Will: Private Vorsorge trotz deutlichen Schwächen nicht schleifen lassen

Private Altersvorsorge nicht schleifen lassen. Bild von Peter Freitag auf Pixabay

„Rohrkrepierer, schwere Zeiten, deutliche Schwächen“, Assekurata-Chef Reiner Will zieht Fazit über den Altersvorsorgemarkt. Er benennt die Fehler auf Politik-, ebenso wie auf Anbieterseite. Der Leiter der Ratingagentur kann seine Worte mit Zahlen belegen, seine Analyse ist schlüssig. Auf dem Altersvorsorgemarkt gibt es „deutliche Schwächen“.

Die Politik war nach der Einigung auf das Konzept der Grundrente voll des Lobes für sich selbst. Doch Berlin habe damit keineswegs „mit einem Schlag das Altersvorsorgeproblem ein für alle Mal gelöst“, erklärt Will.Die Bundesbank habe vorgeschlagen, bis 2070 das Renteneintrittsalter mit der steigenden Lebenserwartung schrittweise zu erhöhen, um dem Demografieproblem zu begegnen. Trotz Grundrente bestehe also „kein Grund“, die private Altersvorsorge schleifen zu lassen.

Nicht nur Politik hat Probleme

Auf der Produktseite offenbaren sich nach Wills Ansicht große Baustellen. Die kontinuierliche Absenkung des Garantiezinses habe der Attraktivität des einstmals beliebtesten Altersvorsorgeprodukts der Deutschen massiv geschadet. Hatten die Versicherer 2005 bei einem Garantiezinsstand von 2,75 % noch rund 2,2 Millionen klassische Rentenversicherungen verkauft, waren es im Jahr 2018 bei einem Garantiezins von 0,9 % nur noch etwa 435.000 Policen, fasst Will zusammen.

Die Riester-Rente würde ebenso „schweren Zeiten“ entgegensehen, „der Produktabsatz hinke „gerade im Versicherungsbereich“.  Im Jahr 2018 sank der Bestand an Riester-Verträgen sogar erstmals um etwa 10 .000 auf 16,6 Millionen. Davon entfallen fast elf Millionen auf einen Versicherungsvertrag, drei Millionen auf einen Fondsvertrag und der Rest auf Wohn-Riester und Banksparverträge.

Zudem könnte die für Mitte 2020 oder Anfang 2021 diskutierte abermalige Senkung des Garantiezinses auf 0,5 % oder sogar 0,25 % dazu führen, dass die Versicherer den vom Gesetzgeber geforderten Erhalt der eingezahlten Beiträge einschließlich staatlicher Zulagen „kaum mehr garantieren können“.

Darüber hinaus gibt es auch im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge Problemfelder. Das Sozialpartnermodell zur Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) sei bislang konzeptionell „eher ein Rohrkrepierer“.

Private Altersvorsorge habe viel mit individueller Risikoneigung und eigenverantwortlichen Entscheidungen zu tun. Zuvorderst sollte die Politik die Rahmenbedingungen hierfür optimieren, glaubt Will.

Die digitale säulenübergreifende Rentenübersicht müsse zwingend umgesetzt werden. Die darauf aufbauenden Produktlösungen müssen dann die rechtlichen Beratungsvorgaben erfüllen. An diesen müssen sich auch die politischen Konzepte messen lassen. Die bisher vorgebrachten Ideen zeigen laut Will „deutliche Schwächen“.

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