Aufsicht warnt und droht: Britische Versicherer behandeln Bestandskunden schlecht
Günstige Einstiegsangebote, dann saftige Erhöhungen. Die Financial Conduct Authority (FCA) kritisiert das stiefmütterliche Behandeln von Bestandskunden seitens der (Sach-) Versicherer. Es wird auch schon mit dem Regulierungsschwert gedroht – ein Vorbild für Deutschland?
Sechs Millionen Versicherte könnten bei ihrem Schutz in den Bereichen Motor und Home Insurance in Summe 1,2 Milliarden Britische Pfund an Prämien einsparen, glaubt die britische Finanzaufsicht.
Neukunden würden Versicherungen billiger angeboten, um die Prämien dann bei den jährlichen Erneuerungsrunden anzuheben. Den Nachteil habe der Kunde, der nicht jedes Jahr zu Taschen- und Vergleichsrechner greift, schreibt Matthias Beenken, der den Bericht für Springer-Professionell zusammengefasst hat.
Der Wettbewerb leidet
Die FCA stört sich an der Preisdiskriminierung, durch die zum einen „Kunden individuell geschädigt werden“, zum anderen aber auch der Wettbewerb leidet. Es werde nicht ersichtlich, dass Versicherer, „ihre Angebote im Neugeschäft nach der langfristigen Profitabilität der Kunden ausrichten“, monieren die Aufseher. Neugeschäft werde mit Preisnachlässen eingeworben, unabhängig davon, ob die Kunden später treu bleiben oder rasch wieder wechseln.
In dem Bericht werden wie Kranken-, Tier- und Reiseversicherungen explizit ausgenommen, aber die FCA stelle unverhohlen in Aussicht, die Erfahrungen mit den Sparten Motor und Home Insurance auf weitere Versicherungen anzuwenden und „die Regulierung auszudehnen“.
Die Auswirkungen des Handelns der Versicherer machen sich bemerkbar. Konkret bezahlen Bestandskunden 21 Prozent mehr Gewinnmarge innerhalb ihrer Hausratprämie gegenüber einem Neukunden. Bei reiner Gebäudedeckung sind es 16 Prozent.
Das beschriebene Modell sei auch nicht einmalig, sondern steige mit der Dauer der Kundenbeziehung an. „Nach zehn Jahren Treue zahlt zum Beispiel der Kfz-Kunde 25 Prozentpunkte mehr Gewinnanteil in seiner Prämie, bei Home sogar rund ein Drittel mehr“ schreibt Beenken.
Wie das wohl in Deutschland ist, ob die Bafin bereits eine ähnliche Studie im petto hat?
Autor: VW-Redaktion