Allianz Global Insurance Report: Einbruch bei Prämien aber starkes Wachstum bis 2031 prognostiziert
Es hätte schlimmer kommen können. Die Allianz hat die Entwicklung der Versicherungsmärkte weltweit analysiert, im Jahr 2020 fielen die weltweiten Prämieneinnahmen lediglich um 2,1 Prozent. In der Sachversicherung gab es ein kleines Plus von 1,1 Prozent zu verzeichnen. Das Lebensgeschäft taumelt weltweit. Europa war vom Einbruch stärker betroffen als der Rest der Welt und wird sich langsamer erholen, so die Prognose. In Deutschland wird ein LV-Plus vorhergesehen.
In der Lebensversicherung kam es global zu einem Rückgang um 4,1 Prozent. Insgesamt war dieser Rückgang „deutlich kräftiger als 2009“ in der Nachfolge der Finanzkrise. Das gesamte Prämieneinkommen war rund 80 Mrd. Euro niedriger als vor der Krise und summierte sich laut Allianz Global Insurance Report 2021 auf 3.730 Mrd. Euro – Leben: 2.267 Mrd. Euro und Sach 1.463 Euro).
Licht am Ende des Tunnels
Doch es ist ein Licht am Ende des Tunnels in Sicht. Für 2021 ist für die Versicherungsindustrie mit einem „kräftigen Wachstum“ zu rechnen. Insgesamt sollten die Prämien global um 5,1 Prozent steigen. Die USA mit 5,3 Prozent und China, 13,4 Prozent, sollen den Zug ziehen. Nach dem „starken Einbruch im Vorjahr“ wird die Erholung im Leben-Segment „etwas kräftiger ausfallen“ als in der Sachsparte. Das starke Wachstum sollte sich „auch in den Folgejahren fortsetzen“, angetrieben durch den „verstärkten Fokus auf Nachhaltigkeit“ und den weiteren „Aufstieg der Schwellenländer“. Weltweit erscheint ein durchschnittliches Wachstum von über 5 Prozent in den nächsten zehn Jahren möglich.
“Die Versicherungsindustrie hat sich in der Corona-Krise als widerstandsfähig erwiesen”, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. „Dies war jedoch der relativ einfachere Teil der Übung. Denn durch die Krise sind die Ansprüche unserer Stakeholder massiv gestiegen. Dies betrifft nicht zuletzt unsere Kunden, die, vollends digitalisiert, neue Anforderungen an ihre Beziehung zu Versicherern stellen. Für die Industrie bedeutet dies eine tief greifende Transformation, weg von einer reinen Produktlogik und hin zu einem umfassenden Service-Ansatz, bei dem nicht die finanzielle Entschädigung, sondern das Management und die Vermeidung von Risiken im Mittelpunkt steht. Nur so kann die Industrie vom gestiegenen Bedürfnis nach Schutz und Absicherung in der Post-Corona-Welt auch angemessen profitieren.“
Europa im freien Fall
Westeuropa verzeichnete 2020 „weltweit den stärksten Prämieneinbruch“ mit einem Rückgang von 5,1 Prozent. In der Sachsparte sanken die Prämieneinnahmen um ein halbes Prozent, in der Lebensversicherung um fast acht Prozent. Die Gesamtprämieneinnahmen lagen knapp 60 Mrd. Euro unter denen des Vorjahres.
Auch die Erholung dürfte „zögerlicher als im Rest der Welt“ ausfallen. Während sich das globale Prämienniveau bereits Ende 2021 wieder auf Vorkrisenniveau befinden dürfte, wird dieser Wert in Europa wahrscheinlich erst 2023 erzielt. Spiegelbildlich zu schwächeren Wirtschaftsentwicklung ist 2021 nur mit einem Wachstum von 1,2 Prozent zu rechnen. Im Mittel der nächsten zehn Jahre sollte sich das Wachstum bei drei Prozent einpendeln.
„Die Lebensversicherung ist das Sorgenkind der europäischen Versicherungsindustrie“, sagt Patricia Pelayo Romero, Co-Autorin des Reports. „In den letzten zehn Jahren lag hier das Wachstum bei mageren 0,6 Prozent pro Jahr – in der Sachversicherung war es viermal höher. Post Covid-19 bietet sich die einmalige Chance zur Trendumkehr. Nicht, weil eine Zinswende bevorsteht, ganz sicher nicht, sondern weil die europäischen Haushalte auf einem Berg von zusätzlichen Ersparnissen in Höhe von knapp 500 Mrd. Euro sitzen. Gelingt es der Industrie, ihre Expertise in der nachhaltigen Anlage in attraktive Produkte für ihre Kunden umzumünzen, sollte sie sich einen Teil dieses Kuchens sichern können.“
Deutschland solide
Der hiesige Versicherungsmarkt gehörte 2020 zu den wenigen entwickelten Märkten, in denen die Prämieneinnahmen stiegen. Das Plus fiel mit 0,8 Prozent „sehr bescheiden“ aus. Die „positive Entwicklung“ ist in erster Linie dem Sachgeschäft zu verdanken, das um 2,1 Prozent zulegte. Das Minus in Leben fiel mit 0,1 Prozent „deutlich niedriger“ aus als in vielen anderen Märkten. Für das laufende Jahr ist mit einem etwas stärkeren Wachstum in Höhe von 1,8 Prozent zu rechnen – Leben: 2,0 Prozent, Sach: 1,6 Prozent. Über die gesamte nächste Dekade dürfte Deutschland ein „durchschnittliches Wachstum von 2,7 Prozent“ pro Jahr erzielen. Das Lebensgeschäft sollte sich in den nächsten Jahren wieder „etwas stärker entwickeln“.
Link: Die interaktive „Allianz Global Insurance Map“.
Autor: VW-Redaktion