Aktuare lehnen schnelle Anpassung des Höchstrechnungszinses ab

Bildquelle: Alexander Stein auf Pixabay

Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) empfiehlt, den aktuellen Höchstrechnungszins auch für 2024 bei 0,25 Prozent zu belassen. So gebe es derzeit zwar eine Menge disruptiver Faktoren wie den Ukraine-Krieg, die gestiegene Inflation und die nach wie vor Wirkung entfaltende Pandemie, die zu einer volatilen Zinssituation beitragen.

„Dennoch schätzen wir die durch das langjährige Niedrigzinsumfeld ausgelösten Veränderungen in der Finanzsteuerung der Versicherer als nachhaltig und dauerhaft ein, sodass eine allzu schnelle Anpassung des Höchstrechnungszinses nicht geboten ist“, kommentiert der DAV-Vorstandsvorsitzende Herbert Schneidemann. Des Weiteren wirke sich auch die niedrige Langzeit-Erwartung auf die Zinsen aus. Diese werde anhand inverser Zinsstrukturkurven erkennbar. „Inverse Zinsstrukturkurven besagen, dass kurzfristig zwar mit steigenden Zinsen gerechnet wird, nicht aber langfristig“, so Schneidemann.

„Wir betrachten nicht nur dieses eine Jahr, in dem die Zinsen am Markt wieder gestiegen sind, sondern beziehen verschiedene Faktoren mit ein. Die Zinssituation am Kapitalmarkt muss sich erst dauerhaft stabilisieren, bevor wir einen höheren Höchstrechnungszins empfehlen.“

Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV)

Auch eine Beitragsgarantie von 100 Prozent halten die Aktuare derzeit nicht für zeitgemäß. „Nach wie vor gibt es eine 100-Prozent-Beitragsgarantie für Lebensversicherungsprodukte, sodass ein Gros der Beiträge für die Absicherung der Garantien gebraucht wird. Das vermindert die Möglichkeiten, chancen- und renditereicher zu investieren“, konstatiert der DAV-Vorstandschef. Hier sei der Gesetzgeber gefragt, den Weg für ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis zu ebnen, so die Aktuare.

Der Garantiezins für Lebensversicherungen ist bereits zum 1. Januar 2022 von 0,90 auf 0,25 Prozent gesunken. Ende März 2021 hatte das Bundesfinanzministerium eine entsprechende Verordnung auf den Weg gebracht.

Autor: VW-Redaktion

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