Gehen oder bleiben? Generali-Boss Donnet schützt sich mit guten Zahlen vor internem Gegenwind

Der Machtkampf um die Strategie und den Spitzenposten von Generali-Chef Philippe Donnet spitzt sich zu (Quelle: Generali)

Die Generali ist stabil unterwegs. Der italienische Versicherer hat im ersten Halbjahr dank guter Geschäfte mit Lebensversicherungen und Vermögensverwaltung mächtig zugelegt. Der operative Gewinn wuchs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf rund drei Milliarden Euro. Der 61-jährige CEO Phillippe Donnet wird die Ziele des Strategieprogramms „Generali 2021“ erreichen. Unumstritten ist der Top-Manager im Gegensatz zum Kaliber Bäte oder Buberl bei ihren Unternehmen dennoch nicht.

Nach Aussage von Donnet sei es zu früh, vor Abschluss seiner aktuellen Aufgaben im Rahmen der Strategieagenda „Generali 2021“ schon über die nächste Strategieperiode zu sprechen. Das hat seinen Grund. Laut Nachrichtendienst Bloomberg fordern einige italienische Aktionäre wie der Unternehmer und Vizevorsitzende Francesco Gaetano Caltagirone Veränderungen in Generalis Führungsstruktur.

Mit Unterstützung von Generalis führendem Investor Mediobanca rückte Donnet vor fünf Jahren als Nachfolger von Mario Greco an die Spitze des Versicherers. Zuvor führte der Franzose u.a. das Italiengeschäft.

Donnet fährt bei Generali einen durchaus harten Kurs aus Kostensenkungen, Fokus auf lukrativen Produkten und margenstarken Versicherungen sowie strikter Digitalisierung. Für Aufsehen sorgte auch die Übernahme des kleineren Rivalen Cattolica sowie des Malaysia-Geschäfts der Axa.

Der Manager setzte viele Hebel in Bewegung, um die Profitabilität des Unternehmens erhöhen. Die Ergebnisse sprechen momentan für ihn. Trotz Widerständen will er auf dem kommenden Investorentag im Dezember seinen neuen Plan vorstellen. 

So stieg der operative Gewinn im ersten Halbjahr 2021 um 10,3 Prozent auf rund drei Mrd. Euro. Unter dem Strich verdoppelte sich der Gewinn der Generali sogar nahezu auf gut 1,5 Mrd. Euro (Q2 2020: 775 Mio. Euro). Damit schnitt das Unternehmen besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet. Zudem stiegen die Prämieneinnahmen im Jahresvergleich um 5,5 Prozent auf fast 38,1 Mrd. Euro. In der Lebensversicherung und in der Vermögensverwaltung legte auch der operative Gewinn zu. Im Schaden- und Unfallgeschäft ging das operative Ergebnis wegen höherer Belastungen durch Naturkatastrophen hingegen leicht zurück. 

„Die heutigen hervorragenden Ergebnisse bestätigen, dass wir auf dem besten Weg sind, die ehrgeizigen Ziele des aktuellen Plans ‚Generali 2021‘ auch in diesem sehr schwierigen Umfeld erfolgreich umzusetzen. Das deutliche Wachstum, das in den ersten sechs Monaten des Jahres erzielt wurde, stärkt die Position der Generali als europäischer Marktführer – dank der operativen Exzellenz, der Beschleunigung unserer digitalen Innovation und der Qualität unseres Vertriebsnetzes. Wir werden weiterhin mit einem noch stärkeren Fokus voranschreiten, Lifetime Partner zu werden, und den Ehrgeiz, die Leidenschaft und die Energie unserer 72.000 Kolleginnen und Kollegen sowie unserer 165.000 Vertriebspartner weltweit nutzen. Wir freuen uns darauf, den neuen Plan auf dem Investor Day am 15. Dezember vorzustellen.“

Philippe Donnet, Vorstandsvorsitzender der Generali

Vor einem Jahr hatte die Generali noch – wie viele andere Versicherer – hohe Schäden infolge der Corona-Krise schultern müssen. Dennoch schloss der italienische Versicherungskonzern das Corona-Jahr 2020 mit dem besten operativen Ergebnis in der Unternehmensgeschichte ab. Dank zweistelligen Wachstumsraten in der Schaden- und Unfallversicherung und einer brummenden Vermögensverwaltung verbuchte der Versicherer ein Plus von 0,3 Prozent auf 5,2 Mrd. Euro. Der Gewinn indes brach um 34,7 Prozent auf 1,744 Mrd. Euro ein.

Die Generali begründet den Gewinneinbruch vor allem mit den Finanzmarktturbulenzen infolge der Corona-Pandemie und der teuren Beilegung eines Streits um den Verkauf der schweizerischen Bank BSI. Die Schaden-Kostenquote sank dennoch um 3,5 Prozentpunkte auf 89,1 Prozent (2019: 92,6 Prozent).

Trotz Corona-Belastungen will die Generali außerdem an ihren Umweltschutzzielen festhalten und daran mitarbeiten, die globale Erwärmung zu verlangsamen und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Aktuell hat das Unternehmen eine Aufforderung an die EU-Regierungen für mehr Klimaschutz unterzeichnet. Es soll der Rahmen für eine klimaresistentere Erholung festgelegt werden, der grüne Investitionen ermöglicht, die erforderlich sind, um bis 2050 klimaneutral zu werden.

Dennoch wurde in den vergangenen Monaten immer wieder an wichtigen personellen Schaltstellen gearbeitet. So hat etwa Frederic de Courtois, bisheriger General Manager, den Versicherer nach elf Jahren zum 1. Februar verlassen. Timothy Ryan, bislang CIO und CEO Asset & Wealth Management, schied zum 1. März 2021 aus. Ebenfalls zum 1. März 2021 übernahm Sandro Panizza die neu geschaffene Position des Group Chief Insurance & Investment Officer. Bruno Scaroni wurde zum 1. Februar 2021 neuer Group Chief Transformation Officer. Giancarlo Fancel, derzeit Chief Financial Officer von Land Italien & Global Business Lines, wurde zum 1. März 2021 neuer Risikovorstand der Generali. Carlo Trabattoni soll ebenfalls zum 1. März 2021 – als CEO Asset & Wealth Management – die Aktivitäten der Vermögensverwaltungsgesellschaften der Gruppe und der Banca Generali koordinieren.

Ob es beim Investorentag im Dezember erneut zu personellen Veränderungen kommen wird, bleibt also abzuwarten. Sollte Donnet seinen bislang erfolgreichen Kurs weiter fortsetzen, wird es hingegen schwer, ihn im Amt des Vorstandsvorsitzenden abzulösen.

Quelle: VW-Redaktion

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