Versicherungsangestellte erwarten mehr als nur Gehaltserhöhungen
Die Angestellten im Versicherungsinnendienst bekommen ab Frühjahr bekanntlich mehr Geld. Dabei scheint es vielen Mitarbeitern nicht nur um die reine Gehaltserhöhung zu gehen, wie eine aktuelle Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) nun herausgefunden hat.
Demnach sind 62 Prozent der rund 2.60 Befragten ab 18 Jahren der Auffassung, dass moderne Tarifpolitik auch Leistungen wie zusätzliche Pflegeabsicherungen einschließen müsse und sich nicht nur auf Vereinbarungen zum Gehalt beschränken dürfe. Lediglich elf Prozent sind gegenteiliger Meinung. Dabei scheinen sich die Ansichten je nach Altersgruppe zu unterscheiden. Während nur 46 Prozent der 18- bis 29-Jährigen solche Erwartungen hegen, steigt der Anteil kontinuierlich bis auf 75 Prozent bei den ab 60-Jährigen.
38 Prozent der Befragten meinten zudem, dass der jüngste Abschluss in der chemischen Industrie, der neben einer Lohnsteigerung von 2,8 Prozent eine arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung enthielt, Vorbild für andere Wirtschaftsbereiche sein sollte. Lediglich jeder Zehnte verneinte eine solche Vorbildwirkung.
Mit 52 Prozent gab es aber zugleich eine große Gruppe, die sich dazu nicht festlegen wollte. „Ein solcher Baustein der Tarifpolitik ist neu. Daher braucht es wohl noch ein wenig Zeit, bis er sich in großer Breite etabliert. Die Tarifpartner in der Chemiebranche sind in der Vergangenheit aber schon öfter mit Innovationen vorausgegangen, betont DIA-Sprecher Klaus Morgenstern.
Übernimmt der Arbeitgeber eine Leistung wie eine zusätzliche Pflegeversicherung, ist es akzeptabel, wenn die Lohnsteigerung in der jeweiligen Tarifrunde geringer ausfällt. Dies meint eine relative Mehrheit von 46 Prozent in der DIA-Umfrage. Allerdings zeige sich auch eine deutliche Differenzierung nach Alter: Je älter die Befragten sind, desto häufiger stimmen sie einer solchen Kompensation zu.
Eine weitere Erkenntnis: Arbeitnehmer können sich durchaus weitere neue Bausteine in den Tarifabschlüssen vorstellen, zum Beispiel eine ergänzende betriebliche Krankenversicherung, die Kosten übernimmt, die nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung gedeckt sind (44 Prozent dafür, 23 Prozent dagegen).
Zudem sollten Tarifabschlüsse den Arbeitnehmern mehr Wahlfreiheit lassen, welche Leistungen sie in Anspruch nehmen (58 Prozent dafür, 17 Prozent dagegen). „Einige Tarifabschlüsse der jüngeren Vergangenheit ermöglichten den Arbeitnehmern bereits eine Wahl zwischen Gehaltssteigerung und zusätzlicher bezahlter Freizeit. Solche Modelle können sich viele offenkundig auch mit anderen Bausteinen vorstellen. Damit wäre auch eine individuelle Abstimmung mit der selbst verantworteten Vorsorge möglich“, ergänzt Morgenstern.
Zurich ist Spitzenreiter bei der Gleichstellung
Entscheidend dabei ist und bleibt jedoch der Umstand, dass beide Geschlechter auch die gleichen beruflichen Chancen erhalten. Dabei scheint sich die Zurich offensichtlich besonders hervorzutun: So hat die unabhängige Stiftung Edge die Zurich Schweiz mit dem „MOVE“-Label für die Gleichstellung ausgezeichnet.
So gehe aus der Untersuchung hervor, dass das Arbeitsmodell „FlexWork“ im Vergleich zu 2017 deutlich mehr und insbesondere von allen Geschlechtern und Generationen gleichermaßen genutzt wird. Zum Modell zählen Angebote wi Homeoffice, mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten, Job Sharing, verlängerte Elternzeit, Sabbaticals und vielfältige Kombinationen daraus, berichtet das Schweizer Magazin Horizont.
Allerdings scheint Deutschland in der bislang männerdominierten Branche immer noch Nachholbedarf zu haben. Aktuellen Zahlen des Arbeitgeberverbandes AGV zufolge, beträgt der Anteil weiblicher Mitarbeiter an der Gesamtbelegschaft 47,6 Prozent (Männer: 52,4 Prozent). Während die Damen im Innendienst mit einem Anteil von 53,1 Prozent (Männer: 46,9 Prozent) in der Mehrheit sind, dominieren die Herren der Schöpfung mit 77,4 Prozent klar den Außendienst (Frauen: 22,6 Prozent). Auch bei den Auszubildenden sind die Männer (56,6 Prozent) leicht im Vorteil (Frauen: 43,3 Prozent).
Nachholbedarf herrscht hingegen immer noch bei der Frage nach Führungspositionen für Frauen: So betrug der Frauenanteil in Führungspositionen im Jahr 2018 über alle Führungsebenen hinweg gerade einmal 28 Prozent. Zum Vergleich: 2003 lag dieser bei 22,3 Prozent.
Immerhin: „In weniger als fünfzehn Jahren herrscht in den Vorstandsetagen Gleichberechtigung“, betonte jüngst R+V-Personalvorständin Julia Merkel im Exklusiv-Interview mit VWheute. „Ist es denn überhaupt das Ziel, ‚mit den Männern gleichzuziehen‘? Ich würde viel mehr empfehlen, Führung und Karrieren neu zu denken, die Rollen attraktiver zu machen und die Rahmenbedingungen neu zu gestalten“, so Merkel.
Autor: VW-Redaktion