom Zeitaufwand her sehr intensiv gewesen, es war auch sonst ein Jahr voller Herausforderungen mit einem unerwartet schlechten Schadenverlauf und einigen Transaktionen. Jede Woche etwas zum ersten Mal zu machen wie „die erste Aufsichtsratssitzung“ oder „die erste Betriebsversammlung“ kostet viel Energie.

Aber diese Herausforderungen habe ich gemeistert, so dass ich insgesamt ein sehr positives Fazit ziehe. Es macht mir Spaß, Verantwortung zu übernehmen, das Unternehmen und die Ausrichtung mitzugestalten und Veränderungen einzuleiten. Dabei ist es immens wichtig, ein gutes Team zu haben, auf das man sich verlassen kann. Und das ist mir – mit ein bisschen Glück – auch sehr gut gelungen, mit einer guten Mischung aus internen, erfahrenen und jüngeren Kollegen sowie externer Verstärkung.

Versicherungswirtschaft: Wir beschäftigen uns viel mit der Förderung von Frauen in der Branche. Akteure wie Carolin Gabor, CCO Finleap, und Sofie Quidenus Wahlforss, CEO Omnius, bemängeln „geschlechtstypische Rollenklischees“, die den Mädchen suggerieren, dass Mathe und IT „etwas für Jungs ist und die das besser können“. Wie sehen Sie das und falls Sie zustimmen, was könnte dagegen getan werden?

Julia Wiens: Naja, bei Mathe und IT sind die Fans, unabhängig vom Geschlecht, nicht so weit verbreitet. Manchmal habe ich den Eindruck, es gilt als schick, wenn man zugibt, in Mathe in der Schule versagt zu haben. Diese Fächer könnten deutlich interessanter gestaltet werden, wenn aufgezeigt würde, was man alles mit Mathematik anfangen kann.

Die geschlechtstypischen Rollenklischees gehen meiner Meinung nach weit über Mathe und IT hinaus und sind tatsächlich tief gesellschaftlich verankert. Vieles nimmt man nicht mehr wahr, weil man damit aufgewachsen ist. Haben Sie sich z. B. mal die „Botschaften“ auf Kinder T-Shirts angeschaut? Auf Mädchen Shirts steht dann so etwas wie: Nice and sweet, Beauty Queen oder ähnliches, auf einem Shirt für Jungs unvorstellbar.

Letztlich können Rollenklischees nur abgebaut werden, in dem Gegenbeispiele sichtbar gemacht werden. Ich höre z. B. von Mitarbeiterinnen im Unternehmen, dass sie es motivierend finden, dass bei der Basler eine Frau im Vorstand ist. Das zeigt ihnen auf, was in diesem Unternehmen für eine Frau möglich ist.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

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