Türkei lockt deutsche Urlauber mit Spezial-Krankenversicherung

Quelle: yusuf kazancı auf Pixabay

Die Deutschen zieht es im Urlaub gerne ins Ausland. Sommer, Sonne, Strand sind demnach das A und O für die ideale Erholung in den wohl schönsten Wochen des Jahres – wäre da 2020 nicht das Corona-Virus. So hat das Auswärtige Amt zwar die Reisewarnung für die meisten EU-Staaten aufgehoben, nicht aber die Türkei. Die will deutsche Urlauber nun mit einer speziellen Krankenversicherung locken.

So hat das Auswärtige Amt die Reisewarnung für rund 160 Länder rund um den Globus bis zum 31. August 2020 verlängert. Das bedeutet zwar kein konkretes Reiseverbot, allerdings übernehmen die Auslandskrankenversicherungen dann im Fall einer Erkrankung – darunter mit Covid-19 – keine Kosten mehr. Um dennoch deutsche Urlauber in die Türkei zu locken, bietet das Land ab dem 1. Juli ausländischen Touristen entsprechende Krankenversicherungspakete an, welche die Behandlung von Covid-19-Infektionen einschließen.

„Ich möchte unseren deutschen Freunden, die ihren Sommer-Urlaub im Ausland verbringen möchten, sagen, dass sie sicher und unbesorgt in die Türkei reisen können.“

Mevlut Cavusoglu, Außenminister der Türkei

Für eine Prämie von 15, 19 oder 23 Euro sollen dann alle Gesundheitsausgaben bis zu einer Maximalsumme von 3.000, 5.000 oder 7.000 Euro abgedeckt werden. Die Policen sollen dabei nach Angaben von Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy über verschiedene Kanäle wie Fluggesellschaften, Verkaufsstellen vor der Passkontrolle, Reiseveranstalter oder online verkauft werden. Die Türkei hatte speziell für die Sommersaison das Safe Tourism Certification Program mit Schutz- und Hygienemaßnahmen für Flugverkehr, Transport und Unterkünfte eingeführt.

Erst Ende Mai hatte die Lifecard-Travel-Assistance Gesellschaft für Reiseschutz mbH (LTA) bekannt gegeben, dass in ihren Reiseschutz-Tarifen künftig auch Covid-19 bedingte Reiserücktritte oder Reiseabbrüche mitversichert sei.

Ausgenommen sind laut Unternehmen Ein- und Ausreiseverbote, Aufenthaltseinschränkungen, behördliche Quarantäne-Maßnahmen sowie die Angst vor einer möglichen Erkrankung oder vor sonstigen Reisebeschränkungen.

Tourismus als wichtiger Wirtschaftszweig

Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Urlaubszweigen des Landes: Allein 2019 haben offiziellen Angaben zufolge etwa fünf Millionen Deutsche ihren Urlaub in der Türkei verbracht. Im Mai 2020 ist die Zahl der Touristen insgesamt wegen Corona jedoch deutlich eingebrochen. Laut Tourismusministerium kamen rund 30.000 Besucher in das Land und damit 99,26 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In den ersten fünf Monaten des Jahres gingen die Besucherzahlen demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 66,35 Prozent zurück.

Dass die Türkei in Deutschland trotzdem als potenziell gefährliches Reiseland eingestuft werde, habe nicht gesundheitspolitische, sondern vielmehr wirtschaftliche Gründe, wird der türkische Tourismusminister Ersoy in der Bild-Zeitung zitiert: „Man möchte das Geld in den europäischen Staaten lassen.“

Kommt „Urlaub dahoam“ wieder in Mode?

Ob die Bundesbürger sich davon allerdings wieder in die Türkei locken lassen, bleibt zumindest abzuwarten. Laut einer Yougov-Umfrage von Anfang Juni glauben immerhin 43 Prozent der rund 2.000 befragten Deutschen, dass ihre Ferien etwas oder sehr anders verlaufen werden. Weitere 43 Prozent fahren lieber gar nicht erst weg. Nur neun Prozent der gehen davon aus, dass ihr Sommerurlaub genauso verlaufen wird wie ursprünglich geplant.

Eine Analyse der Hochschule Fresenius kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass 57 Prozent der Deutsche nach Lockerungen der Beschränkungen eine Reise buchen wollen. Dabei liegen Ziele innerhalb Europas mit 80 Prozent weit vor ferneren Zielen. Innerhalb Europas ist der „Urlaub daheim“ mit 40 Prozent am beliebtesten, auf Platz zwei liegt mit 16 Prozent das Nachbarland Österreich. Von einer Reise nach Italien oder Spanien wollen rund 20 Prozent der Befragten absehen.

Laut einer Umfrage des digitalen Versicherungsmanagers Clark konnte jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) bisher aufgrund des Coronavirus einen bereits geplanten Urlaub nicht antreten. Ebenfalls knapp ein Fünftel ist demnach der Meinung, den geplanten Urlaub vermutlich absagen (18 Prozent) zu müssen – während 15 Prozent erwarten, gegebenenfalls umplanen zu müssen. Fast jeder Zweite (42 Prozent) hat allerdings vor, erst einmal abzuwarten, da der gebuchte Urlaub noch etwas weiter entfernt ist.

Immerhin scheint Urlaub in Deutschland sowieso wieder im Trend zu liegen: Allein 2019 verzeichneten die Beherbergungsbetriebe laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2019 mit rund 495,6 Millionen Übernachtungen auf einen neuen Rekord. Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Inland stieg im Vergleich zu 2018 um 3,9 Prozent auf 405,7 Millionen. Die Zahl der Übernachtungen von ausländischen Gästen erhöhte sich um 2,5 Prozent auf 89,9 Millionen.

Quelle: Statista

Beliebtestes Reiseziel der Deutschen war dabei der Freistaat Bayern mit rund 30 Millionen Übernachtungen. Weitere beliebte Bundesländer sind Nordrhein-Westfalen mit rund 19 Millionen Besucherankünften und Baden-Württemberg mit etwa 18 Millionen. Die wenigsten Touristen aus dem Inland verzeichnete letztes Jahr das Saarland.

Allerdings hat Corona auch vor der heimischen Tourismusindustrie nicht Halt gemacht. So zählte das Stastische Bundesamt allein im April 2020 etwa 4,3 Millionen Gästeübernachtungen. Das ist ein Rückgang von 89,3 Prozent gegenüber dem April 2019. Bereits im März bilanzierte die Statistik knapp 53 Prozent weniger Übernachtungen als im Vorjahreszeitraum. Sollten sich die Menschen daher entscheiden ihren Urlaub in Deutschland zu verbringen, könnten die Tourismus-Einbußen der letzten fünf Monate wenigstens leicht abgefedert werden.

Autor: VW-Redaktion

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