Revolution in der Branche: Die künstliche Intelligenz löst den alles entscheidende Chef ab

Alexander bernet, Zurich. Quelle: Lier

Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) sind klassische Steuerungsmodelle nach Aussage von Dr. Alexander Bernert nicht mehr sinnvoll. Der Einsatz von KI verlange von den Unternehmen schnellere Entscheidungen, sagte der Leiter Innovation & Market Management der Zurich Gruppe Deutschland auf der MCC-Fachkonferenz Künstliche Intelligenz für Versicherungen in Köln.

Statt linearer Prozesse bedürfe es Feedbackschleifen und an die Stelle von Spezialisierung müsse das siloübergreifende Arbeiten rücken. Die Mitarbeiter müssten sich selbst steuern, der alles entscheidende Chef funktioniere in dieser neuen Logik nicht mehr. Führungskräfte müssten daher mehr strategisch und deutlich weniger operativ kontrollieren. Erfolg lasse sich in einer solchen Umgebung schwieriger auf kurze Sicht messen. Für die Mitarbeiter stelle sich damit die Frage, nach welchen Kriterien sie befördert werden könnten. Die gesamte Organisation müsse so aufgestellt werden, dass sie sich bei Fehlern selbst korrigieren könne. Das bedeute weniger Effizienz, aber eine höhere Effektivität, sagte Bernert.

Die deutsche Zurich habe vor dem Hintergrund dieser Anforderungen vor zwei Jahren neue Führungsleitlinien ausgerollt, die im ersten Jahr auf Probe liefen. Im zweiten Jahr hätten die Führungskräfte eine Rückmeldung erhalten – und je nach Performance und Umsetzung der neuen Werte habe dies auch Konsequenzen gehabt. „Wir haben solche Mitarbeiter dahin versetzt, wo es mit ihrem klassischen Verhalten noch funktioniert. Es ist die Aufgabe der Top-Führungsebene, das konsequent zu vertreten.“ Irgendwann werde es auch andere Personalentscheidungen geben müssen, weil die klassische Arbeitsweise angesichts der schnellen Veränderungen der Rahmenbedingungen nicht mehr funktionierten würde. Es handele sich dabei um einen länger dauernden Prozess.

Begonnen habe die Zurich mit Leuchtturmprojekten wie etwa dem Innovation Lab in Berlin, zudem zehn Prozent der Mitarbeiter eine „Erfahrungsreise“ gemacht haben. Diese hätten innerhalb von drei Tagen Dinge wie die agile Arbeitsweise erlebt. Damit habe nun jede Abteilung mindestens einen so erfahrenen Mitarbeiter. Unternehmensweit wollten nur etwa zehn bis 30 Prozent der Beschäftigten nach der neuen Weise arbeiten.

Autor: Monika Lier