DVAG-Manager Lach: Banken- und Wertpapierregulierung trifft auch Versicherer

Helge Lach. Quelle: lie

Die Versicherer sollten sich nach Einschätzung von Helge Lach, Vorstand der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG), stärker um die Regulierung des gesamten Finanzsektors kümmern und intensiver Lobbying betreiben. „Wenn ein Vermittler 15 Prozent mit der Beratung von Finanzanlagen verdient und ihm fällt das aufgrund zunehmender Regulierungsanforderungen weg, dann muss der Versicherer letztlich gucken, wie er ihm diese Lücke finanziert, will der die Vertriebskraft nicht gänzlich verlieren“.

„Noch ist der Versichererbereich einen Ticken weniger reguliert, aber das will man glatt ziehen“, sagte Lach am Montag auf der MCC-Konferenz „Versicherungsvertrieb der Zukunft“ in Köln. Die Allfinanzvertriebler seien von der Überregulierung nach der Finanzmarktkrise besonders betroffen. In der Vertriebspraxis bedeute beispielsweise die höhere Solvenzanforderungen an die Banken, dass deren Kreditbuch schneller voll sei und der Vermittler keine Finanzierungen mehr platzieren könne. 

Seiner Beobachtung nach sind die Banker in der Politik aktiver und besser vernetzt. „Da darf man sich dann als Versicherer nicht wundern, wenn die Banken in der politischen Meinungsbildung das Sagen haben.“ Zur geringen Teilnahme von Versicherungsvorständen an entsprechenden Veranstaltungen in Berlin geselle sich die Uneinigkeit der Branche.

Sowohl innerhalb des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft als auch bei den fünf Vermittlerverbänden gebe es unterschiedliche Interessen und teils sogar gegensätzliche Positionen. „Das ist eine Katastrophe für die Politik.“ Als Branche sei man es selbst schuld, wenn die Politik Vorhaben dann nach eigener Einschätzung umsetze. Die Einzelinteressen gingen gar soweit, dass auch der Provisionsdeckel von – zumindest einem – Lebensversicherer gefordert werde. Dieser wolle damit seine Kostenstrukturen des Bankenvertriebs in den Griff bekommen.

Lach fürchtet, dass viele Regularien aus dem Banken- oder Wertpapierbereich in einem nächsten Schritt auch auf die Versicherungsvermittler angewendet würden. Als Beispiel nannte er die  Verpflichtung zur Aufzeichnung der telefonischen Beratung zu Finanzanlagen ab August diesen Jahres. Diese Pflicht besteht bei den Banken seit 2018. Auf den Finanzanlagenvermittler sei diese neue Vorschrift nicht differenziert genug übertragen worden. „Es ist praxisfremd und teurer, weil nicht nur neue Telefon-Apps nötig sind, sondern es auch eine Aufbewahrungspflicht der Aufzeichnungen für zehn Jahre gibt.“

Wenig verwunderlich, dass der DVAG-Vorstand sich vor allem für den stationären Vertrieb ausspricht. „Bei uns wird es keine Online-Produkte geben“, so Lach. Die Digitalisierung beschränke sich bei der DVAG auf „vertriebsunterstützende Maßnahmen“. Er halte es für einen „extremen Mistrauensbeweis gegenüber dem personengebundenen Vertrieb, wenn gewaltige Mittel in die Digitalisierung investiert würden, die im Vertrieb dann fehlten.

Mit dem wachsenden Online-Vertrieb werde auch das Problem der Falschberatung zunehmen. Im komplexen Geschäft Allfinanz brauche man auf Dauer den Menschen für die Beratung. Die wachsende Komplexität durch die Regulierung erschwere die Recruitierung von Vertrieblern. Nach Angaben von Helge ist die DVAG wider dem Branchentrend netto um 120 Vermittler auf rund 17.000 gewachsen.

Lach sprach auch davon, dass die Regulierung für die Großen der Branche ein Wettbewerbsvorteil sei. Wer über eigene Volljuristen, entsprechende Investitionen in die IT und Know how verfüge, könne die Regulierungen hinbekommen. „Die Kleinen bekommen das nicht hin. Die fliegen vielleicht noch drei Jahre unter dem Radar.“ Bei den Finanzvertrieben ist die DVAG allein größer als die fünf nächst größten Gesellschaften der Branche.

Autorin: Monika Lier

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