„Generation Mitte“ ist trotz Corona verhalten optimistisch und ignoriert Klimagefahren

Wie ist die Stimmung in der Wirtschaft? Bildquelle: athree23/ Pixabay.

Trotz steigender Infektionszahlen zeigt sich die mittlere Generation in Deutschland im zweiten Corona-Herbst grundsätzlich optimistischer als im Vorjahr. Sorgen machen sich viele um die Zukunft der Kinder, zeigt eine GDV-Umfrage. Die Folgen des Klimawandels interessieren die Mitte wenig.

37 Prozent der befragten 30- bis 59-Jährigen gaben an, mit Optimismus in die Zukunft zu schauen, wie die Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ergab. Das ist zwar noch weit entfernt vom Niveau vor der Corona-Pandemie, aber doch deutlich mehr als im vergangenen Jahr mit lediglich 22 Prozent.

Insgesamt hat die Corona-Krise deutliche Spuren in der Gemütsverfassung der von Allensbach befragten mittleren Generation hinterlassen. Zwar ist sie bisher materiell überwiegend gut durch die Pandemie gekommen. Die Menschen fühlen sich allerdings zunehmend gestresst, wie die Umfrage ergab. Noch im vergangenen Jahr hatte sich lediglich jeder Dritte häufig gestresst gefühlt, jetzt liegt der Anteil bei 39 Prozent.

Sorge um Kinder

In Folge der Impfungen sind die Sorgen, sich persönlich zu infizieren, zurückgegangen. Eltern aus der Generation Mitte machen sich zurzeit jedoch große Sorgen, dass sich die eigenen Kinder mit dem Virus infizieren könnten.

Zu Verunsicherung führt auch der zunehmende monetäre Druck. Das seit Anfang des Jahres stark steigende Preisniveau, insbesondere für Energie und Lebensmittel sowie die Erwartung von steigenden Steuern oder Abgaben gehören zu den größten Sorgen der mittleren Generation. Zwei Drittel von ihnen belastet die steigenden Preise stark.

 „Die vierte Corona-Welle trifft die ‚Generation Mitte‘ genau wie die Politik in ihrer enormen Intensität unerwartet“, sagte die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher. Die Pandemie und die stark steigenden Preise würden die Menschen belasten und ziehe zurzeit auch die Aufmerksamkeit von den großen langfristigen Herausforderungen ab, „wie beispielsweise der Bewältigung des Klimawandels“.

Neue Bundesregierung

Mit Blick auf die künftige Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP kann die große Mehrheit der mittleren Generation „bisher noch keine Aufbruchstimmung erkennen“. Immerhin 40 Prozent sehen der neuen Bundesregierung jedoch mit Hoffnungen entgegen, 44 Prozent dagegen mit Skepsis oder sogar ausgeprägten Befürchtungen. Deutlich positiver fällt das Urteil derjenigen aus, die sich große Sorgen über den Klimawandel machen. Von ihnen blicken 54 Prozent der neuen Regierung mit Hoffnungen entgegen.

Was die Modernisierungs- und Digitalisierungspläne der Regierung angeht, ist die Mehrheit der mittleren Generation zurzeit noch skeptisch. „Lediglich jeder Fünfte rechnet damit, dass die Modernisierung des Landes rasch angepackt wird. Wohl unter anderem wegen des Corona-Krisenmanagements sehen die 30- bis 59-Jährigen beim Staat und seinen Institutionen im Vergleich zur Wirtschaft erhebliche Effizienzdefizite“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Gleichzeitig hält die mittlere Generation eine Digitalisierung und Modernisierung für dringlich. „Auch bei der Digitalisierung geht es aus Sicht der ‚Generation Mitte‘ vor allem in vom Staat verantworteten Bereichen langsam voran.“ Das gelte insbesondere für die kommunale Verwaltung (78 Prozent), Schulen (76 Prozent) und Ämter und Behörden (73 Prozent).

Klimawandel eine ferne Bedrohung

In der politischen Agenda der mittleren Generation zählt Klimaschutz zwar zu den wichtigsten Aufgaben, die der neuen Bundesregierung zugewiesen werden. Große Sorgen über den Klimawandel macht sich zurzeit jedoch nur eine Minderheit von 42 Prozent. Das hat auch damit zu tun, dass der Klimawandel eher auf mittlere und längere Sicht als Gefahr empfunden wird. So fühlen sich nur 26 Prozent der mittleren Generation persönlich durch den Klimawandel und seine Auswirkungen bedroht, gleichzeitig sehen jedoch 69 Prozent eine Bedrohung für die nächste Generation, also die Generation der Kinder der mittleren Generation.

Die Flutkatastrophe dieses Jahres habe vielen jedoch deutlich gemacht, dass derartige Gefahren zunehmen. 76 Prozent der mittleren Generation gehen davon aus, dass es in Zukunft häufiger zu katastrophalen Überschwemmungen kommen wird, wie im Sommer im Ahrtal. Die Ereignisse haben auch bewusst gemacht, dass Deutschland für solche Katastrophen unzureichend gerüstet ist. So fordern drei Viertel der mittleren Generation, dass Deutschland in diesem Bereich nachrüsten muss. Das gilt auch für die Information der Bürger. Gerade Personen aus Risikogebieten fühlen sich unzureichend über mögliche Naturgefahren in ihrer eigenen Region und deren mögliche Folgen informiert.

„Die Umfrage zeigt, dass wir alle bei dem Thema mehr tun müssen – Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Ganz praktisch heißt das zum Beispiel, beim Wiederaufbau im Ahrtal den gleichen Fehler kein zweites Mal zu machen und nicht erneut in hochwassergefährdeten Gebieten zu bauen“, sagt Asmussen.

Zur Studie über die „Generation Mitte“: Die mehr als 35 Millionen 30- bis 59-Jährigen in Deutschland stehen mitten im Berufsleben, erziehen Kinder und finanzieren die sozialen Sicherungssysteme. Sie stellen 70 Prozent der Erwerbstätigen dar und erwirtschaften über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte. Die „Generation Mitte“ ist damit im wahrsten Sinne des Wortes der „Leistungsträger“ unserer Gesellschaft.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft beauftragt das Institut für Demoskopie Allensbach seit 2013, dieser breiten Bevölkerungsschicht einmal jährlich den Puls zu fühlen und ihre Einstellungen, Erwartungen und Ängste zu erforschen. Für die repräsentative Untersuchung Generation Mitte 2021 haben die Demoskopen in der ersten Novemberhälfte 2021 insgesamt 1.055 Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren befragt.

Autor: VW-Reaktion

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