R+V-Chef Rollinger: „Ein Verkauf von Lebensversicherungsbeständen kommt für uns nicht infrage“

Norbert Rollinger. Quelle: R+V

Das Thema „Run-off“ hat in jüngster Zeit wieder an Fahrt aufgenommen. Allerdings scheint dieser Schritt nicht für jeden Versicherer infrage zu kommen. Nach Ansicht von R+V-Vorstandschef Norbert Rollinger sprechen jedoch einige Gründe dafür.

„Bei anderen Lebensversicherern werden wir vermehrt solche Transaktionen sehen. Nach anfänglicher Skepsis hat sich gezeigt, dass es ein normales Geschäft geworden ist“, konstatiert der Versicherungsmanager im Gespräch mit dem Handelsblatt. So gebe es vor allem bei den Pensionskassen „immer noch schwächere Anbieter. Das hat die Bafin genau im Auge. Aber insgesamt entspannt sich die Lage durch die Zinswende etwas. Manche Versicherer können nun Kapitalerhöhungen oder Kapitalzuschüsse, die notwendig sind, um ihre Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten, nach hinten schieben. Aber für eine Entwarnung ist es noch zu früh.“

Zudem bleibe der demografische Wandel „ein Problem für die Altersvorsorge. Die Zinsen werden auch künftig nicht in den Himmel wachsen. Der Krieg in der Ukraine und die zunehmende Zweiteilung der Welt in Demokratien und Diktaturen bereiten mir Sorgen und werden uns noch länger beschäftigen. Der Weg in eine Ära mit höheren Zinsen bei gleichzeitig moderater Inflation wird herausfordernd.“

„Aus meiner Sicht ist der Provisionsrichtwert aber ein sehr weitgehendes Instrument.“

Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung

Zudem werde der Lebensversicherung „immer vorgeworfen, dass sie schlechte Renditen bietet. Als Bundesanleihen noch mit sieben bis acht Prozent rentierten, warf eine Lebensversicherung sechs bis sieben Prozent ab. Damals hieß es dann, die Menschen sollten lieber in Bundesanleihen investieren. Doch als die dann keine Rendite mehr brachten, lag die Lebensversicherung immer noch bei zwei Prozent. Eine Lebenspolice bietet also einen stabilisierenden Ausgleich über die Zeit“, konstatiert der R+V-Vorstandsvorsitzende.

Ein Verkauf von Lebensversicherungsbeständen kommt für die R+V-Versicherung allerdings „nicht infrage. Wir sind eine solide Gesellschaft, wir haben ordentliche Solvenzquoten und entwickeln uns in allen Sparten positiv. Es gibt also keine Notwendigkeit, Kapital freizusetzen, um es irgendwo anders gewinnbringender einzusetzen. Wichtiger noch: Wir sind genossenschaftlich geprägt. Dazu passt ein Run-off nicht“, betont Rollinger.

Mit Blick auf die Bafin-Pläne eines Provisionsrichtwertes gibt sich der Versicherungsmanager jedoch gelassen: „Die Bafin sagt seit Langem, dass sie einschreiten will, wenn die Politik keinen Provisionsdeckel auf den Weg bringt. Wir als R+V liegen bei den Kosten seit Jahren auf einem gleichbleibenden, in der Branche durchschnittlichen Niveau. Wir müssen nicht befürchten, unter Druck zu geraten, wenn die Bafin tätig wird. Aus meiner Sicht ist der Provisionsrichtwert aber ein sehr weitgehendes Instrument. Ich sehe in der Branche keine Missstände, die ein Eingreifen in den freien Markt erforderlich machen.“

Autor: VW-Redaktion

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