Dax-Unternehmen profitieren bei Pensionsverpflichtungen von steigenden Zinsen

Quelle: Deutsche Börse

Die gestiegenen Zinsen wirken sich deutlich auf die Pensionsverpflichtungen der 40 Dax-Unternehmen aus. Laut einer aktuellen Analyse des Beratungsunternehmens Aon Deutschland seien diese deutlich von 418 Mrd. Euro auf ca. 309 Mrd. Euro gesunken. Auch beim Deckungsvermögen bewegen sich die Zahlen.

Zudem sei der Rechnungszins, mit dem die Pensionsverpflichtungen abgezinst werden, dabei von durchschnittlich 1,18 Prozent auf 3,80 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dies erlaube es den Dax-Unternehmen, entsprechend geringere Rückstellungen für die zukünftigen Rentenzahlungen zu bilden. Allerdings würden die DAX-Unternehmen mit Blick auf die hohe Inflation durchaus vorsichtig kalkulieren und beispielsweise höhere zukünftige Gehalts- und Rentensteigerungen bei der Rückstellungsermittlung eingepreist haben.

Der durchschnittliche Gehaltstrend stieg demnach gegenüber dem Vorjahr von 2,56 Prozent auf 2,80 Prozent und der Rententrend von 1,76 Prozent auf 2,20 Prozent. Neben den Pensionsverpflichtungen ist zudem auch das Deckungsvermögen, welches die Unternehmen zur Finanzierung der Betriebsrenten gebildet und separiert haben, von 302 Mrd. Euro auf ca. 246 Mrd. Euro gesunken.

„Insgesamt war die Reduzierung der Pensionsverpflichtungen aufgrund des Zinsanstiegs höher als die Verminderung der Deckungsvermögen, die aus den Entwicklungen an den Kapitalmärkten resultierte. Der Ausfinanzierungsgrad der Pensionen stieg daher in den Jahresabschlüssen 2022 sogar auf den historischen Höchstwert von ca. 80 Prozent. Zwei Unternehmen haben ihre Pensionsverpflichtungen bereits vollständig ausfinanziert; bei sechs weiteren Unternehmen liegt der Deckungsgrad über 90 Prozent.“

Christoph Tellmann, Senior Consultant bei Aon Wealth Solutions

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr würden der weiter anhaltende Zinsanstieg den Unternehmen im Jahr 2023 die Chance bieten, die Lücke zwischen Pensionsverpflichtung und Deckungsvermögen weiter zu verringern. Die hohen Zinsen haben die zukünftigen Ertragserwartungen von Anleiheinvestments erheblich verbessert, was die Attraktivität im Vergleich zu Aktien und alternativen Investments deutlich gesteigert hat.

Eine Überprüfung der strategischen Anlagepolitik und eine eventuelle Anpassung der langfristigen Portfolio-Ausrichtung würde damit laut Aon erstmals seit Jahren wieder das Potenzial, gesetzte Renditeziele mit langfristig geringerem Schwingungspotenzial zu erreichen. Dabei muss man beachten, dass sich die Risiken der unterschiedlichen Anlageklassen wandeln. Insbesondere die Schwankungen und Risiken aus Anleiheinvestments, deren Kurse aufgrund steigender Zinsen stark unter Druck geraten, sollten einer umfassenden Analyse unterzogen werden, um Grundlage für bessere Entscheidungen zu sein.

Laut einer Untersuchung des Beratungsunternehmens WTW hat der Ausfinanzierungsgrad der Dax-Pensionswerke einen neuen Höchststand von 80 Prozent erreicht. Zum Vergleich: 2021 lag dieser noch bei 72 Prozent. Allerdings bedeute die hohe Inflation für die Dax-Unternehmen auch jährliche Mehrbelastungen in den Rentenzahlungen von ca. 110 Mio. Euro. Grund sei laut WTW, dass Betriebsrentenzahlungen regelmäßig anzupassen sind und für die Bemessung der Anpassungen meist der Anstieg der Verbraucherpreise einbezogen wird. Angesichts weiterhin hoher Inflationsraten kommen für das Jahr 2023 geschätzt weitere 400 bis 500 Mio. Euro an Rentenanpassungen hinzu.

„Vielen Unternehmen ist es in der Vergangenheit erfolgreich gelungen, die Struktur der Deckungsvermögen so an die Verpflichtungen anzupassen, dass sich Assets und Liabilities bei geänderten Marktzinsniveaus im Gleichlauf bewegt haben und somit der Saldo aus Pensionsverpflichtungen und Deckungsvermögen – die bilanzierte Pensionsrückstellung – weitestgehend stabil geblieben ist. Aus Sicht der Arbeitgeber lohnt es sich, bei der Ausgestaltung von Pensionsplänen darauf zu achten, dass die zunehmende Volatilität – in diesem Fall mögliche Zinsänderungen oder hohe Inflation – keine Auswirkungen auf die Liquiditätsbelastung und die Bilanzen der Unternehmen hat“, kommentiert Rafael Krönung, CEO für den Bereich Wealth Solutions bei Aon Deutschland.

Autor: VW-Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

8 + fünf =