Besitzstände in der bAV: Arbeitnehmer radikaler als ihre Chefs

Dürfen die bAV-Besitzstände älterer Mitarbeiter angetastet werden? Bild von Reimund Bertrams auf Pixabay

Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber halten Besitzstandsdenken für eine Hürde, um eine gerechtere Altersversorgung zu erreichen. In der Praxis sind die meisten dafür, in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) die erworbenen Rentenansprüche der älteren Generation nicht anzutasten. Doch es gibt auch klare Gegentendenzen, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt.

Erworbene Ansprüche älterer Arbeitnehmer sollen bestehen bleiben – werden teils aber auch als Hürden für gerechtere Betriebsrenten betrachtet. 72 % der Arbeitnehmer denken, dass weniger Besitzstandsdenken in der bAV allen Arbeitnehmern nutzen würde. Ein genauso großer Anteil (73 %) aber findet, dass ältere Arbeitnehmer ihre Ansprüche auch verdient haben. Dieses Dilemma offenbart eine repräsentative Online-Befragung des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Aon.

bAV-Gerechtigkeit in AON-Umfrage. Quelle: AON

Arbeitnehmer kritisch gegenüber den Alten

Danach sind es mit 72 % sogar mehr Arbeitnehmer als Arbeitgeber (58 %), die Besitzstandsdenken als hinderlich für notwendige Änderungen in der betrieblichen Altersversorgung erachten. Und es sind auch mehr Arbeitnehmer (57 %) als Arbeitgeber (47 %), die einen solidarischen Beitrag älterer Mitarbeiter für notwendig halten, um eine gerechtere Altersversorgung in der Praxis umzusetzen. Im gleichen Zug aber will die große Mehrheit der Arbeitnehmer (82 %) und der Arbeitgeber (87 %) am Bestandsschutz für Versorgungsansprüche seitens der älteren Arbeitnehmer festhalten.

bAV-Gerechtigkeit in AON-Umfrage. Quelle: AON

 „Unsere Studie zeigt deutlich, dass der Generationenkonflikt im deutschen Rentensystem beginnt, das Klima in den Unternehmen zu belasten, erklärt Simon Mayer, Principal bei Aon. Insbesondere unter jüngeren Arbeitnehmern mache sich „Unmut über die künftige Altersversorgung breit“. Doch er sagt auch: „Die betriebliche Altersversorgung bietet viel kreativen Handlungsspielraum, um hier zu neuen, wirksamen Lösungen zu kommen, die gerechter für alle sind. Er muss nur konsequent genutzt werden.“

Zur Aon-Studie „Generationengerechtigkeit und Altersversorgung“: Online-Befragung des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Aon aus dem Frühjahr 2021. Rund 1.000 Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 65 Jahren aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern nahmen daran teil. Parallel befragte Aon 119 Führungsverantwortliche zum gleichen Thema.

Autor: VW-Redaktion