Weltweiter Wirtschaftskollaps: Sind Kreditversicherer Teil der Lösung oder des Problems?

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In den traditionell exportorientierten deutschen Unternehmen wächst die Sorge unbezahlter Rechnungen. „Immer mehr Unternehmen melden uns, dass sich Kreditversicherer in der Corona-Krise aus der Deckung des internationalen Warenverkehrs zurückziehen“, sagte jüngst Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Er fordert Hilfe vom Staat, doch was sagen die Kreditversicherer zum Vorwurf?

Der Druck auf die Wirtschaft steigt, das Handeln wird hektischer, die Stimmen schriller. Am weitesten ging Dan Patrick, Texas Lieutenant Governor, der Politiker wäre bereit, „für die Wirtschaft zu sterben“. Die sonst eher nüchterne FAZ titelt: „Geld oder Leben – die Corona-Moral“,  Deutschland stehe eine „heikle Debatte“ bevor.

Immerhin etwas weniger existenziell sieht Mr. Treier die Lage, aber auch er malt ein düsteres Porträt: „Wenn Kreditversicherer den Warenverkehr nicht mehr absichern, dann können die Lieferketten reißen und es kommt zu Produktionsausfällen.“

Die Folgen wären Liquiditäts- und Kreditprobleme der betroffenen Unternehmen, die eine Abwärtsspirale in Gang setzen könnten. Der Staat müsse eingreifen und den Unternehmen helfen. Treier möchte eine zeitweilige staatliche Absicherung von Forderungen betroffener exportorientierter Unternehmen sowie eine Ausdehnung der staatlichen Kreditversicherung auf bisher marktfähige Länder im internationalen Warenverkehr.

Versicherer sind offen für Staatseingriffe

Der Kreditversicherer Atradius ist gegenüber der Treier-Idee nicht abgeneigt. Angesichts der aktuellen Corona-Krise sieht der Versicherer die geforderte Ausweitung der staatlichen Deckungsmöglichkeiten im Kurzfristgeschäft auf bisher marktfähige Länder als eine „sinnvolle Initiative“, die allerdings einer „regelmäßigen Überprüfung“ bedarf. Allerdings verzeichne das Unternehmen derzeit „keine veränderte Nachfrage nach kurzfristiger Absicherung“.

Bisher sind die Corona-Folgen offenbar beherrschbar; niemand muss sich für die Wirtschaft ins Schwert stürzen. Atradius bemerkt zwar eine zunehmende Unsicherheit bei Unternehmen, könne allerdings noch keine Einschätzung abgeben, wie sich das Coronavirus auf die „Entwicklung der Schäden“ auswirken wird. Bisher sehe das Unternehmen „kein erhöhtes Aufkommen“.

Würden klare Hinweise vorliegen, dass ein Abnehmer bei einem zukünftigen Geschäft mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Zahlungsausfall verursachen wird, werde der Kunde darauf hingewiesen, dem Käufer keine Kreditbedingungen zu gewähren. „Wenn ein Abnehmer aber ein versicherbares Risiko darstellt, werden wir die Verkäufe an diesen Käufer weiterhin versichern“, stellt Atradius klar. Das Unternehmen habe nie Risiken gezeichnet, die nicht „kalkulierbar waren“ und werde dies fortsetzen.  

Höhere Prämien wegen Corona?

Bestimmte Sektoren wie Tourismus und Dienstleistung sind stärker von Corona betroffen wie der Medizin- oder Pharmabereich, dennoch würden sich durch die zunehmenden Belastungen letztlich die „Forderungsrisiken erhöhen“, erklärt Atradius. „Vor diesem Hintergrund werden wir sicherlich auch mit unseren Kunden, soweit ein höherer Schadenanfall zu verzeichnen ist, „in den Austausch gehen“.  

Den Austausch mit dem Kunden will auch der Kreditversicherer Euler Hermes in der Krise suchen. Die Allianz Tochter hat „zahlreiche Maßnahmen“ initiiert, um Unternehmen in Deutschland in diesen schwierigen Zeiten bestmöglich zu unterstützen.  Bei der Vereinbarung von Zahlungszielen ermöglicht das Unternehmen den Kunden mehr Spielraum und Flexibilität. „Bis Ende Mai können sie mit ihren Abnehmern ohne vorherige Rücksprache die Zahlungsziele um maximal 60 Tage verlängern“. Auch die Frist zur Einreichung von Forderungen zum Inkasso wird um 30 Tage verlängert, beides gilt für kumulierte Forderungen bis 500.000 Euro, schreibt das Unternehmen.

Ein besonderes Augenmerkt legt Euler Hermes nach eigener Aussage zudem auf die Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu 25 Millionen Euro. Für diese gilt ein „Zahlungsaufschub von Prämien und Servicegebühren bis Ende April“. Zudem wird die Auszahlung im Schadenfall beschleunigt, um zügig Liquidität bereitzustellen.

Es ist unwahrscheinlich, dass die Bemühungen der Kreditversicherer die Wirtschaft am Laufen halten werden. Ferner kann es den Unternehmen niemand verdenken, dass sie ihre Risiken in diesen Zeiten mindestens genauso prüfen wie zuvor. Am Ende wird alles darauf ankommen, wie lange das Virus in welchem Ausmaß auf dem Planeten wirkt.

Autor: Volz Maximilian

Ein Kommentar

  • Euler Hermes tut garnichts, um die Krise zu entschärfen.
    Im Gegenteil, es werden solvente Firmen kommentarlos abserviert.

    hier ein Auszug aus einer aktulellen Mail vom 31.03.2020

    ____

    Zuletzt erhielten wir von Ihrem Steuerberater im April 2019 den Jahresabschluss 2018. Dieser ist für eine zeitnahe Einschätzung der wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse nicht mehr
    von Relevanz. Und gerade jetzt in Zeiten der „CORONA-KRISE“ benötigen wir zeitnahe Unterlagen mehr denn je. Aus diesem Grund möchte ich Sie bitten, mir folgende Unterlagen/Informationen zur Verfügung zu stellen:

    – Testierter Jahresabschluss 2019
    – Planzahlen 2020 (inkl. „CORONA-Krise“, best case/worst case Szenarien)
    – Liquiditätsplan (inkl. „CORONA-Krise“, 8-12 Wochen Vorschau)
    – Bankenspiegel (Linien, Ausnutzung, Laufzeit, Covenants, etc.)
    – Cash Management (welche Maßnahmen haben Sie eingeleitet/geplant um die Zahlungsfähigkeit sicherzustellen).
    – Auftragslage aktuell, wie lange reichen die vorliegenden Aufträge, gibt es bereits Rücknahmen/Stornierungen?
    – Stellungnahme zu adminstrativen Maßnahmen (Kostenreduktion, MA-Freistellung, Staatshilfen beantagt, etc.)
    Bitte bemühen Sie sich die genannten Unterlagen/Informationen weitestgehend vollständig zur Verfügung zu stellen.
    ——–

    es könnte noch „sonst knallts“ als Schlußwort drunter stehen.

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