Teures Fahrrad verleitet zum Versicherungsbetrug

E-Bike, praktisch und teuer, Quelle: Bild von Norbert Waldhausen auf Pixabay

Die Zeiten des Fahrrads als funktionales Fortbewegungsmittel sind passé. Wer im Prenzlauer Berg mit einem Fahrrad unter 2000 Euro herumfährt, fällt ebenso auf, als würde er einen lahmenden, gelb gestrichenen Muli reiten. Doch der zunehmende Wert von Fahrräder verleitet deren Besitzer zunehmend zu dunklen Gedanken.

Versicherer registrieren immer mehr Betrugsfälle mit teuren Fahrrädern wie E-Bikes oder Räder mit Rahmen aus Carbon. „Fahrräder haben sich zu Lifestyle-Produkten entwickelt, die oft sehr hochwertig ausgestattet sind. Solche Modelle nutzen vermehrt auch Betrüger, um bei Versicherungen Geld zu erschwindeln“, sagt Peter Holmstoel, verantwortlich für Kriminalitätsbekämpfung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Nach Zahlen der Polizei wurden im Vorjahr deutschlandweit rund 292.000 Fahrräder als gestohlen gemeldet. Knapp jede zehnte Anzeige ist nach Schätzungen der Versicherer dubios. Das ergibt rund 30.000 fingierte Diebstähle, wobei nachvollziehbarerweise hochpreisige Räder öfter als gestohlen gemeldet werden. „Typischerweise bewegen sich die Verdachtsfälle bei Modellen oberhalb von 2500 Euro“, erklärt Holmstoel.

Clever und selten dämlich

Einige der Schurkereien sind durchaus listig. So gibt es das Phänomen, das im Internet gebrauchte oder beschädigte Teile gekauft und zu einem Fahrrad zusammengesetzt werden. Bei der Schadenmeldung wird das Patchwork-Bike dann statt mit 500 Euro tatsächlichem Wert mit 5000 Euro angegeben. Verhältnismäßig oft werden laut GDV E-Bikes als gestohlen gemeldet, deren Akkus ausgetauscht werden müssen. Die Erstattungssumme wird dann für den Kauf neuer Kraftspeicher verwendet.

Es gibt aber auch die etwas weniger schlauen Betrüger. Bei einer Diebstahlmeldung gab ein wenig findiger Mensch an, das Fahrrad wäre aus dem Keller gestohlen worden. Der dreiste Dieb hätte das Bike aus dem Kellerfenster gehoben und sich davon gemacht, lautete die Münchhausengeschichte, über die Die Welt berichtete.

Der, ähem, Geschädigte hatte aber nicht mit dem unglaublichen Spezialwissen des Versicherungsdetektivs gerechnet. Dieser setzte nämlich analoge Hochtechnologie ein: das Maßband. Das Fenster war zu klein, das Fahrrad hätte nicht hindurch gepasst.