Willis-Analyse: Schlecht ausgerichtete Pensions-Portfolios kosten Anleger massiv Gewinne

"Pensionsanleger verschenken Renditepotenzial", das ist die zentrale Aussage einer Untersuchung von Willis Towers Watson (Willis) zum Pensionsvermögen.

„Pensionsanleger verschenken Renditepotenzial“. Das ist die zentrale Aussage einer Untersuchung von Willis Towers Watson (Willis) zum Pensionsvermögen. Der Grund für das Verschenken ist, dass der Spielraum für alternative Anlagestrategien nicht optimal ausgenutzt wird. Die Umstellung auf klimaneutrale Investments wird beispielsweise „noch nicht strategisch angegangen“.

Pensionsanleger zeigen sich weiterhin optimistisch: 87 Prozent haben im zurückliegenden Jahr ihre Renditeziele erreicht – etwas weniger als 2019.  Erstmalig liegen dabei die erwarteten zukünftigen Renditen von regulierten Pensionsanlegern – beispielsweise Pensionskassen oder Versorgungswerken – gleichauf mit den Renditen der unregulierten Investoren, beispielsweise von Contractual Trust Arrangements (CTA). Sie betragen durchschnittlich zwei Prozent bei Zielrenditen von zwei bis vier Prozent. Die Anleger investierten insbesondere stärker in alternative und illiquide Anlagen, wobei die vorhandenen regulatorischen Möglichkeiten weiterhin „nicht völlig ausgeschöpft werden“, zeigt die Studie „Pension Risk und Anlage von Pensionsvermögen 2021“ von Willis.

„Regulierte Pensionsanleger haben die Nutzung alternativer und illiquider Anlagen zwar ausgebaut, Nachholbedarf besteht in dieser Anlageklasse aber weiterhin. Dies gilt sowohl für regulierte als auch für unregulierte Investoren“, berichtet Tobias Bockholt, Leiter Investment Consulting bei Willis und Autor der Studie.  Die Anleger verschenken laut dem Experten „wertvolles Renditepotenzial“. Seiner Einschätzung nach könnten regulierte Anleger mit einem optimierten Portfolio eine um etwa 40 Basispunkte höhere Rendite erzielen, unregulierte Anleger sogar eine um 90 Basispunkte höhere Rendite“.

Und Deutschland?

Insgesamt sind die Portfolios deutscher Pensionsanleger im Vergleich zu den Vorjahren breiter diversifiziert und auch globaler ausgerichtet. Nicht rentierliche Anleihen wurden kontinuierlich reduziert. Unter den Alternatives sticht – wie auch in den vergangenen Jahren – insbesondere Private Equity als „Investorenliebling“ heraus. „Es scheint so, als ob Investoren einfach ohne kritisches Hinterfragen gewissen Markttrends folgen, merkt Bockholt an. Um dem allgemeinen Trend niedrigerer Renditen entgegenzuwirken, bietet es sich seiner Einschätzung nach an, nicht mit den Markttrends zu investieren, sondern neue Nischenstrategien frühzeitig ins Portfolio aufzunehmen. Er nennt „China A-Shares“ oder auch „Bank Capital Relief Trades“. Seiner Meinung nach können Anleger so die ‚First-Mover-Advantage‘ für die Profitabilität ihres Portfolios nutzen.

Betrachtung der Risikoportfolios der unterschiedlichen Anlegergruppen. Quelle: „Pension Risk und Anlage von Pensionsvermögen 2021“ von Willis.

Umstellung auf nachhaltige und klimaneutrale Anlagen als Problem?

Der „Megatrend Nachhaltigkeit“ wird aktuell breit diskutiert und die im Zusammenhang mit der Klimawende erforderlichen Investitionen bieten großes Anlegerpotenzial. Wie die Studie zeigt, delegieren bislang fast alle Investoren (94 Prozent) die Umsetzung der entsprechenden ESG-Ziele auf die Asset-Manager. Somit wird die Nachhaltigkeit der Kapitalanlage häufiger nur auf Mandatsebene statt portfolioübergreifend betrachtet. Eine aktive Gremienentscheidung im Gesamtkontext erfolgt nur bei der Definition von Negativlisten (bei 71 Prozent der Anleger).

„Pensionsanlagen werden für einen Zeithorizont von vielen Jahrzehnten aufgestellt. Mit diesem langfristigen Anlagehorizont kommen Pensionsanleger an einer klimaneutralen und nachhaltigen Kapitalanlage keinesfalls vorbei – oder ihr heutiges Zögern verursacht spätestens in 20 bis 30 Jahren erhebliche Schwierigkeiten“, sagt Bockholt. „Sinnvoller wäre es jedoch, mit einer übergreifenden Gesamtstrategie an das Thema heranzugehen und die wesentlichen Nachhaltigkeitsrisiken gesamthaft zu betrachten.“

Hierzu bietet sich beispielsweise ein Carbon Journey-Plan als Planungs- und Monitoring-Werkzeug an. In diesem Rahmen werden spezifische Schritte definiert, um den CO₂-Fußabdruck im Portfolio zu reduzieren und die langfristigen Nachhaltigkeitsziele der Kapitalanlage zu erreichen.

Ein möglicher „Carbon-Plan“. Quelle: „Pension Risk und Anlage von Pensionsvermögen 2021“ von Willis.

Zur Analyse: Für die Studie „Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen 2021“ befragte Willis Towers Watson 36 institutionelle Anleger (Stiftungen, CTA, Pensionskassen, Pensionsfonds, Versorgungswerke) mit einem Anlagevermögen von insgesamt 130 Mrd. Euro. Damit gibt die Studie wertvolle Hinweise zum Anlageverhalten der Unternehmen im gegenwärtigen Pensions- und Kapitalmarktumfeld. Der Studienreport ist auf Anfrage bei Willis Towers Watson erhältlich.

Autor: VW-Redaktion

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