Consileon-Gesellschafter Hientzsch: „Der Wettbewerb ist vielschichtiger geworden“

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Der Wachstumstreiber Nachhaltigkeit ist mittlerweile auch in den Chefetagen der Versicherer angekommen. Im Exklusiv-Interview sprach VWheute mit Ralph Hientzsch, Geschäftsführender Gesellschafter bei Consileon, über Kapitalanlagen, Digitalisierung und nachhaltige Investments.

Ralph Hientzsch, Geschäftsführender Gesellschafter bei Consileon

VWheute: Welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit für die Versicherungsbranche?

Ralph Hientzsch: Es ist ein zentraler Trend der nächsten Jahre. Nachhaltige Technologien und Innovationen sind ein bedeutender Zukunftsmarkt, der nicht allein durch die öffentliche Hand finanziert werden kann. Die Versicherer als zentrale „Real Money Investoren“ mit einem langfristigen Anlagehorizont sind für eine Schlüsselrolle der nachhaltigen Erneuerung Europas prädestiniert. Damit sind die Lebensversicherer wichtige Anker und Stabilisatoren des Finanzsystems. Die Kapitalanlagen der Erstversicherer liegen bei ca. 1,5 Bio. Euro.

Nach Consileon-Analysen und weltweiten Studien wollen institutionelle Investoren wie Versicherer, Pensionskassen und Staatsfonds den Anteil ihrer nachhaltig gemanagten Vermögen bis zum Jahr 2025 von derzeit 18 Prozent auf 37 Prozent mehr als verdoppeln.

VWheute: Wie wird sich das Thema Nachhaltigkeit entwickeln? Was sind die strategischen Implikationen?

Ralph Hientzsch: Einerseits steigt derzeit die Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen für Privatkunden dynamisch. Dies werden die Versicherer in ihrer Geschäftsstrategie reflektieren. Daneben sind Versicherer gefordert, Deckungskonzepte für Windkraftanlagen und Erneuerbare Energien zu bauen. Andererseits steht die Kapitalanlage der Versicherer strategisch vor spannenden Veränderungen. Mit der EU wird es einen weiteren großen Emittenten grüner Anleihen geben. In Zusammenhang mit dem Fonds „Next Generation EU“ könnte die EU mindestens 225 Mrd. Euro in Green Bonds emittieren. Nach unseren Analysen halten die europäischen Versicherer einen Anteil von ca. 30 Prozent Bestand aller in der EU verwahrten grünen Anleihen.

Vor dem Hintergrund des erwarteten Expansionstempos nachhaltiger Anlagen müssen daneben die Maßstäbe zur Messung von ESG-Kriterien weiter verbessert werden. Laut der globalen Blackrock-Studie „Sustainability goes mainstream“ unter 425 weltweiten Investoren beklagen über die Hälfte der institutionellen Investoren die schlechte Qualität und Verfügbarkeit der ESG-Daten und- Analysen. Rund ein Drittel findet, dass es nicht genügend Produkte gibt, um nachhaltige Ziele erreichen zu können. Zusätzlich werden eine nachhaltige Geschäftsführung und Produkte wichtiger, die unmittelbare Nachhaltigkeitsthemen adressieren. In diesem komplexen Umfeld der Nachhaltigkeit und ESG-Konformität benötigen Vorstände Orientierung.

VWheute: Sind das auch die Wachstumstreiber der Zukunft?

Ralph Hientzsch: Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wachstum zusammenhängen. Die Kunden erwarten stärker nachhaltiges Handeln und der Wettbewerb ist vielschichtiger geworden. Das digitale Omnikanal-Kundenerlebnis wird ein zentraler Schlüssel zum Erfolg. Unsere Analysen zeigen, dass Omnikanal Exzellenz den Unterschied ausmacht. Die nahtlos erlebte Durchgängigkeit zwischen Kommunikationswegen des Kunden mit seinem Versicherer ist entscheidend, gerade wenn durch eine Pandemie der physische Kontakt vor Ort an Bedeutung verliert.

Dieses Omnikanal Kundenerlebnis stellt sich aber erst ein, wenn Versicherer die Kernprozesse aus der Kundenperspektive End-to-End optimiert und digitalisiert haben. Künstliche Intelligenz mit exzellentem Data Management als Basis der begleitenden CRM-Prozesse sind eine weitere Voraussetzung für langfristiges Ertragswachstum und Erfolg.

Autor: VW-Redaktion

Das vollständige Interview lesen Sie in der neuen Januar-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

Ein Kommentar

  • Nachhaltige Anlagen werden problemlos finanziert werden wenn die Rendite stimmt, es klingt mir aber viel zu oft unterschwellig mit, dass man hier nur das Geld der Versicherer und damit Kunden „ausgeben“ will – Pflicht der Gesellschaften ist aber im besten Interesse der Kunden zu handeln!

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