Mumenthaler, Bäte, Buberl im Fokus: Wie zufrieden sind Swiss Re, Axa und Allianz mit ihren Chefs?

Diesen Donnerstag und Freitag präsentieren die Big Player Axa, Swiss Re und Allianz ihre Bilanzzahlen. Auch deren CEOs Thomas Buberl, Christian Mumenthaler und Oliver Bäte stehen dann wieder verstärkt im Rampenlicht. Und obwohl die drei Manager mit ihren Konzernen unterschiedliche Schwerpunkte in ihren strategischen Agenden setzen, sind sie doch im Schicksal vereint. Sie müssen performen – unabhängig von Sympathien innen oder außen. Die Zahlen müssen stimmen.

Allianz: Versicherungstanker auf Modernisierungskurs

Bleibt Oliver Bäte ein Outperformer? Das Handelsblatt kürte Konzernchef Oliver Bäte unlängst zum Manager des Jahres 2019. 2018 lieferte Bäte einen neuen Rekordgewinn ab. Zudem glänzt die Allianz seit Jahren mit überdurchschnittlichen Dividendenrenditen. Das Ziel: Der Versicherungstanker Allianz soll kundenzentrierter, digitaler, schlanker und damit noch profitabler werden. Dabei heißen seine Herausforderer nicht Axa, sondern Amazon, Google und Ping An.

Dafür nimmt der amtierende Allianz-Chef mächtig Geld für Kooperationen mit Insurtechs in die Hand. Unter Bätes Ägide wurde die Digitaltochter Allianz X gegründet, die Anteile an mehr als 15 Firmen gekauft hat, darunter an der Berliner Smartphone-Bank N26. Dass gleichzeitig der Riesenmarkt China ins Auge gefasst wird, ist nur folgerichtig.

Mindestens ebenso wichtig wie eine tragfähige Zukunftsstrategie ist der Rückhalt der Belegschaft – und da gibt es gerade in München Nachholbedarf. Lediglich 37 Prozent stimmten in der letzten Mitarbeiterbefragung von 2018 in Deutschland der Aussage zu, dass die Unternehmensleitung eine Vision für die Zukunft kommuniziert hat, die sie motiviert. Dazu tragen besonders solche Sätze bei: „Die, die nicht mitmachen wollen, muss man nach Hause schicken.“ Das sagte Bäte wirklich. Hintergrund war der digitale Umbau im Konzern.

Dabei schreckt der Allianz-Chef auch vor dem deutschen Heimatmarkt nicht zurück. Im November 2019 berichtete das Manager-Magazin unter Berufung auf Unternehmenskreise, dass Bäte die Deutschland-Holding wieder auflösen will. Demnach soll das operative Geschäft womöglich schon 2020 in zwei Teile gepackt werden. So würde der Vertrieb wohl der Sachversicherungstochter zugeschlagen, die Krankenversicherung könnte in die Lebensversicherung eingegliedert werden. Die Allianz wollte damals laut Bericht keine Stellungnahme zu den Plänen keine Stellung abgeben.

Eines kann man Bäte jedenfalls nicht vorwerfen: Er schreckt nicht vor neuem zurück und bricht auch radikal mit alten Strukturen, wenn nötig. Dass der Allianz-Chef als einziger Dax-CEO auch auf Instagram vertreten ist, erscheint allenfalls als Randnotiz im großen Ganzen des digitalen Wandels. „Ich möchte verstärkt junge Leute, Millenials, Frauen erreichen, sie für die Allianz interessieren oder gar begeistern, von ihnen lernen“, so Bäte. Dafür sei Instagram „eine kommunikative Wundertüte“.

Trend: Sein Kurs dürfte ihm recht geben: Für 2019 erwarten die Analysten einen Gewinn von rund 2,6 Mrd. Euro. Die VWheute-Überschrift „Oliver der Outperformer“ dürfte sich daher am Freitag erneut bestätigen.

Axa: Konsolidierungskurs nach der Großübernahme

Bescheidenere Brötchen – oder Croissants – dürfte indes der französische Axa-Konzern unter der Führung seines deutschen CEO Thomas Buberl backen. Der einstige Wunderknabe schaffte etwas, was bislang noch keinem vor ihm gelang: Mit Anfang 40 stand er als erster Deutscher überhaupt an der Spitze eines französischen Weltkonzerns.

Nach knapp 17 Jahren Henri de Castries wollte Buberl nichts weniger als die Maßstäbe neu definieren, „redefining insurance“ lautet passend dazu der Werbe-Claim. Ein deutscher Manager an der Spitze eines französischen Unternehmens ist nach wie vor alles andere als ein Selbstverständlichkeit.

Zu groß sind jenseits des Rheins die Vorbehalte, was nicht nur historisch unterlegt ist. Auch die Mentalitäten sind deutlich verschieden: Diplomatische Konzilianz drüben, forsch-direkte An- und Aussprache hüben. Doch der fließend französisch sprechende Buberl vereint als geborener Rheinländer beide Lebenswelten in seiner Person.

Für einen echten Paukenschlag, der weit über die Branchengrenzen hinaus Beachtung fand, sorgte Buberl jüngst mit der milliardenschweren Übernahmen des Industrie- und Rückversicherers XL Group von den Bermudas im März 2018.

Damit machte der Manager die Axa mit einem Schlag zum größten Industrieversicherer der Welt. Ob sich das mehr als fünfzehn Milliarden Dollar teure Investment rechnet, wird erst die Zukunft zeigen, aber ein Abstand zum Dauerrivalen Allianz ist immerhin geschafft. „Thomas der Eroberer“ nannte das Manager-Magazin Buberl daraufhin, weil er als deutscher Manager einen französischen Konzern mit einem bermudanesischen Unternehmen verschmolz.

Gleichzeitig hat Buberl nur die Zukunftsmärkte im Blick – und diese befinden sich vor allem in Asien. Um dort Fuß zu fassen, muss man sich vom Ballast trennen. Daher verkauft Axa konsequent alles, was nicht profitabel erscheint. Nun will sich der Versicherer von den Töchtern in Polen, Tschechien und Slowakei trennen. Auch im Nahen Osten soll Medienberichten zufolge das Geschäft verkauft werden.

Offenbar plant Buberl auch, das soziale Engagement der Axa auszubauen, er selbst ging mit gutem Beispiel voran und half in Paris bei der Renovierung eines Hausbootes für Obdachlose – unterstützt wurde er von seinen Vorstandskollegen. Die Axa gehört unter Buberls Führung zu einer Initiative von 18 Großunternehmen, die eine „inklusivere Wirtschaft“ als Ziel ausgegeben haben.

Trend: An der Übernahme von XL Catlin dürfte die Axa noch einige Jahre zu schlucken haben. 2018 hatte die Übernahme jedenfalls den Gewinn des Konzerns deutlich verhagelt. Demnach stieg der Umsatz zwar um vier Prozent auf 102,9 Mrd. Euro. Der Gewinn ist hingegen um zwei Drittel auf 2,140 Mrd. Euro (VJ: 6,209 Mrd.) eingebrochen. Dennoch verteidigt Buberl die Übernahme: „Axa und XL sind sehr unterschiedliche Tiere. Man muss viel Zeit mit Menschen verbringen und sie emotional an das neue Ensemble binden.“ Die morgigen Bilanzzahlen für 2019 werden jedenfalls Auskunft über den aktuellen Wasserstand geben.

Swiss Re: Trotzen gegen das Klima

Praktisch zeitgleich zur Axa wird auch die Swiss Re einen Einblick in ihre Geschäftsbilanz für 2019 geben. Dabei agiert deren Chef Christian Mumenthaler seit seinem Amtsantritt 2016 so, wie man es eigentlich auch vom Schweizer Rückversicherer kennt: glaubwürdig und überraschungsfrei. Dabei treiben den Versicherungschef vor allem die Folgen des Klimawandels um.

So verwundert es nicht, dass er sich auch gleich zu einem Vorreiter im Kampf für ein besseres Klima aufschwingt. „Ich bin Physiker, insofern war mir diese Thematik schon lange bewusst. Zu Hause haben wir schon seit mehr als zehn Jahren eine Pelletsheizung mit Solaranlage und kaufen nur Ökostrom ein. Zudem haben wir ein Elektroauto. Trotzdem fahre ich jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit, weil ich noch nie gerne Auto gefahren bin. Aber auf das Fliegen kann ich in meiner Rolle natürlich nicht verzichten, deswegen sehe ich mich auch nicht als Vorbild. Das Fliegen bleibt eine der schlimmsten Umweltsünden“ konstatierte er vor dem Hintergrund des Rendez-vous de Monte Carlo gegenüber dem Handelsblatt.

Allein 2018 haben die Naturkatastrophen der Swiss Re den Gewinn kräftig verhagelt. Auch im laufenden Jahr macht das Klima dem Rückversicherer spürbar zu schaffen. So stieg der Gewinn in den ersten neun Monaten zwar um satte 23 Prozent auf 1,34 Mrd. Dollar.  Auch die Prämieneinnahmen stiegen im gleichen Zeitraum um zehn Prozent auf 28,4 Mrd. US-Dollar. Gleichzeitig musste die Swiss Re bereits 1,1 Mrd. Euro allein für Naturkatastrophen aufbringen.

Auch die menschengemachten Katastrophen schlugen bislang mit rund 310 Mio. US-Dollar zu Buche. Diese entfallen vor allem auf die Folgen des Flugzeugabsturzes der Ethiopian Airlines und des anschließenden Flugverbots für alle Maschinen des Typs Boeing 737 MAX. Hinzu kommen die Schäden durch die Zwangsliquidation von Thomas Cook.

Hinzu kommt allerdings auch manch hausgemachtes Problem – allen voran die ehemalige Tochtergesellschaft ReAssure. Im Sommer hatte die Swiss Re den ursprünglich angedachten Börsengang abgesagt. Stattdessen gab der Rückversicherer Anfang Dezember 2019 deren Verkauf an die britische Phoenix Group bekannt. Dabei wurde die Transaktion mit etwa 3,25 Mrd. Pfund (etwa 3,8 Mrd. Euro) bewertet.

Trend: Der Konzern strich zunächst den zweiten Teil seines milliardenschweren Aktienrückkauf. Erst im Februar dieses Jahres hatte der Rückversicherer schließlich sein Aktienrückkaufprogramm offiziell abgeschlossen. Dafür soll die Dividende jedoch stabil bleiben – gilt diese für Mumenthaler als „heilig“. Wie heilig diese dem Schweizer sein dürfte, wird die Öffentlichkeit spätestens morgen früh wissen.

Autor: VW-Redaktion

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