Deutsche Vermittler verstoßen besonders häufig gegen IDD

Die Zahl der Versicherungsvermittler ist weiterhin rückläufig. Bildquelle: Axa

Seit vier Jahren gilt auch in Deutschland die Vermittlerrichtlinie IDD. Diese verpflichtet den Berufsstand unter anderem mindestens 15 Stunden im Jahr in ihre berufliche Weiterbildung zu investieren. Kommen die Vermittler dieser Verpflichtung nicht nach, droht eine hohe Geldstrafe und im Wiederholungsfall gar der Verlust der Lizenz. Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa registrierte nun jüngst 1.942 Verstöße (2018/19: 1.923). Die Strafzahlungen belaufen sich auf 793.751 Euro (2018/19: 945.710 Euro).

Trauriger Spitzenreiter ist laut einem Bericht des Finanzmagazins Procontra-Online jedoch Deutschland. Demnach seien die deutschen Vermittler und Versicherer in insgesamt 1.562 Fällen abgemahnt worden. Deutlich dahinter liegen Belgien (156) sowie Frankreich (118). Angaben über mögliche Strafzahlungen für die deutsche Branche sind jedoch nicht bekannt. In Belgien wurden Strafen in Höhe von rund 302.500 Euro verhängt, gefolgt von Island (224.215 Euro) und Malta (130.550 Euro).

Der Vermittlerverband AfW sieht die Zahlen laut Bericht aber gelassen: „In anderen europäischen Ländern mit einer Kontrolle durch die Finanzaufsicht wird drastisch weniger sanktioniert. Das System der Vermittleraufsicht durch die IHKs in Deutschland funktioniert, das belegen diese Zahlen eindeutig“, wird AfW-Vorstand Frank Rottenbacher zitiert. „Die Unterstellung, dass das Kammersystem aus einem Interessenkonflikt heraus seine eigenen Mitglieder nicht sanktionieren würde, wird klar widerlegt. Das Kammersystem eignet sich daher auch für eine Aufsicht aller § 34f- und § 34i-Vermittler“, interpretiert Rottenbacher die Zahlen weiter.

Vielmehr würden mit 1.050 von insgesamt 2.172 Sanktionen Fehler bei der regelmäßigen Weiterbildungsverpflichtung mit Abstand am häufigsten sanktioniert (48,3 Prozent), so der AfW weiter.

Autor: VW-Redaktion

2 Kommentare

  • Auch wenn das im weitern Text dann vielleicht etwas relativiert wird: Die Aussage in der Überschrift ist offen gestanden völlig irreführend und geht schon sehr an den Tatsachen vorbei. Fakt ist: Im Gegensatz zu den anderen europäischen Ländern haben wir hier überhaupt eine funktionierende Aufsicht mit den IHKen. Die anderen EU-Länder sind ganz offensichtlich überhaupt nicht in der Lage ein Sanktionssystem zu entwickeln, geschweige denn, entsprechend Statistik zu liefern, die einigermaßen belastbar ist. Lediglich 17 von 27 EU-Mitgliedsländern haben überhaupt Zahlen geliefert. Und wenn Deutschland 1.562 Sanktionen der IHKen für 2020 eingemeldet hat (von denen 2/3 die Weiterbildungspflicht betreffen), dagegen aber z.B. Polen 1, Österreich 3, Schweden 1, Tschechische Republik 7, Kroatien 4, Bulgarien 6, Frankreich lediglich 118 (!) – soll das ein Beweis für die ach so schlecht arbeitenden Vermittler in Deutschland sein? Oder ist es nicht vielmehr ein Beleg dafür, dass in den Staaten, wo ein zentralistische Aufsicht (wie es hier die BaFin wäre), diese Aufsicht nicht richtig arbeitet. Letzteres ist evident. Es wäre gut, wenn den notorischen Gegnern der unabhängigen Finanzberatung und Befürwortern eines Provisionsverbotes und einer BaFin-Aufsicht – VZBV, Bankenverbände, LINKE u.a. – mit einer solchen Kernaussage, wie in der Überschrift, nicht derart in die Hände gespielt würde. Beste Grüße, Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverband Finanzdienstleistung AfW

  • Es fällt etwas schwer zu glauben, dass nur deutsche Vermittler so oft gegen die Regulierung verstoßen, während überall drum herum Bullerbü herrscht – da scheint doch eher mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen zu werden, in D wieder deutlich strenger.

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