Fehlender Provisionsdeckel: Ignoranz der Regierung gegenüber den Versicherten

Axel Kleinlein. Quelle: BdV

Die Lage der Lebensversicherer ist dramatisch. Vor einem Jahr waren erste Versicherer kurz vor der Pleite. Nur durch die Neukalibrierung der Zinszusatzreserve konnte dies verhindert werden – auch durch Unterstützung der Verbraucherschützer. Umso mehr ist es jetzt an der Zeit, deren Kritik an den hohen Provisionen und Abschlusskosten ernst zu nehmen und zu handeln. Denn übertrieben hohe Zahlungen an die Vermittlerschaft verhindern eine effiziente Altersvorsorge.

Ein einfaches Rechenexempel zeigt das Problem. Bemisst man die an die Vermittler ausgekehrten Provisionen an den garantierten Leistungen, so beträgt die Provision für die Vermittlung eines Vertrags heute gut das Dreifache dessen, was noch vor zwanzig Jahren üblich war. Für die Vermittlung der exakt gleichen garantierten Rente kassieren die Vertreter also heute das Dreifache als in der Vergangenheit! Alleine dieser Provisionsexzess zeigt deutlich, dass Handlungsbedarf besteht.

Böse Stimmen meinen nun, diese Argumentation sei unredlich, da nur durch die niedrigen Zinsen die garantierten Leistungen so niedrig seien. Die niedrigen Zinsen dürften den Vermittlern nicht angelastet werden. Kunden hätten daher die massive Anhebung der Abschlusskosten, gemessen an den garantierten Leistungen, einfach hinzunehmen. Hinter diesem Gedanken steckt aber eine perverse Argumentation: Denn auf einmal soll ein auf Grund niedrigerer Zinsen qualitativ schlechteres Produkt sogar eben gerade auf Grund der schlechteren Qualität noch teurer sein! In einer Marktwirtschaft ist dies aber grober Unfug und damit ein Grund mehr, diesem Einhalt zu gebieten – Regulierung ist also nötig.

Aber selbst wenn man auch über diesen Missstand hinwegsehen will, führt nach meiner Auffassung die derzeitige Provisionierung zudem zu einem europarechtswidrigen Interessenskonflikt. Die europäische Vorgabe der IDD-Richtlinie drängt schließlich darauf, dass die Vermittlerschaft durch die Provisionen nicht dazu verleitet werden soll, bestimmte Produkte nur auf Grund der höheren Provisionen zu vermitteln. Aktuelle Untersuchungen der Universität Dortmund zeigen aber gerade das Gegenteil. Auch heute spielen etwa Provisionsboni eine so große Rolle, dass zum Beispiel etwa 30 Prozent des Umsatzes eines gebundenen Vermittlers ausschließlich auf diesen produktgebundenen Zusatzprovisionen basiert!

Trotz dieser vielfältigen Probleme rund um die Provisionen ist die Versicherungswirtschaft aber nicht fähig – oder nicht willens – diese zu lösen. Versagt aber ein solch bedeutender Wirtschaftszweig, so muss regulierend eingegriffen werden. Die regulierende Lösung kann nur in einer Beschränkung der Provisionen liegen: Entweder ein angemessener substantieller Provisionsdeckel oder aber gar ein Provisionsverbot.

Aber obgleich die derzeitigen Provisionen also im historischen Vergleich exorbitant sind, zusätzlich das Provisionssystem die Vermittlung qualitativ besonders schlechter Produkte bevorzugt und zudem der Interessenskonflikt in der Vermittlung durch die Provisionen weiter befeuert wird, weigert sich die Regierung, einen Provisionsdeckel zu diskutieren. Dies ist schlichtweg ein Auswuchs an Ignoranz gegenüber den Versicherten. Gesetz- und Verordnungsgeber haben versagt und vor der Versicherungs- und Vermittlerlobby klein beigegeben.

Autor: Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV

4 Kommentare

  • rainer Smieskol

    Kleinklein,

    passt doch !

    „zusätzlich das Provisionssystem die Vermittlung qualitativ besonders schlechter Produkte bevorzugt“

    Stereotype Behauptungen die jeder Grundlage entbehren, langweilig und d….

    Rainer Smieskol

  • Frank Marschall

    Das Vermittlersterben hat schon längst begonnen und trotzdem wird weiter auf die guten und ehrlichen Vermittler draufgehauen! Ich möchte Herrn Kleinlein mal sehen, wenn ihm sein Arbeitgeber sagt, das er für die gleiche Arbeit in Zukunft 30% weniger Gehalt bekommt!! Warum dürfen andere Berufszweige wesentlich mehr verdienen ( Immobilienmakler, Architekten, Anwälte und vor allem die Garten und Landschaftsarchitekten). Über diese Klientel wird nie gesprochen, obwohl viele von ihnen aus Steuergeldern bezahlt werden!!!???

  • Dieser Kleinlein negiert seit Jahren alle Richtigstellungen, Beamte, Medien und Politiker folgen blind. Bei ungefähr 40 berechtigten Beschwerden bei zig Millionen Beratungen, ca. 0,03%, sind diese Werte eher vorbildlich! Die Versicherungen haben die Stornozeit bis zu 10 Jahren ausgedehnt. Ein Vorgang der schlechte Arbeit der Beamten und Kleinleins sofort in die Armutsecke bringen würde. 50% verdienen weniger als der eigene Außendienst.
    Wo bleiben die Kleinleins, Finanztest, Die Medien und Politiker, wenn es um die fehlenden Rückstellungen für die Beamtenvorsorge von 1,7 BILLIONEN EURO, in Zahlen 1,7 000.000.000.000,00 geht. Man hört und sieht nichts, null, ZERO. Ich muss wohl bei Fielmann und Geers vorbeischauen. Doppelmoral vom feinsten zu Lasten der Jugend. Auf jeden Fall werden zigtausende Makler für die Abschaffung des Beamtenstatuses an die Öffentlichkeit gehen. In A, CH, NL bei extrem höheren Renten zum Vorteil aller Bürger längst geschehen. Dort gibt es auch die Infrastrukturdefizite der Deutschen nicht!!!

  • Rolf-Peter Falk

    Herr Kleinlein sollte eine Gehaltskürzung um mindestens 50% erhalten, bei erhöhter Haftung für seine Aussagen, dann können wir über Provisionskürzungen einmal diskutieren, aber mehr auch nicht.

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