Branchenpuls: Generali, Elektromobilität, Bundestagswahl

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Strategische Entscheidungen gehören zu den wesentlichen Kernaufgaben eines Versicherungsmanagers. Um strategische Fragen ging es in dieser Woche vor allem bei der Generali – vor allem über die Zukunft von Konzernchef Philippe Donnet. Die strategische Ausrichtung der Württembergischen Versicherung war auch Thema im Gespräch mit Zeliha Hanning.

Was bisher geschah …

So hat Donnet in den vergangenen Monaten mit wichtigen strategischen Impulsen und guten Entscheidungen in der Krise viel richtig gemacht. Dabei hat sich vor allem die Deutschland-Tochter der Generali als wesentliche Stütze des Konzerns erwiesen. Bekanntermaßen zählen allerdings nicht nur die unternehmerischen Skills, sondern auch das Netzwerk sowie ein gewisses diplomatisches Geschick. Dennoch strebten jüngst zwei Großaktionäre des italienischen Versicherungskonzerns die Ablösung von Konzernchef Donnet und Verwaltungsratschef Gabriele Galateri di Genola an – mit rund 1.800 Klicks das Topthema der Woche bei VWheute.

Am Ende behielt Donnet – zumindest vorerst – die Nase vorn. Im internen Machtkampf um die eigene Zukunft hat sich der Generali-Konzernchef zunächst durchgesetzt. So habe er seine Bereitschaft zu einer Vertragsverlängerung erklärt, teilte Generali nach einem Treffen des Verwaltungsrats mit. Die Mehrheit habe sich dafür ausgesprochen, ihn bei einem Umbau des Gremiums wieder als Konzernchef zu nominieren.

„In der Tat hat die Württembergische Versicherung im ersten Halbjahr 2021 von einem günstigen Schadenverlauf in der Schaden- und Unfallversicherung bei gleichzeitig guter Kapitalmarktentwicklung profitiert. Das ist es aber nicht allein. Erfolg ist immer ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren.“

Zeliha Hanning, Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Versicherung AG

Eine positive Bilanz kann bislang auch Zeliha Hanning vorweisen. Zum Jahresbeginn übernahm sie den Vorstandsvorsitz der Württembergischen Versicherung und kann direkt Erfolge vorweisen, wie die Halbjahreszahlen zeigen. Im Interview zeigt sie sich selbstbewusst. Welches Ergebnis sie sich von der Bundestagswahl erhofft, was sie im eigenen Haus verbessern möchte und welches Ergebnis am Ende des Jahres stehen wird, verriet sie kürzlich im exklusiven Gespräch mit VWheute.

Was diese Woche jeder wissen muss …

Um strategische Fragen der Mobilität geht es in dieser Woche auch beim 9. Autotag der Allianz am Mittwoch. In den vergangenen Jahren haben viele europäische Länder die Voraussetzungen für die Zulassung von automatisierten Fahrzeugen geschaffen und in einigen europäischen Ländern die gesetzlichen Voraussetzungen für den Betrieb der Fahrzeuge geregelt. Noch in diesem Jahr wird in Deutschland ein Gesetz zum autonomen Fahren verabschiedet werden, das erstmals führerlose Fahrzeuge auf deutschen Straßen in festgelegten Betriebsbereichen im Regelbetrieb zulässt. Die neuen Rahmenbedingungen werden Auswirkungen für uns als Kfz-Versicherer sowohl in der Risikobewertung als auch in der Schadenregulierung haben.

Allein in Deutschland sind laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) mittlerweile mehr als eine Million Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf deutschen Straßen unterwegs. 54 Prozent davon sind rein elektrisch betrieben, 46 Prozent sogenannte Plug-in-Hybride, deren Akkus sowohl über das Stromnetz als auch den Benzinmotor geladen werden können.

Quelle: Statista

Haben im gesamten Vorjahr 527.864 Autos mit Hybrid- und 194.163 E-Autos eine Neuzulassung erhalten, wurden von Januar bis Juli 2021 bereits 454.193 Wagen mit Hybrid-Antrieb und 174.180 reine Elektroautos zugelassen. Bei einer monatlichen Zulassungsrate von knapp 100.000 Hybrid- und E-Fahrzeugen wird es spätestens in diesem Monat einen neuen Jahresrekord bei den Zulassungen geben und sich der Trend weg von Verbrennungsmotoren hin zu alternativen Antrieben weiter verfestigen.

Weitere relevante Termine in dieser Woche: Ebenfalls am Mittwoch debattieren Frank Rottenbacher, Vorstandsmitglied des Bundesverbands für Finanzdienstleistungen (AFW), Rechtsanwalt Hans-Peter Schwintowski, Ideal-Vorstand Rainer M. Jacobus, sowie Walter Capellmann, Hauptbevollmächtigter der DELA Lebensversicherungen, mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl über die „Herausforderungen für und die Erwartungen an Makler und Vermittler in 2022“.

Was über die Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Über strategische Weichenstellungen in der Politik entscheiden die Wähler am kommenden Sonntag bei der Bundestagswahl. Laut einer aktuellen Umfrage von Infratest Dimap liegt die SPD mit derzeit 26 Prozent vor der Union (22 Prozent). Die AfD und die FDP liegen beide bei elf Prozent, die Linke bei sechs Prozent und die Grünen bei 15 Prozent. Alle anderen Parteien kommen demnach zusammen auf neun Prozent, darunter die Freien Wähler mit drei Prozent.

Quelle: Statista

Könnten die Deutschen den Bundeskanzler direkt wählen, liegt SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit 40 Prozent deutlich vor der Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock (19 Prozent) und Unionskandidat Armin Laschet mit 13 Prozent. Allerdings: 28 Prozent würden jedoch laut Umfrage keinen der drei Bewerber um das Kanzleramt bevorzugen.

Eine wesentliche Aufgabe für die neue Bundesregierung dürfte auch die Schuldenlast durch die Pensionslasten von Bund und Ländern sein. So beläuft sich der Barwert der Pensionszusagen (einschließlich Beihilfe) des Bundes zum 31. Dezember 2019 auf rund 809 Mrd. Euro, berichtet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) unter Berufung auf Zahlen des Bundesfinanzministeriums. Das entspricht einem Zuwachs von 88 Prozent innerhalb von zehn Jahren. Bei den Ländern summiert sich der geschätzte Wert für 2019 auf 1.230 Mrd. Euro, also 1,2 Billionen Euro. Hinzu kommen noch Pensionszusagen auf kommunaler Ebene. So würden die Pensionslasten je Einwohner einen Betrag von rund 10.000 Euro betragen. Auf Landesebene kommen bei den Spitzenreitern Berlin und Hamburg rund 20.000 Euro hinzu.

Quelle: Statista

Strategische Weichenstellungen hat in diesen Tagen auch die Commerzbank vorgenommen. So wird Thomas Schaufler, derzeit Vorstandsmitglied für Retail Banking bei der österreichischen Erste Group Bank AG, zum 1. Januar 2022 die Verantwortung für Privat- und Unternehmerkunden der Commerzbank übernehmen. Damit folgt er auf Sabine Schmittroth, die sich künftig wieder voll auf ihre Aufgabe als Arbeitsdirektorin konzentrieren will. Zudem hat der Aufsichtsrat Jörg Oliveri del Castillo-Schulz als neuen COO in den Vorstand berufen.

„Jetzt gilt es, als Team die volle Schlagkraft zu entfalten und die Commerzbank konsequent weiter zu transformieren – zu DER digitalen Beratungsbank in Deutschland, die für Kundenorientierung, Nachhaltigkeit und Profitabilität steht.“

Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank AG

Zudem prüft der Finanzinvestor Cerberus laut einem Bericht des Handelsblatt die Übernahme der Bundesbeteiligung an der Commerzbank. Insider halten einen Verkauf des Bundesanteils an Cerberus vor allem für den Fall realistisch, dass FDP-Chef Christian Lindner neuer Bundesfinanzminister würde. Auch bei der Union und den Grünen scheint es laut Bericht eine gewisse Offenheit für diese Überlegungen zu geben. Mit der aktuellen Bundesregierung haben die US-Amerikaner laut Insidern jedoch keine Gespräche geführt. Zudem scheint Cerberus mit der Arbeit von Manfred Knof zufrieden zu sein und hofft, dass der seit Jahresanfang amtierende Vorstandschef für eine Trendwende sorgt.

Autor: Tobias Daniel

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