Vertrieb von Lebensversicherungen: Banken laufen Maklern den Rang ab

Frankfurt am Main. Quelle: Bild von David Mark auf Pixabay

Die Banken sind der führende Vertriebsweg für Lebensversicherungen. Dies geht aus einer aktuellen Studie von Willis Towers Watson zu den Vertriebswegen hervor. Damit verdrängten sie in der Gesamtbetrachtung aus laufenden und Einmalbeiträgen die Makler und Mehrfachagenten vom ersten Platz.

Demnach hätten die Makler und Mehrfachagenten bei den Einmalbeiträgen derart stark an Marktanteilen verloren, dass sie in der Gesamtbetrachtung nur noch drittstärkster Vertriebsweg hinter den Banken und den Einfirmenvermittlern waren. Und nicht nur das: Auch bei den laufenden Beiträgen seien den Banken in allen Vertriebswegen teils signifikante Zuwächse im Neugeschäft gelungen.

„Die erneut starke Zunahme des Absatzes von Einmalbeiträgen über den dominanten Bankvertriebsweg ist zwar auf den ersten Blick beachtlich. Aber es ist auch teils damit erklärbar, dass ein bislang ausländischer, über deutsche Banken vertreibender Anbieter 2021 mit einem deutschen Lebensversicherer verschmolzen wurde.“

Henning Maaß, Director Insurance Management Consulting bei WTW in Deutschland

So betrug das APE-Neugeschäft aus neu eingelösten Versicherungsscheinen nach Angaben von WTW etwa 6,9 Mrd. Euro und somit rund 485 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Davon profitierte das Neugeschäft mit laufenden Beiträgen mit einem Plus von rund 468 Mio. Euro bzw. 12,5 Prozent. Damit stieg dieser Neugeschäftsbereich auf ein neues Hoch innerhalb der letzten fünf Jahre. Das Neugeschäft mit Einmalbeiträgen sei dagegen moderat um rund 173 Mio. Euro bzw. 0,6 Prozent gestiegen.

Quelle: WTW

Zudem hätten die Banken mit einem Neugeschäftsanteil von rund 33 Prozent erstmals das oberste Treppchen der Vertriebswege in der deutschen Lebensversicherung erklommen, vor den Einfirmenvermittlern mit 31 Prozent und den Maklern und Mehrfachagenten mit rund 29 Prozent. Zudem hätten die Makler vor allem bei den Einmalbeiträgen heftig Federn lassen müssen und fast sieben Prozentpunkte an die anderen Vertriebswege verloren.

„Wir haben insbesondere einen Neugeschäfts-Boom bei den rein fondsgebundenen Versicherungen ohne Garantien erlebt – sowohl bei den laufenden als auch bei den einmaligen Beiträgen. Offenbar ist angesichts der jahrelangen Niedrigzinsphase die Bereitschaft der Kunden gestiegen, Kapitalrisiken einzugehen.“

Henning Maaß, Director Insurance Management Consulting bei WTW in Deutschland

Banken profitierten laut WTW demnach am stärksten von dieser Entwicklung mit einer Steigerung von fünf Prozentpunkten auf nunmehr rund 51 Prozent Anteil. Bei den laufenden Beiträgen für ein Jahr konnten Banken zwei Prozentpunkte auf 22 Prozent Anteil zulegen. Dennoch bleiben sie dort nur drittstärkster Vertriebsweg, weiterhin weit hinter Einfirmenvermittlern (sechs Prozent) sowie Maklern und Mehrfachagenten (35 Prozent).

Quelle: WTW

Die Aussichten sind für die Makler und Mehrfachagenten jedenfalls weiter düster: Für die Neugeschäftsentwicklung 2022 und darüber hinaus sieht Studienautor Henning Maaß, Director Insurance Management Consulting bei WTW in Deutschland in der Inflation einen deutlichen Dämpfer kommen: „Seit Jahren sehen wir Zuwächse im eingelösten Neugeschäft mit Produkten zur Alters- und Invaliditätsvorsorge. Trotz der jüngst rasant gestiegenen Zinsen werden jedoch die Inflation und die schrumpfenden Finanzmittel potenzieller Kunden das Neugeschäft negativ beeinflussen. Es kommt nun auf die Lebensversicherer und die Vermittler ihrer Produkte und Lösungen an, die richtigen Antworten darauf zu finden“.

Autor: VW-Redaktion

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