Die „Diesel-Skandal-Profis“ von Arag befinden sich auf dem Weg zu Rekordwachstum

Arag-Hauptsitz in Düsseldorf. Bildquelle: Arag

Die genaue Prüfung von Schäden im Zusammenhang mit dem Abgasskandal zahlt sich für den Arag-Konzern aus. „Wir und unsere Kunden sind überproportional erfolgreich“, sagte Vorstand Hanno Petersen vor der Presse. Bei der Arag wurden im Zusammenhang mit dem Dieselskandal bisher insgesamt 33.000 Schäden gemeldet.

Ausbezahlt habe man aber bisher nur 50 Mio. Euro – und davon seien durch Regressrückflüsse schon wieder 14 Mio. Euro in der eigenen Kasse. Der GDV hatte kürzlich bestätigt, dass sich der Abgasskandal zum größten Schaden in der Geschichte der deutschen Rechtsschutzversicherer mit einem Gesamtstreitwert von fast zehn Milliarden Euro ausgewachsen hat. Der Schadenaufwand liegt in der Branche bei aktuell 1,2 Milliarden Euro.

Dass die Arag als drittgrößter Rechtsschutzversicherer nicht stärker betroffen ist, führt Petersen darauf zurück, dass die Klageschriften eingehend von einem spezialisierten Team auf Konsistenz geprüft werden. „Unsere Volljuristen sind inzwischen Motorsteuerungsexperten – und sie verfolgen die Urteile.“ Petersen berichtet von Klageschriften, die offenbar aus Textbausteinen zusammengesetzt worden sind, und bei denen dann fälschlich durch „copy and paste“ mehrere Automodelle genannt werden. Er verweist auf Aussagen von Michael Kneist, Vorsitzender Richter am OLG Düsseldorf, der dies als „mangelhaft“ bezeichnet haben soll. „So etwas würde bei uns auffallen“, so Petersen.

Rekord voraus

Nach bisherigen, vorläufigen Zahlen steuert die Arag SE 2021 auf ein Jahr mit Rekordwachstum zu. „Wir werden bereits in diesem Jahr unser Wachstumsziel für 2022 erreichen“, sagte Vorstandssprecher Renko Dirksen. Der Konzern wachse 2021 voraussichtlich um 8,2 Prozent auf 2,0 Mrd. Euro Beitrag bzw. inklusive Nicht-Versicherungsgeschäft auf 2,03 Mrd. Euro Umsatz.

Auf dem deutschen Markt legt der Familienkonzern mit einem Plus von voraussichtlich um 7,6 Prozent auf 1,144 Mrd. Euro Prämie mehr als doppelt so schnell zu wie die Branche. Zum Wachstum trugen per Saldo 80.000 neue Kunden in Deutschland (Ende Oktober) und die „offensive Produktarbeit“ bei. Allein 2021 wurden sieben neue Produkte auf den deutschen Markt gebracht.

Im Rechtsschutz dürften die Beitragseinnahmen um sieben Prozent auf 1,23 Mrd. Euro zulegen. Im heimischen Rechtsschutzgeschäft wird mit einem Beitragsplus von 6,6 Prozent auf 444 Mio. Euro im selbst abgeschlossenen Geschäft gerechnet. Inklusive übernommenem Geschäft dürften die Beitragseinnahmen 486 Mio. Euro erreichen und sich der Marktanteil auf 10,5 (9,7) Prozent vergrößern. Das wachstumsstärkste Segment ist die Krankenversicherung, die vor allem durch neue Vollkostentarife um elf Prozent auf 480 Mio. Euro zulegen konnte.

Nach Aussagen des Vorstands werde das versicherungstechnische Ergebnis auf Vorjahresniveau liegen. Die Combined Ratio des Konzerns gibt Dirksen mit voraussichtlich 88,4 Prozent an. Von der Flutkatastrophe sei die Arag aufgrund ihres eher kleinen Hausrat- und Wohngebäudebestandes brutto mit etwa 25 Mio. Euro und netto mit drei Mio. Euro belastet. Im Rechtsschutz gebe es einige wenige Anfragen, aber noch keine Fälle.

Die Covid-19-bedingten Schäden vor allem im Rechtsschutz gingen von 16.600 im Vorjahr auf bislang 4.500 mit einem Schadenaufwand von 3,2 Millionen Euro zurück. Im Wesentlichen handelt es sich um Kostenübernahmen im Behörden-, Reise- und Arbeitsrechtsschutz.

Beim Kapitalanlageergebnis wird mit 75 Mio. Euro Ergebnis (2020: 78,5 Mio. Euro) gerechnet. Vor Steuern dürfte der Konzern zwischen 80 und 85 Mio. Euro Gewinn machen – nach 83,2 Mio. Euro im Vorjahr.

Autorin: Monika Lier

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