Klimawandel: Axa-Chef Vollert hinterfragt, ob Versicherer allein in der Lage sind, neue Risiko-Dimension dauerhaft zu schultern
Ein „noch nie gesehener Umfang an Großschäden“ erschwert der Axa Deutschland die Schadenprognose zur Flut „Bernd“. Der Vorstandsvorsitzende Alexander Vollert hat einen Notfallfonds aufgelegt und fragt sich, ob solche Risiken künftig alleine durch Versicherer getragen werden können. Seine Aussagen sind bei diesem Punkt divergent.
An den Ursachen für „Bernd“ und anderen Extremwetterereignissen gibt es wenig Zweifel. Die Axa zähle zunehmend mehr dieser Begebnisse, „die höchst wahrscheinlich auch durch den Klimawandel verursacht werden“, sagt Vollert. Trotzdem glaubt Vollert, dass auch in Zukunft Häuser, „auch gegen Überschwemmungen“ versicherbar gemacht werden können.
Im weiteren Verlauf des ntv-Interviews schränkt er allerdings ein: „Wir müssen uns die Frage stellen, ob Versicherungen allein in der Lage sind, diese neue Dimension an Risiken dauerhaft zu schultern“. Es müsse eine neue Balance gefunden werden, um gemeinsam Risiken besser managen und vermeiden zu können. Dafür bedarf es einer „fairen Aufteilung“ zwischen Staat und Versicherungen.
Teurer Maßnahmenkatalog
Für die angesprochene „Balance“ bedarf es laut Vollert „umfänglicher Maßnahmen“, um die Risiken „zu reduzieren“. Diese sind aus seiner Sicht eine „vernünftige Risikobewertung“, öffentlich zugängliche Gefährdungskarten und eine neue Baupolitik. Zu viele Flächen würden versiegelt, ein Fehlen an Versickerungs-Flächen sei die Folge. Weiterhin würden als Überschwemmungsgebiete ausgewiesene Flächen zu Bauland gemacht. Weiterhin fordert Vollert „funktionierende Warnmechanismen“.
Der Axa-Manager spricht sich gegen eine Pflichtversicherung „zum heutigen Zeitpunkt“ aus, denn das schaffe eine Sicherheit, „die am Ende überhaupt nicht da ist.“ Eine Pflicht sei nutzlos, „wenn nicht gleichzeitig an den Ursachen gearbeitet werde“, um das Risiko „versicherbar zu halten“.
Unklare Schadensumme
Bis jetzt sei nicht mal die Hälfte aller Schäden begutachtet und die Lage wäre „weiterhin unübersichtlich“. Auch gut 2000 der Axa-Mitarbeitenden sind unmittelbar vom Hochwasser betroffen, erklärt Vollert.
Die Axa hat einen Hilfsfonds in Höhe von zehn Millionen Euro eingerichtet, er selbst war vor Ort. Dieses Geld ist „für unsere Privatkunden“, die keine Abdeckung von Elementarschäden haben, „stark betroffen und bedürftig sind“ erklärt Vollert. Das ersetze keine Elementarversicherung, „hilft aber in der akuten Situation“. Der Notfonds wäre ein „klares Signal der Solidarität“.
Autor: VW-Redaktion