Versicherer mit Betrugsmasche reihenweise übers Ohr gehauen

Wenn das Auto ständig brennt. Betrüger narrt Versicherer. Bild von Zdenek Humpal auf Pixabay.

„Er muss unheimlich raffiniert und fit gewesen sein“, heißt es über den 72-jährigen Täter, er über Jahre KFZ-Unfälle fingierte. Vielleicht waren die Versicherer aber auch einfach nur unheimlich vertrauensselig und schlafmützig.

Über zehn Jahre lang hat der ehemalige Lehrer im großen Stil Unfälle fingiert und abkassiert. Einige Fälle liegen so lange zurück, dass sie mittlerweile verjährt sind, wie die Augsburger Allgemeine berichtet. Dass die Versicherer so lange nicht stutzig wurden, ist schwierig zu verstehen, immerhin waren „mehrere der Wagen in angeblich drei bis vier Unfälle verwickelt“.

Fünf Pkw erlitten Totalschaden durch Brände, was nicht zum Standardunfall zu zählen ist. Ebenso ungewöhnlich sind das permanente Überfahren liegender Gegenstände oder das Prallen gegen Felswände im Gebirge, wie es der Mann angab. Die Kripo überprüfte schlussendlich die Historie der Fahrzeuge und stieß auf über 30 Schadenfälle in nur zehn Jahren. Wahrscheinlich ist es nur die Spitze des Eisbergs, doch die Versicherungen hatte länger zurückreichende Dokumente nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist entsorgt.

„Kein Zufall“

Ebenso wenig wie manch zurückliegender Schaden ließ sich belegen, dass  der Mann die fünf Autos selbst entzündete. Im Laufe des Prozesses gestand er aber 17 mutwillige Beschädigungen, die ihm über die Voll- und Teilkasko etwa 190.000 Euro einbrachten. Ein von der Zeitung befragter Fachmann erklärt, dass der Täter „unheimlich raffiniert und fit gewesen“ sein muss und stets die Versicherer wechselte. Wenn das ausreicht, um zehn Jahre oder mehr auf Kosten der Versicherten zu leben, ist das kein Ruhmesblatt für die Branche

Die ganzen Karambolagen waren „kein Zufall“, lautet das Fazit des Sachbearbeiters in der Verhandlung. Die Staatsanwältin erkannte ein „Geschäftsmodell“. Die beiden Bemerkungen sind ebenso zutreffend wie offensichtlich.

Strafrechtlich belangt wurde der Pensionär schlussendlich für vier Betrugsfälle mit einem Schaden von knapp 27.000 Euro, den er beglich. Er hatte Vorstrafen wegen Diebstahl und Fahren ohne Fahrerlaubnis.

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Diese „Strafe“ dürfte dann wohl eine Einladung an andere sein… Hier zeigt sich m. E. mal wieder die ganze Schwäche unserer Gesetze, Gerichte und unseres Rechtssystems. Ich habe selbst über 15 Jahre in der Betrugsbekämpfung und -prävention eines international tätigen Versicherungsunternehmens gearbeitet und weiß, wovon ich rede. Ich war selbst für unser Unternehmen in vielen Prozesse als Zeuge zugegen. Unvorbereitete, teils überforderte Richter*innen, die völlig unvorbereitet in die Verhandlungen kamen, „zu komplexe“ Sachverhalte (was meist nicht zutrifft…), in dubio pro reo (wobei anhand erdrückender Beweise und Sachlagen gar keine Zweifel mehr bestehen können) etc. Zum Teil weltfremde Richter*innen und entsprechende Entscheidungen tun ihr Übriges. Es wird sich so schnell nichts ändern, Versicherungsbetrug lohnt sich leider immer noch allzu oft, nicht zuletzt wegen der meist viel zu milden Urteile, sofern es überhaupt zu einem (Straf)Urteil kommt.

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