Euler Hermes: Fake-Präsidenten sorgen für immer höhere Schäden

Hacker. werden für Versicherer zunehmen zum Problem. Quelle: Bild von Pete Linforth auf Pixabay

Der Trick mit falschen Präsidenten an Unternehmensgelder heranzukommen, scheint immer raffinierter zu werden. Nach Angaben von Euler Hermes ist bereits ein erster Fake-President-Schadenfall bekannt, der auf künstlicher Intelligenz mit einer Software zur Stimmimitation beruht.

Demnach basiere diese Software auf der Methode des „Machine Learning“: Mithilfe eines selbstlernenden Algorithmus‘ kann sie innerhalb von einigen Minuten die Stimme eines Menschen erlernen und anschließend nachahmen – inklusive der individuellen Sprachmelodie oder dem landestypischen Akzent. Damit gebe es nun neben der auf E-Mails basierenden Betrugsmasche nun eine neue Variante, um sich Unternehmensgelder zu erschleichen.

„Die Täter gehen immer gewiefter vor. Mit der erstmaligen Nutzung von künstlicher Intelligenz bei der Fake President Betrugsmasche erreichen wir eine neue Evolutionsstufe. Das ist aber erst der Anfang: Software zur Stimm- oder Handschriftenimitation oder auch Deepfake-Videos eröffnen Betrügern in Zukunft noch viele neue Möglichkeiten. In einem oder zwei Jahren gibt es vielleicht den ersten Fake President Fall, bei dem die Zahlungsanweisung per Deepfake-Video per Whatsapp kam“, kommentiert Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ein Beispiel war der Anruf eines vermeintlichen deutschen CEO eines Energieunternehmens beim Chef der britischen Niederlassung. „Bei uns heißt dieser Schadensfall „Der falsche Johannes‘: Der falsche Chef hat die richtige Stimme. Konkret gab der CEO bei diesem Fall der dem Chef des britischen Tochterunternehmens nicht nur per E-Mails, sondern vorab auch telefonisch Zahlungsanweisungen. Dieser hat sich zwar etwas gewundert, da er jedoch die Stimme eindeutig erkannte, hat er den Auftrag trotzdem durchgeführt. Er hat 220.000 Euro auf ein Konto in Ungarn überwiesen. Das gesamte Geld war weg“, erläutert Rüdiger Kirsch, Betrugsexperte bei Euler Hermes. Der angebliche Grund: ein verpasster Transaktionszeitraum.

Nach Angaben des Kreditversicherers tritt die Betrugsmasche des Fake President seit 2014 vermehrt in Deutschland auf. Laut Internet Crime Report des US-Geheimdienstes habe es allein 2018 über 20.000 Opfer der Betrusgmasche gegeben – mit einem Schaden von rund 1,2 Mrd. US-Dollar. Zwischen 2013 und 2018 haben sich die bekannten weltweiten Schäden durch Fake President auf insgesamt 12,5 Mrd. US-Dollar summiert – und die Dunkelziffer ist weiterhin hoch, konstatiert Euler Hermes.

„Trotz gestiegenem Bewusstsein, dass es solche Betrugsmaschen gibt, sehen wir bisher ebenfalls keinen wirklichen Rückgang der Fallzahlen – und die Schadenshöhen steigen weiterhin an. In den letzten vier Jahren haben wir allein bei Euler Hermes etwa 65 Fälle mit einem gemeldeten Schadenvolumen von mehr als 165 Mio. Euro verzeichnet. Anfangs waren es noch Einzelfälle, inzwischen sind es durchschnittlich etwa 20 Fälle pro Jahr“, betont Kirsch.  Dabei variiere die Schadenhöhe zwischen rund 150.000 und 50 Mio. Euro – mit Rendenz nach oben.

Autor: VW-Redaktion