Weniger Gehalt für Bäte und Co.: Krise lässt Gehälter der DAX-Vorstände schrumpfen

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Ob BASF-Chef Martin Brudermüller zur Gehaltsaufbesserung bald in der Fußgängerzone singt? Eher unwahrscheinlich, doch es ist sicher, dass es ein  deutliches Minus bei der Vergütung der Vorstandsmitglieder in deutschen Dax-Unternehmen gibt. Erholung ist nicht zu erwarten.

Die CEOs haben 2019 im Median 5,5 Mio. Euro verdient – knapp 14,6 Prozent weniger als 2018. Der Rückgang der ausgezahlten Vorstandsvergütung geht hauptsächlich auf die eingetrübte Weltwirtschaft zum Ende des Jahres 2019 zurück. Die wichtigsten Gründe dafür waren der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die Brexit-Verhandlungen.

Doch auch andere müssen Verluste erleiden. Die Gehälter der weiteren Dax-Vorstandsmitglieder (CXOs) sanken im Median um 10,8 Prozent auf 2,5 Millionen Euro. Dies sind zwei der Kernergebnisse der Vorstandsvergütungsstudie 2020, die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) erstellt hat.

Oliver Bäte hat zwar bereits im Jahr 2019 deutliche Abstriche bei seinem Einkommen machen müssen, doch auch eine weitere Absenkung wird er verkraften. Im Jahr 2019 erhielt er 5,95 Mio. Euro auf, ein Jahr zuvor waren es noch 10,33 Mio. Euro. Er lag damit deutlich unter dem, was Zurich-Chef Mario Greco einbrachte. Er verdiente im vergangenen Jahr  rund 9,3 Mio. Franken.

Vergütungen entwickeln sich dynamisch

Unterhalb der Dax-Ebene verläuft die Entwicklung der Vergütung recht unterschiedlich. So erhielt der Vorsitzende des Vorstands in einem MDax-Konzern im Median 2,4 Millionen Euro, was einem Gehaltsplus von 7,9 Prozent entspricht. Die weiteren Vorstandsmitglieder erzielten mit 1,4 Millionen Euro fast den Vorjahreswert.

Im SDax vergüteten Unternehmen ihre Vorstände im Median mit 1,3 Mio. Euro (minus 3,9 Prozent gegenüber 2018), ihre Vorstandskollegen blieben mit 0,9 Millionen Euro ebenfalls fast auf Vorjahresniveau.

Auch im TecDax sanken die Vorstandsvergütungen leicht: Dort erhielt ein Vorstandschef rund 1,5 Mio. Euro (minus 1,3 Prozent gegenüber 2018), die weiteren Mitglieder 0,9 Mio. Euro – ein deutliches Minus um 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

„Besonders markant ist der Unterschied zwischen gewährter und tatsächlich ausgezahlter Vorstandsvergütung“, betont Petra Raspels, Partnerin und Head of People & Organisation bei PwC Deutschland. Bei Dax-Unternehmen erreichte 2019 die „gewährte Vorstandsvergütung“ der Vorsitzenden mit 6,3 Millionen Euro im Median einen neuen Höchstwert. Die „tatsächlich ausgezahlte Vergütung“ hingegen sank deutlich auf das Niveau von 2014 (5,5 Millionen Euro). „Aufgrund der Corona-Situation erwarten wir für das Jahr 2020 einen noch deutlicheren Rückgang der ausgezahlten Vergütung – und zwar über alle Indizes hinweg.“

Langfristige Perspektiven in fast allen Unternehmen

Angesichts eines schwierigen Marktumfeldes orientieren sich die Vergütungssysteme immer mehr an einer nachhaltigen Entwicklung der Unternehmen. Verstärkt wird dieser Trend besonders durch regulatorische Vorgaben des Aktiengesetzes und durch den Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK). Dabei umfasst die Vergütung eines Vorstands neben der fixen Komponente eine variable Vergütung mit kurzfristigen und langfristigen variablen Anteilen. Auffällig ist, während 2017 nur bei etwas mehr als der Hälfte der Unternehmen solche langfristigen Komponenten bei der Vergütung eine Rolle spielten, wiesen 2019 fast alle Unternehmen eine langfristige Vergütungskomponente auf.

Diese werden nur dann in Gänze ausgezahlt, wenn das Unternehmen und damit die Vorstandsmitglieder auch langfristigen Erfolg haben. „Es bleibt spannend“, sagt Raspels. „Die Verabschiedung von ARUG II, dem Gesetz zur Umsetzung der zweiten Aktionärsrechterichtlinie, Ende 2019 hat bereits viele Unternehmen veranlasst, ihre Vergütungssysteme zu überprüfen und an die neue Regulatorik anzupassen. In den kommenden Jahren sind weitere Veränderungen in der Konzeption der Vorstandsvergütung und in ihrer Struktur zu erwarten.“

Vergütungen für Aufsichtsräte steigen erneut

Gegenüber den rückläufigen Vorstandsvergütungen verzeichneten die Aufsichtsräte in Dax und MDax bei ihrer Vergütung eine gegenläufige Entwicklung. Demnach stieg die Gesamtvergütung für einen Dax-Vorsitz im Median leicht, um 2,3 Prozent auf 334.000 Euro im Vergleich zu 2018; für den MDax-Vorsitz legte sie um deutliche 5,9 Prozent auf 194.600 Euro zu. Im SDax hingegen ging die Vergütung der Aufsichtsräte um 4,7 Prozent auf 100.000 Euro zurück.

Damit verdiente 2019 der Aufsichtsratsvorsitzende eines Dax-Unternehmens im Median das 1,7-fache eines MDax-Aufsichtsratsvorsitzenden und etwa das 3,3-fache eines SDax-Aufsichtsratsvorsitzenden. „Der Anstieg in der Vergütung der Aufsichtsräte in Dax und MDax liegt auch an den seit Jahren steigenden Anforderungen an die Arbeit des Aufsichtsrats – gerade in großen Unternehmen mit komplexeren Geschäftsmodellen“, erklärt Raspels.

Frauenanteil weiter gering

Deutsche Dax-Unternehmen sind nach wie vor Männerdomänen. So lag der Frauenanteil Ende 2019 bei Dax-Unternehmen insgesamt bei 15 Prozent, im MDax bei neun Prozent und im SDax bei nur füf Prozent. Für die CEO-Position ist das Ergebnis noch klarer: Dort erreichte die Frauenquote nicht mehr als 3 Prozent über alle Indizes hinweg. Ganz anders beim Aufsichtsrat: Hier lag der gesamte Frauenanteil bei knapp 30 Prozent – aber auch dort bekleideten Frauen die Position des Vorsitzes nur in 6 Prozent der Unternehmen.

Die Studie zur Vorstandsvergütungsstudie von PWC analysiert das Vergütungsjahr 2019 und schließt die 160 Unternehmen ein, die am 31. Dezember 2019 in Dax, MDax, SDax und TecDax gelistet waren. Die PwC-Vorstandsvergütungsstudie erscheint seit 2016 jährlich.

Autor: VW-Redaktion

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