HDI-Vorstand Patrick Dahmen: „Wir wollen nicht, dass Eimalbeitragsprodukte von der Kapitalanlagerendite des Bestandes profitieren“

Patrick Dahmen, langjähriger Vorstand verschiedener deutscher Lebensversicherer, jetzt Senior Advisor und CEO InsurLab Germany. Bildquelle: HDI

Die Lebensversicherung wächst – vor allem aber dank der Einmalbeiträge. Und dennoch: „Wir werden Einmalbeitragsprodukte auch künftig nur dann anbieten, wenn wir einen positiven Ergebnisbeitrag für unsere Kunden und Vertriebspartner sowie unser Unternehmen generieren können“, betont Patrick Dahmen, Vorstandschef der HDI Leben, im Gespräch mit VWheute.

VWheute: Die HDI hat im Januar die Mehrheit an Community Life übernommen. Sie wollten die Technologie für Vertriebspartner und Endkunden weiterentwickeln. Was ist seitdem geschehen?

Patrick Dahmen: Wir haben die internen Strukturen geschaffen und die Vernetzung zwischen Community Life und HDI Leben hergestellt. Uns war es von Anfang an wichtig, optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, die es beiden Teams ermöglicht, gemeinsam und auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten. Das ist aus meiner Sicht, eine entscheidende Voraussetzung, um die besten Lösungen für unsere Vertriebspartner und Kunden zu entwickeln. Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck an der Produktentwicklung. Schließlich wollen wir im dritten Quartal die ersten Biometrie-Produkte auf den Markt bringen.

VWheute: Ist die Technisierung der Altersvorsorge der moderne Vertriebsweg, eine Kostensparmöglichkeit oder steckt etwas anderes dahinter?

Patrick Dahmen: Wir erleben eine hohe Dynamik im Markt. Digitale Plattformen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das Kundenverhalten verändert sich nachhaltig und auch die Erwartungshaltung der Vertriebspartner wandelt sich. Am Ende dieser Entwicklung erwarten sie einen effizienteren und innovativeren Versicherungspartner an ihrer Seite. Dazu gehören neben erstklassigen Services noch mehr Schnelligkeit, wie sie es aus anderen Branchen inzwischen gewohnt sind – Stichwort Amazon. Schnelle Reaktionszeiten, eine zügige Bearbeitung von Schadenfällen sowie einfache Onlineberatungs- und -abschlussstrecken sind heute ein Muss. Alles andere sind K.-o.-Kriterien im Wettbewerb.

Daher ist Digitalisierung kein Selbstzweck, sondern alternativlos. Ich bin überzeugt, dass Geschäftsmodelle, die nicht auch eine digitale Distributionsform haben, rasch an ihre Grenzen stoßen werden. Die Zahl der hybriden Kunden, die sich online informieren – für den Abschluss jedoch die persönliche Beratung wünschen, bilden heute schon die größte Gruppe, daher ist und bleibt der personelle Vertrieb weiterhin wichtig. Die Zahl der Verbraucher, die ihren Bedarf bevorzugt digital abwickeln, wächst stetig weiter und hier müssen wir zeitgemäße Antworten bieten.

VWheute: Generell gibt es in der Branche einen Trend hin zum Einmalbeitrag. Wie ist es da bei Ihnen, wie verändert sich dadurch das Angebot und die Kalkulation?

Patrick: Dahmen: Anders als viele Mitbewerber haben wir das Einmalbeitragsgeschäft in den letzten Jahren nur dann angeboten, wenn sich das Produkt selbst trägt – also ohne Zuhilfenahme des Bestandes auch für uns rechnet. Wir wollen nicht, dass Eimalbeitragsprodukte von der Kapitalanlagerendite des Bestandes profitieren. Diese Strategie setzten wir auch in Zukunft fort. Wir werden Einmalbeitragsprodukte auch künftig nur dann anbieten, wenn wir einen positiven Ergebnisbeitrag für unsere Kunden und Vertriebspartner sowie unser Unternehmen generieren können. Unter Wahrung dieser Rahmenbedingungen wollen wir das Geschäft auch ausdehnen.

VWheute: Ein weiterer Trend sind grüne „AV-Produkte“, wie hat sich die HDI positioniert, was ist geplant?

Patrick Dahmen: Das Thema Nachhaltigkeit hat bei den Kunden enorm an Bedeutung gewonnen. Nachhaltigkeit ist kein Zukunfts-, sondern ein Gegenwartsthema, das heutige Kaufentscheidungen stark beeinflusst. Daher spielt es in der Beratung auch heute bereits eine größere Rolle als bislang – sowohl im Kundengespräch als auch in Fragen der Transparenz. Anfang des Jahres haben wir unser Angebot an Nachhaltigkeitsfonds stark ausgebaut.

Innerhalb unserer gesamten Fondsauswahl verfolgt etwa jeder vierte davon einen nachhaltigen Ansatz – mehr als bei den meisten anderen Mitbewerbern. Das hat auch Auswirkungen auf die Produktentwicklung. So greift unsere neue Fondspolice CleverInvest das Thema Nachhaltigkeit sehr aktiv auf.

Zudem sind wir auch auf Konzernebene nachhaltig aufgestellt. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Talanx bzw. HDI-Gruppe zeigt sich in konkreten Projekten: Beteiligung am größten Offshore-Windkraft-Projekt Deutschlands sowie an mehreren Solarparks in Spanien. Die Talanx-Gruppe fördert weltweit nachhaltiges Wirtschaften.

In der Versicherungstechnik sowie in der Kapitalanlage berücksichtigen wir ESG-Kriterien. Hierzu gehören beispielsweise die zehn universellen Prinzipien des UN Global Compact, den wir als Unternehmen unterstützen, oder auch die Gestaltung entsprechend nachhaltiger Versicherungsprodukte.

Die Lebensversicherer von HDI Deutschland, zu der die HDI Lebensversicherung gehört, sind außerdem Gründungsmitglieder der neuen Branchen-Initiative Nachhaltigkeit in der Lebensversicherung (BINL) von infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH. Das Thema ist uns also sehr wichtig.

VWheute: Welche Trends sehen Sie auf dem AV-Markt und wie wollen Sie diesen gerecht werden?

Patrick Dahmen: Abgesehen vom Thema Nachhaltigkeit, stellen wir auch einen Wandel fest in der Einstellung der Kunden zu Garantien in der Altersvorsorge. Bei vielen Menschen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass gerade beim aktuellen Zinsniveau Garantien Geld kosten und zulasten der Renditechancen gehen. Hier vollzieht sich offenkundig ein Generationswechsel. Durch die Corona-Erfahrung sind Anlagen am Kapitalmarkt besonders im Rahmen von Vorsorgeprodukten für Sparer interessanter geworden. So werden die langfristigen Chancen kapitalmarktbasierter Angebote wie insbesondere Aktien und Fonds höher gewichtet als die kurz- und mittelfristig möglichen Kursschwankungen an der Börse.

Zudem wünschen sich Kunden ein noch größeres Maß an Transparenz sowie eine starke Flexibilität – ich spreche daher gerne auch von einem Renten-Konto. Einfachheit und Verständlichkeit sind zusätzliche wichtige Eigenschaften. Hier müssen wir weiter daran arbeiten Komplexität abzuschaffen, denn – wenn wir ehrlich sind – bislang sind Versicherer Meister der Komplexität.

VWheute: Wenn Sie heute ein AV-Produkt entwerfen, welche Bestandteile müssen in das Paket?

Patrick Dahmen: Es sollte renditestark sein, mit einer Flexibilität, die keine Wünsche offenlässt. Das Produkt sollte sich durch eine intelligente, leistungsstarke und nachhaltige Fondsauswahl auszeichnen sowie eine absolut wettbewerbsfähige, transparente und faire Kostenstruktur besitzen. Also nichts Geringeres als eine Fondspolice, die eine Antwort auf das Niedrig- bzw. Nullzinsumfeld gibt. Optional sollte sie eine Berufsunfähigkeitszusatzversicherung ohne Gesundheitsprüfung bieten, die im Krankheitsfall die Fortzahlung der Beiträge für die Altersvorsorge sichert. On top sollte das Produkt effiziente und volldigitale Prozesse bieten. So wie unsere neue Fondspolice CleverInvest, die wir Anfang des Jahres eingeführt haben.

CleverInvest enthält alle vorgenannten Bestandteile, die eine zeitgemäße und intelligente Vorsorge heute beinhalten muss: Mit CleverInvest können Kunden höhere Renditen erzielen – durch eine individuelle Anlagestrategie in leistungsstarken Fonds und ETFs – darunter rund 30 Nachhaltigkeitsfonds. Und sie bekommen eine in dieser Form noch nie da gewesene Flexibilität bei Einzahlungen und Auszahlungen sowohl in der Anspar- als auch in der Rentenphase. Unsere Fondspolice besticht durch ein Zusammenspiel aus innovativer Fondsselektion, volldigitalen Prozessen sowie geringen Produktkosten. Kurzum CleverInvest ist ein modernes Rentenkonto und damit das richtige Produkt zur richtigen Zeit.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

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