Hochwasser: Moodys prophezeit heftigen Combined-Ratio-Anstieg und Probleme im Zukunftsgeschäft

Flutschäden in der Landwirtschaft im Erftkreis (Nordrhein-Westfalen im Regierungsbezirk Köln). Quelle: Vereinigte Hagel

Die Folgen der Wasserflut werden Betroffene und Versicherer noch lange beschäftigen. Der Analyst Moodys prognostiziert einen Anstieg der Combined-Ratio im Bereich Property and Casualty (P&C) um bis zu neun Prozent. Das Geschäft der Branche sei langfristig in Gefahr. Derweil berichtet die Vereinigte Hagel von großflächigen Verwüstungen von landwirtschaftlich genutztem Boden.

Das Analyseunternehmen Moodys erwartet im Bereich P&C für das laufende Jahr 2021 einen Abstieg der „gross combined ratio“ auf 96–99 Prozent. Im Jahr 2020 lag der Wert bei 90 Prozent. Gleichzeitig erwartet der Analyst, dass die „ökonomischen Verluste“ weit schwerer sein werden als die Versicherten, weil die „öffentliche“ Infrastruktur besonders schwer getroffen sei. Darüber hinaus gäbe es eine signifikante Deckungslücke bei vielen Hausbesitzern, über die VWheute bereits berichtete.

Die deutschen P&C-Häuser hätten bereits vor der Katastrophe Probleme bei der Profitgewinnung gehabt. Künftig werde es noch „schwieriger“, Hausbesitzer gegen die Gefahren des Klimawandels abzusichern. Wie die Versicherer rechnet auch Moodys damit, dass das Hochwasser sogar die Kostengrenze aus dem Jahr 2002 übersteigen wird, wie die Grafik zeigt:

Kosten der 2021-Flut im Vergleich zu vorangegangenen Ereignissen. Quelle: Moodys.

Pflanzenwelt schwer getroffen

Natürlich und zurecht liegt der Fokus aktuell auf den Menschen. Doch die Vereinigte Hagel weist zurecht darauf hin, dass auch die Agrarlandschaft heftig in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Allein vom Niederrhein bis in die Eifel sind Starkregenschäden auf einer Fläche von etwa 7.500 ha zu verzeichnen. Heinsberg, Bedburg, Jülich, Kerpen oder Bad Münstereifel sind die am schwersten betroffenen Ortschaften. Weitere 1.500 ha sind im Vogtland sowie Bayern und Baden-Württemberg zu verzeichnen. Zur Einordnung, für die Abdeckung eines Hektars (10.000 m2) werden ungefähr 1.310 Autos benötigt. Betroffen sind nahezu alle Nutzpflanzen, beispielsweise Kartoffeln, Mais, Zuckerrüben, Bohnen, Möhren sowie erntereifes Getreide und Raps.

Über 50 Sachverständige sind bereits unterwegs, um die Schäden „schnell und unbürokratisch zu regulieren“. Bernd Edeler, Bezirksdirektor der Vereinigte Hagel  in Münster, rechnet mit einem Schaden in Millionenhöhe: „Ich gehe von mindestens einer Million, eher von zwei Millionen Euro in Nordrhein-Westfalen aus. Vor allem bei Kartoffeln und Mais kann der genaue Schaden erst im weiteren Verlauf der Vegetation abgeschätzt werden. Hier führen wir zunächst eine sogenannte Vorbesichtigung durch und nehmen die Flächen auf. Die erntereifen Bestände werden natürlich direkt endreguliert.

Wie wichtig eine ausreichende Absicherung gegen Gefahren über den Hagel hinaus ist, habe sich in der letzten Woche wieder deutlich gezeigt. Der Anteil der versicherten Flächen nehme aber „beständig zu“.

Schäden am Nutzboden im Erftkreis (Nordrhein-Westfalen im Regierungsbezirk Köln). Quelle: Vereinigte Hagel

Autor: VW-Redaktion