Überzeichnung in der Rückversicherung: Kommt die Lösung aus Boston?

Boston: Sitz von Tremor. Quelle: MOHANN/ Pixabay.

Die Risiken in der Rückversicherung sind häufig überzeichnet. Das sagt Sean Bourgeois, Gründer und Chief Executive Officer von Tremor, einem in Boston ansässigen Technologieunternehmen. Er hat aber eine Lösung für das Problem gefunden. Derweil prophezeien Experten weitere steigende Prämien.

„Wenn ein Risiko überzeichnet ist, hat der Makler den Preis falsch eingeschätzt und der Zedent hat zugezahlt; das ist, als ob man Geld auf dem Tisch liegen gelassen hat – vielleicht Millionen von Dollar für einen einzigen Vertrag“, erklärt Bourgeois, Gründer und Chief Executive Officer von Tremor, einem in Boston ansässigen Technologieunternehmen.

Aus seiner Sicht ist das Problem bei der Preisermittlung der Mensch.  Makler würden ihr Bestes tun, um einen Marktpreis zu ermitteln, aber das sei schwierig, weil man dafür „wirklich viel Rechenleistung benötigt“. Die Lösung wäre Technik. „Computer können das viel besser als Menschen, denn es handelt sich um ein komplexes mathematisches Problem, wenn man 20 Rückversicherer berücksichtigen muss, die alle unterschiedliche Präferenzen für Preis und Menge haben“, erklärt Bourgeois.

Sein Unternehmen Tremor hat einen unabhängigen Marktplatz für die „Versteigerung von Rückversicherungsplatzierungen“ entwickelt, der im Wesentlichen eine „Beschaffungsplatzierung“ bietet. Die Plattform offeriert nach Eigenaussage eine Möglichkeit, den „tatsächlichen Preis des Risikos“ zu bestimmen. Dafür wird die Preisfindung und die Zuweisung von Limits mithilfe von Auktions- und Optimierungstechniken genutzt. Das ermögliche den Versicherern, Preisinformationen in Echtzeit zu bewerten und den „optimalen Preis“ zu finden, der alle Risikopräferenzen der Kunden zur gleichen Zeit erfüllt.

Bourgeois ist der Ansicht, dass Tremor bereits einen „strukturellen Wandel“ auf dem Markt bewirkt hat und den Zedenten hilft, den richtigen Preis zu finden. Seit 2019 hat Tremor Rückversicherungsangebote im Wert von mehr als 4 Milliarden US-Dollar eingeholt.

Preise werden weiter steigen

Unabhängig von den Zeichnungsproblemen werden die meisten Rückversicherungstarife bei der Erneuerung am 1. Januar weiter steigen, sind sich Experten sicher. Der Grund sei, dass Schäden und Inflation die Sachrückversicherer unter Druck setzen und die Besorgnis über steigende Gerichtsurteile auch in der Haftpflichtversicherung einen Anstieg der Tarife wahrscheinlich macht.

Bei einigen „hohen Schichten“ der Rückversicherungsdeckung, die weniger von häufigen Schäden betroffen sind, könnten die Erneuerungen jedoch flach ausfallen, erklären Experten.

Autor: VW-Redaktion