Wo private Krankenversicherer Disruption brauchen
Die privaten Krankenversicherer (PKV) werden die Kostenprobleme im Gesundheitswesen nur gemeinsam lösen können. „Wir können ein relevantes Stück von Viel bekommen oder ein großes Stück von Nichts. Zusammenarbeit darf kein Buzzword, sondern muss im Mindset sein“, sagte Thilo Schumacher, Vorstand der Axa Konzern AG, bei der von Adesso veranstalteten „FlasHED – dem digitalen Experten-Talk zu Trends im Gesundheitswesen“. Oliver von Ameln, Geschäftsführer der Adesso Insurance Solutions GmbH, sieht die Lösung in einer „echten“ Disruption.
Da die medizinische Inflation infolge der Niedrigzinsphase voll auf die Kosten durchschlage und durch Kapitalerträge nicht mehr kompensiert werden könne, helfe nur eine gesündere Versichertengemeinschaft, so von Ameln. Diese „Gesundung“ lässt sich seiner Meinung nach mit mehr Künstlicher Intelligenz und der Hebung des Datenschatzes der Branche erzielen. Personifizierte Medizin werde künftig prophylaktisch wirken – und „Glück spenden“.
Schumacher wies darauf hin, dass die PKV weniger stark von der Sozialgesetzgebung reguliert sei als die gesetzlichen Kassen (GKV) und daher in der Vergangenheit der „starke Innovationsmotor im deutschen Gesundheitswesen“ gewesen sei. Nun müsse aber mehr zusammengearbeitet werden. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die PKV zusammen so groß ist wie die größten GKVen“, so Schumacher. Über die Plattform „Meine Gesundheit“ arbeite man bereits mit der Debeka, der VKB und der Huk-Coburg zusammen – aber nur „als Partner der Leistungsseite, im Wettbewerb um Neukunden gönnen wir uns das Schwarze unter dem Fingernagel nicht.“ Grundsätzlich stehe man für alle offen.
Plattform und/oder Partner?
Schumacher geht davon aus, dass die PKV so vom Payer zum Partner der Kunden wird. „Der Kunde entscheidet, was er will. Das müssen wir in der Breite anbieten.“ Dabei müssten die Angebote so interessant sein, dass der Kunde sie auch nutze wie beispielsweise die Telemedizin. Ziel sei es, dass die Kunden schneller gesunden, die Kollektive nicht belasten und man Neugeschäft gewinne. Erreichen lasse sich dies aber nur, wenn man kooperiere, weil die einzelnen Unternehmen zu klein seien. Bei den Kunden habe sich zudem massiv die Transparenz erhöht und die Wechselbereitschaft. Zur besseren Vernetzung müsse man eigene Plattformen attraktiv machen. Von Ameln sagte, dass die Masse der Kunden nur über Plattformen einzusammeln seien. Mehrwerte ließen sich über Kooperationen schaffen, ohne dass die Branche eigene Features erfinden müsse. „Es geht darum, Start-ups schnell anzubinden“, so von Ameln.
Autor: Monika Lier