Global Risk Report: „Das größte langfristige Risiko bleibt die Untätigkeit beim Klimawandel“
Die Folgen der Pandemie verstärken gesundheitliche, wirtschaftliche und digitale Ungleichheiten. Dies geht aus dem jüngsten Risiko-Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) hervor, an dem auch die Zurich Gruppe mitgearbeitet hat. Der Schweizer Versicherer warnt mit Blick in die Zukunft vor allem vor dem Klimawandel. Es gebe keinen Impfstoff gegen Klimarisiken.
Laut Report können die gegenwärtigen Gefahren die globale Zusammenarbeit behindern, die notwendig ist, um langfristige Herausforderungen wie die Umweltzerstörung anzugehen. Beim Zugang zu Technologien und um digitale Fähigkeiten bestehe zudem die Gefahr, dass sich die Kluft zwischen den „Begünstigten“ und den „Benachteiligten“ vergrößert und den sozialen Zusammenhalt infrage stellt. Dies wird vor allem junge Menschen weltweit betreffen, da diese Gruppe mit der zweiten globalen Krise innerhalb einer Generation konfrontiert ist und womöglich im nächsten Jahrzehnt keinerlei Chancen geboten bekommt.
So könnten die Folgen der Pandemie dazu führen, dass vielen Unternehmen und ihren Belegschaften der Zugang zu den Märkten der Zukunft verwehrt bleibt, heißt es weiter. Während diese potenziellen Ungleichheiten zu einer gesellschaftlichen Spaltung innerhalb der Staaten führen könnten, behindern die zunehmend angespannten und fragilen geopolitischen Aussichten auch die globale Erholung, wenn mittelgroßen Mächten ein Mitspracherecht verweigert wird.
„Das größte langfristige Risiko bleibt die Untätigkeit beim Klimawandel. Es gibt keinen Impfstoff gegen Klimarisiken, daher müssen sich die Wiederaufbaupläne nach der Pandemie auf Wachstum konzentrieren, das mit der Nachhaltigkeitsagenda in Einklang gebracht wird, für einen besseren Neuanfang.“
Peter Giger, Risikovorstand der Zurich Gruppe
Mit Blick auf das nächste Jahrzehnt dominieren auch hier Umweltrisiken, bezogen auf Auswirkungen und Eintrittswahrscheinlichkeit, so die Studienautoren von Marsh und der Zurich. Gesellschaftliche Brüche, Unsicherheiten und Ängste werden es demnach schwieriger machen, das Maß an Koordination zu erreichen, das notwendig ist, um die fortschreitende Schädigung des Planeten anzugehen.
„Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 werden die Art und Weise, wie Unternehmen mit Kunden und Kollegen interagieren, noch lange nach der Einführung des Impfstoffs beeinflussen. Mit der Umgestaltung der Arbeitsplätze durch die Unternehmen entstehen neue Schwachstellen. Die rasante Digitalisierung führt zu einem exponentiellen Anstieg der Cyberrisiken, die Unterbrechung der Lieferkette verändert die Geschäftsmodelle radikal, und die Umstellung auf Arbeit im Home Office geht für die Mitarbeiter mit einem Anstieg ernster Gesundheitsprobleme einher. Jedes Unternehmen muss seine Strategien zur Risikominderung verstärken und ständig überprüfen, wenn es seine Widerstandsfähigkeit gegenüber zukünftigen Krisen verbessern will“, sagt Carolina Klint, Risk Management Leader, Kontinentaleuropa bei Marsh.
„Die Pandemie im Jahr 2020 war ein Stresstest, der die Grundfesten von Volkswirtschaften und Gesellschaften weltweit erschütterte. Die Wiederherstellung der Widerstandsfähigkeit gegenüber systemischen Schocks wird erhebliche finanzielle Mittel, internationale Zusammenarbeit und einen größeren sozialen Zusammenhalt erfordern. Die Widerstandsfähigkeit wird auch vom weiteren Wachstum der weltweiten Konnektivität abhängen, denn wir wissen, dass Volkswirtschaften, die früh digitalisiert haben, im Jahr 2020 relativ gesehen besser abgeschnitten haben. Wenn sich der weitere Einsatz von 5G und KI als Wachstumsmotor erweisen soll, müssen wir jedoch dringend digitale Gräben überbrücken und uns mit ethischen Risiken befassen“, ergänzt Lee Hyung-hee, President, Social Value Committee der SK Group.
„Die Beschleunigung der digitalen Transformation verspricht große Vorteile, wie zum Beispiel die Schaffung von fast 100 Millionen neuen Arbeitsplätzen bis 2025. Gleichzeitig könnten jedoch durch die Digitalisierung rund 85 Millionen Arbeitsplätze verdrängt werden. Da 60 Prozent der Erwachsenen immer noch keine digitalen Grundkenntnisse haben, besteht die Gefahr, dass bestehende Ungleichheiten vertieft werden“, betont Peter Giger, Risikovorstand der Zurich Gruppe.
AGCS: Unternehmen fürchten vor allem die Folgen einer Betriebsunterbrechung
Glaubt man dem jüngsten Risiko-Barometer des Industrieversicherers AGCS, fürchten die befragten Unternehmen vor allem die Betriebsunterbrechung und investieren mehr in Sicherheit. Die befragten nationalen und internationalen Unternehmen bewerten die Gefahren für ihre Unternehmen sehr ähnlich. In der Reihenfolge der drei Hauptgefahren gibt es lediglich bei der Cybergefahr eine minimale Verschiebung.
„Während die Pandemie viele Länder auf der ganzen Welt weiterhin fest im Griff hat, müssen wir uns auf häufigere Extremszenarien einstellen – beispielsweise einen globalen Cloud-Ausfall oder Cyberangriff, Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels oder sogar einen weiteren Seuchenausbruch.“
Joachim Müller, Vorstandsvorsitzender von AGCS
Die Gefahr eines Hackerangriffes wird in Deutschland stärker eingeschätzt als weltweit. Eine leichte Anomalie, die nicht durch Zahlen gedeckt ist. Es gäbe keine Länder-Hotspots, in denen Unternehmen besonders stark oder oft von Hackern angegriffen werden, sagt Jürgen Wiemann, Regionaler Leiter der Sachversicherung bei der AGCS in Zentral- und Osteuropa, bei der Vorstellung der Studie.
Autor: VW-Redaktion