Kapitalanlage und bAV: Mehr Chancen mit weniger Garantien

Von tiefroten zu den schwarzen Zahlen in die Gewinnzone hat es Hiscox geschafft. (Quelle: Bild von Steve Buissinne auf Pixabay)

Einen klitzekleinen Fortschritt gab es bei dem diesjährigen HDI bAV-Expertenforum, wie Thomas Lüer, als Vertriebsvorstand zuständig für das Ressort Makler/Kooperationsvertrieb eingangs erwähnte: Letztes Jahr fand es nur telefonisch statt, dieses Jahr zumindest online als Livestream.

So konnte man Stefan Klimpel, Leiter des Geschäftsbereichs Kapitalanlagen, und Stephan Müller, Leiter Pensionsfonds-Management und verantwortlicher Aktuar der PB Pensionsfonds AG, wenigstens fast wie im echten Leben sehen und die Charts verfolgen, mit denen sie aufzeigten, wie sich die Kapitalmärkte aktuell verändern, welches die Treiber sind und was das für die Gewährung harter Garantien für die Altersvorsorge bedeutet. Nicht ganz überraschend ist die Kapitalmarktsituation aktuell von einer Vielzahl an Risiken und Unwägsamkeiten, aber auch Chancen gekennzeichnet. Deshalb achtet die HDI bei ihren Infrastrukturinvestments auf europaweite Diversifikation – „irgendwo ist immer Wind“, so Klimpel.

Ein wichtiger Faktor ist die Beachtung der ESG-Kriterien, wobei das Hauptproblem das G wie Governance, also Fragen wie Vergütung von Führungskräften, Rechnungslegung und Ethik ist. Bei E wie Environment macht die HDI nach Klimperls Angaben dagegen gute Fortschritte, „das Thema Nachhaltigkeit wird gelebt und ist sehr konkret“. Das bedeutet, dass man bis 2025 mehr als 30 Prozent an Investments in schmutzige Emittenten, wie die Zementindustrie, abbauen will, als Konzern bereits klimaneutral ist und bis 2038 keinen Versicherungsschutz für kohlebasierte Risiken mehr im Bestand haben will.

Unterschied zwischen nominal und real

So wie sich die Kapitalanlagestrategie wandelt, müssen sich auch die Garantien verändern, zeigte Müller auf. In Zeiten von Nullzinsen „ist man als Produktentwickler arg beschränkt“, was die Entwicklung neuer Produkte angeht. Insbesondere bei nominalen Garantien gebe es keine Chance mehr, ein Plus über die vertraglichen Vereinbarungen hinaus zu erwirtschaften. Wichtig sei es deshalb, dem Kunden den Unterschied zwischen einer nominalen und einer realen Garantie deutlich zu machen – also ihn dafür zu erwärmen, dass er sich mit einer 80- oder 60-prozentigen Bruttobeitragsgarantie zufriedengibt und dafür die Chance hat, durch höhere Erträge bei der Anlage eine bessere Altersversorgung zu bekommen. Das müsse auch der Politik vermittelt werden.

Konkrete Vorstellungen gibt es bei den im Bundestag vertretenen Parteien dafür allerdings noch nicht, auch wenn sich alle darin einig sind, dass die bAV gestärkt werden müsse, zeigte Fabian von Löbbecke, Vorstandsvorsitzender der HDI Pensionsmanagement und zuständig für die bAV im  Vorstand der HDI Lebensversicherung, auf. Die Spannweite reicht dabei von einer reinen Beitragszusage ohne Tarifvertrag mit Opt-out-Modell bei der FDP bis hin zu der totalen Regulierung bei den Grünen und einer Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung und einer Mindestrente von 1.200 Euro bei der Linken und der Vergrößerung der Anzahl der GRV-Versicherten durch Reduzierung der Anzahl der Beamten und Abschaffung von Politikerpensionen bei der AfD.

Insgesamt ist das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) und seine Umsetzung von Talanx in Zusammenarbeit mit ver.di in Form der Deutschen Betriebsrente für von Löbbecke aber ein Erfolgsmodell, auch wenn es eine ganze Reihe arbeitsrechtlicher Herausforderungen bietet, die beachtet werden müssen, wie Rechtsanwalt und bAV-Spezialist Prof. Dr. Mathias Ulbrich anhand des §1a Abs.1a des  BetrAVG darstellte. „Eine scheinbar einfache Vorschrift erzeugt in der Praxis viele Fragen und hohen Umsetzungsaufwand“, so sein Fazit.

Autorin: Susanne Görsdorf-Kegel

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