bAV-Herausforderungen für Unternehmen steigen massiv

Der Druck auf Unternehmen bei der bAV-Handhabung steigt. Bild von Gino Crescoli auf Pixabay.

Schwere, aber wichtige Kost für Versicherer: Im aktuellen Gutachten-Survey der Funk-Vorsorgeberatung zeigen sich die Herausforderungen, die sich für Finanz- und Personalverantwortliche beim Jahresabschlussprozess mit ihrem versicherungsmathematischen Gutachter ergeben. Es wird deutlich, dass der (bAV-)Beratungsbedarf steigt und die Herausforderungen durch Digitalisierung, M&A-Transaktionen und globale Vernetzung „deutlich zunehmen“.

Die Herausforderungen für Unternehmen mit betrieblicher Altersversorgung nehmen stetig zu. Gerade für größere Unternehmen wird es durch Unternehmenszukäufe und die individuelle Ausgestaltung zunehmend unübersichtlich. So geben 53 % der größeren Unternehmen (über 500 Mio. € Umsatz) an, dass sie die Komplexität ihrer Versorgung für hoch (29%) oder sehr hoch (24%) halten. Für den Survey wurden die Antworten von 115 Unternehmen in Deutschland analysiert, bei dem u. a. die einzelnen Prozessschritte des Jahresabschlussprozesses in Bezug auf die Erstellung versicherungsmathematischer Gutachten beleuchtet wurden. Dies betrifft die Bereitstellung der Daten, die Abstimmung und Marktübersicht über die Bewertungsparameter sowie die Bereitstellung und Verarbeitung der Bewertungsergebnisse. Außerdem wurde der Mehrwert von unterjährigen strategischen Beratungsdienstleistungen und Outsourcing von Administration abgefragt. Aufgrund des dynamischen Fragebogendesigns können dabei die absoluten Antworten je Frage variieren.

Die „enorme Herausforderung“ für die befragten Unternehmen zeigt sich offenbar oft im eigenen Haus durch mangelnde Personalressourcen. So geben 51 % der befragten Unternehmen an, dass die Kapazität von Mitarbeitenden im Unternehmen für sie die größte Herausforderung darstellt. Für jeweils 45 % stellen die engen Zeitpläne und Deadlines sowie das Einhalten von standardisierten Prozessen eine Schwierigkeit dar.

Bewertungsparameter werden unterschätzt

Bei der Bewertung von Pensionen und ähnlichen Verpflichtungen kommen regelmäßig Annahmen über das Pensionsalter, Gehalts- und Rententrend oder Fluktuationswahrscheinlichkeiten zur Anwendung. Nicht einmal die Hälfte der befragten Unternehmen hat diese Parameter seit der Einführung des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) im Jahre 2009 angepasst. Michael Mertke, Aktuar bei der Funk Vorsorgeberatung GmbH, sagt dazu: „In der Praxis begegnen wir oft einer zunehmend späteren Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen. Ein späteres Pensionsalter führt aufgrund der längeren Finanzierungszeiträume und kürzeren Leistungsphase in der Regel zu spürbaren Entlastungseffekten bei der Höhe der Pensionsrückstellungen. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse der Studie doch überraschend und zeigen den Beratungsbedarf bei Abstimmung der Bewertungsparameter auf.“

Hochrechnungen und Risiken

Ein großer Mehrwert wird in Hochrechnungen und langfristigen Prognoseberechnungen gesehen. 66 % sehen hier einen Mehrwert bei Hochrechnungen, über ein Drittel bewertet diesen sogar als hoch bzw. sehr hoch. Bei langfristigen Prognoseberechnungen wird von 58 % ein Mehrwert gesehen, wovon ein Fünftel diesen als hoch bzw. sehr hoch ansieht. Dem gegenüber überrascht es, dass ca. die Hälfte der befragten Unternehmen angeben, bisher über keine klare Finanzierungsstrategie für ihre Pensionsverpflichtungen zu verfügen. Christian Till, Bereichsleiter Sales bei der Funk Vorsorgeberatung GmbH dazu: „Abhängig von der Versorgungszusage und der Zusammensetzung des Personenbestandes können sich selbst bei geschlossenen Versorgungssystemen noch deutliche Zuführungsbedarfe zur Pensionsrückstellung ergeben. Hochrechnungen und langfristige Prognosen schaffen hier Klarheit über den Status quo. Dies unterstützt die Unternehmen bei der mittelfristigen Planung. Darauf aufbauend kann man Handlungsempfehlungen und gezielte Finanzierungsstrategien gemeinsam entwickeln.“

Digitalität als Lösung

Es lässt sich auch im Gutachtenprozess der Trend hin zu digitalen Lösungen erkennen. Die Teilnehmenden nutzen bereits zu 37 % Online-Portale und zu 24 % Cloud-Lösungen. Zu einem reibungslosen Ablauf im Gutachten-Prozess gehört aber auch die individuelle Beratung, denn der Bedarf der Unternehmen ist angesichts des herausfordernden Marktumfeldes enorm. Wichtig ist es „individuelle Lösungen zu finden, die einen effizienten Gutachtenprozess gewährleisten“.

 Autor: VW-Redaktion