KV-Verbände stehen Steigerung der Versicherungslosen ratlos gegenüber

Woher kommen die vielen Unversicherten? Bild: geralz/Pixabay

Dass in Deutschland jeder eine Krankenversicherung hat, wissen die meisten zu schätzen. Leider wird das „jeder“ immer geringer, in Deutschland steigt die Zahl von Menschen ohne Krankenschutz. Die Krankenversicherungsverbände haben keine Erklärung für das Phänomen.

Im Jahr 2015 gab es hierzulande 79.000 Menschen ohne Krankenversicherung, im vergangenen Kalenderjahr waren es 143.000, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. In Westdeutschland waren laut dem Bericht zuletzt 117.000 betroffen, in den ehemalig neuen Ländern 26.000. Die Linke fordert den Staat zum Handeln auf, er soll einen Notfallfonds errichten.

Das sagen die Verbände

Nach den Gründen für die Zunahme und eine mögliche eigene Verantwortlichkeit befragt, antwortet der GKV-Spitzenverband (GKV-SV): „In Deutschland besteht in Abhängigkeit vom Versicherungssystem seit 1. April 2007 (gesetzliche Krankenversicherung) bzw. seit 1. Januar 2009 (private Krankenversicherung) die allgemeine Versicherungspflicht.

Vor der Einführung der genannten Versicherungspflicht wurde die Zahl der Nichtversicherten auf 211.000  Personen beziffert, einige sprachen sogar von 400.000. Rechtlich ist laut GKV-SV „nicht vorgesehen“, dass es Menschen ohne Krankenversicherungsschutz in Deutschland gibt. Praktisch möglich wäre dies allerdings, wenn sich der Nichtversicherte nicht bei einer gesetzlichen Kasse oder einer privaten Krankenversicherung anmeldet.

Über die Gründe, warum diese sich ggf. nicht bei der Kasse melden, kann der Verband „nur spekulieren“. Dem Spitzenverband liegen „keine eigenen Daten zur Anzahl der Nichtversicherten vor“, wie viele Betroffene sich also theoretisch melden könnten oder müssten, könne der Verband „leider nicht sagen“.

Der PKV -Verband verweist ebenfalls auf die zitierte Versicherungspflicht und erklärt: „Für den Bereich der PKV gilt seither der gesetzliche Anspruch auf eine gesicherte Aufnahme in den Basistarif. Erkenntnisse über die Identität nichtversicherter Personen liegen uns nicht vor, somit können wir auch ihre Zuordnung zur GKV oder PKV sowie die Ursachen der gestiegenen Zahlen nicht einschätzen. Uns sind keinerlei Fälle bekannt, in denen Personen aus einem privaten Versicherungsschutz herausgefallen und danach unversichert geblieben wären.“

Autor: VW-Redaktion

2 Kommentare

  • Der Staat sollte ggf. mal die Strafprämie überdenken.
    Jemand der jahrelang aus finanziellen Gründen keine Krankenversicherung hatte soll eine Strafzahlung leisten, welche ihn finanziell wieder ruiniert. Diese Hürde macht keinen Sinn.

  • Ganz einfach: Für jemand mit wenig Einkommen und keinem Zugang zur GKV ist der Basistarif völlig ungeeignet, da viel zu teuer (Höchstbeitrag analog GKV als „Notlösung“, das kann nur einem Politiker einfallen). Manchem ist auch eine GKV-Mitgliedschaft zu teuer, wenn einkommensabhängig. Mangels Kontrolle (wäre über Steuer-ID ziemlich probemlos möglich) und Sanktionen (sind bei dem Personenkreis aber sinn- bzw. aussichtslos) besteht dann eben kein V-Schutz. Mehrfach erlebt.
    Z.B. selbstständig, wenig vorgesorgt. Dann niedrige Rente, (P)KV-Beitrag erreicht oder übersteigt die Rentehöhe. Keine Zahlung mehr, Kündigung, GKV-Pflicht scheidet aus – schon ist es passiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

fünf − 1 =