Luca-App erfindet sich neu: Teicke und Niroumand steigen als Investoren ein

Luca holt sich Insurtech erfahrene Investoren wie Julian Teicke und Ramin Niroumand (Bildquelle: Diverse Stock Photos/https://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/; Unternehmen)

Als Anwendung zum Eindämmen der Corona-Pandemie hat die umstrittene Luca-App seit Ende März ganz offiziell ausgedient. Sie ist aber weiterhin auf Millionen Smartphones installiert. Finanzinvestoren wie Wefox-CEO Julian Teicke und Ex-Finleap-Chef Ramin Niroumand sehen hier großes Potenzial. Ein dritter Geldgeber könnte zum Problem werden, da Verbindungen nach Russland bestehen.

Während die Corona-Warn-App komplett anonym arbeitet, verfügt die Kontaktnachverfolgungs-App Luca über eine Art Kontaktdatenverwaltung, neben persönlichen Daten werden auch Aufenthaltsorte gesammelt. Im Infektionsfall können Gesundheitsämter, die mit Luca verknüpft sind, auf die in der App hinterlegten Daten zugreifen und Kontaktpersonen informieren. Genau dieses Konzept, beziehungsweise dessen Umsetzung, sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Unmut. So forderten Experten des „Chaos Computer Club“ bereits im April vergangenen Jahres, kurz nachdem die Anwendung ins Leben gerufen wurde, das sofortige Ende der Luca-App. Das von Kritikern bemängelte Luca-Verschlüsselungssystem hielt zwar Angriffen stand, die Luca-Macher konnten aber nicht verhindern, dass in einem Fall die Polizei in Mainz die Daten von Gästen widerrechtlich über das Gesundheitsamt abfragen ließ, um eine mögliche Straftat aufzuklären.

40 Millionen registrierte Bürger, mehr als 450.000 Restaurants und Kulturbetriebe und mehr als 300 Gesundheitsämter haben Luca regelmäßig eingesetzt, um dabei zu helfen, Infektionsketten zu unterbrechen. Mit den sinkenden Corona-Infektionszahlen und der Aufhebung der Test- und Maskenpflicht wird die App nicht mehr gebraucht. Zwölf der dreizehn Bundesländer haben bereits beschlossen, die Lizenzen auslaufen zu lassen. Die Gesundheitsämter hätten für die Luca-Daten keine Verwendung mehr, heißt es dort zur Begründung.

Das Team hinter der „Luca“-Initiative setzt sich zusammen aus der neXenio GmbH, einer Ausgründung des Hasso-Plattner-Instituts, und einigen Kulturschaffenden, wie der Band „Die Fantastischen Vier“. Für die Neuausrichtung des Dienstes hat die Mutterfirma Culture4Life nun insgesamt 30 Mio. Euro von Investoren eingesammelt. Das Unternehmen will sich künftig auf die Digitalisierung der Gastronomie fokussieren. Luca soll sich in diesem Zuge zu einer digitalen Geldbörse weiterentwickeln. Man werde „passende Fintech- und ID-Lösungen integrieren, um etwa Buchen, Bestellen und Bezahlen in Restaurants oder Check-ins in Hotels mit der Luca-App künftig möglich zu machen“, sagt CEO Patrick Hennig.

Mit Niroumand und Teicke investieren die Erfolgreichsten der Fintech-Szene

Die Geldgeber sind u.a. Target Global, The Delta und embedded/capital. Letztere wurde von Ramin Niroumand im März gegründet, nachdem er Finleap aufbaute und Firmen wie Solarisbank oder Clark auf den Markt brachte. „Unser Fonds ist spezialisiert auf Early-Stage-Funding. Generell verfolgen wir einen vertikalen Ansatz und schauen grundsätzlich nach Start-ups, die integrierte Finanzlösungen im Kern ihrer Geschäftsmodelle tragen“, sagte Niroumand gegenüber VWheute. Den Einstieg bei Luca kommentiert er wie folgt: „Es ist jetzt wichtiger denn je, soziale Erlebnisse wie etwa einen Restaurantbesuch so bequem und effizient wie möglich zu gestalten. Ein vollständig und nahtlos digitalisierter Prozess von der Buchung über die Bestellung bis hin zur Zahlung mit nur einer digitalen Geldbörse ist sowohl für Kunden als auch für Gastronomen von Vorteil. Die neue Luca-App ist genau das, wonach sich der Markt sehnt – eine schnelle, bequeme und vollständig integrierte Fintech-Lösung für eine Reihe verschiedener Unternehmen. Wir sind begeistert, dass wir dabei sein dürfen und können es kaum erwarten, das Produkt selbst zu nutzen.”

Julian Teicke, Gründer und Chef des Einhorns Wefox, steigt über seine Investmentfirma The Delta bei Luca mit ein. „Dies ist eine einzigartige Gelegenheit, einen europäischen Champion zu formen, der in der Lage ist, großen Tech-Unternehmen wie Facebook und Google ein ethisches Datenmodell entgegenzusetzen. Die Nutzer müssen ihre eigenen Daten nicht für Dienste eintauschen. Sie können selbst bestimmen, welche Daten zu welchem Zeitpunkt und zu welchem Zweck verwendet werden. Das ist das Luca-Prinzip.“ Für Teicke läuft es derzeit zumindest beim Umsatz nach Plan. Wefox löste laut der neuesten Bilanz die Umsatzverdopplung ein, aber das Einhorn sieht aktuell keine idealen Bedingungen für einen Börsengang.

Geldgeber mit Russland-Verbindungen

Sowohl Teicke als auch Niroumand sollen auch in den Verwaltungsrat bei Luca einziehen. Der dritte Geldgeber ist der Berliner Risikokapitalgeber Target Global. Die Firma, die in der Vergangenheit in führende deutsche Start-ups wie Wefox, Flink oder auch Auto1 investierte, wurde von Alexander Frolov mitgegründet. Dessen Vater, der auch Alexander Frolov heißt, ist ein russischer Oligarch und einer der Geldgeber des Fonds. Er steht allerdings bislang auf keiner Sanktionsliste. Luca-Chef Patrick Hennig betonte, dass er die Vereinbarung mit Target Global schon im Januar geschlossen habe, Wochen vor der russischen Invasion in die Ukraine. Vor dem Hintergrund des Angriffskrieges habe ihm Target Global zwei Dinge versichert: „Erstens, dass keine sanktionierten Personen involviert sind und kein sanktioniertes Geld in den Fonds investiert ist. Zweitens, dass Target Global und alle beteiligten Personen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine aufs Schärfste verurteilen.“

Autor: VW-Redaktion

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