DAV-Vorstand Happacher: „Swaps sind schwankungsanfällige, derivative Finanzinstrumente und keine Papiere“

Maximilian Happacher. Quelle: DAV

Solvency II soll nach dem Willen der EIOPA nochmals überarbeitet werden. Die Deutsche Aktuarvereinigung warnt indes, das europäische Regelwerk zu einer regulatorischen Spielwiese zu machen. „Während viele Vorschläge der EIOPA aus aktuarieller Sicht sinnvoll sind, hat die vorgesehene Änderung bei der Herleitung der relevanten Zinskurve schwerwiegende Mängel“, betont der stellvertretende DAV-Vorstandschef Maximilian Happacher.

So verlange Solvency II eine sogenannte marktkonsistente Bewertung sowohl der Kapitalanlagen als auch der Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen. „Da es aber keinen Markt gibt, auf dem Versicherungsverpflichtungen gehandelt werden, muss ihr Wert finanzmathematisch ermittelt werden. Hierbei wird aus den in der Zeit bis zum Ablauf eines Vertrags erwarteten Zahlungsströmen zwischen Kunde und Versicherer ein jeweils aktueller Zeitwert abgeleitet“, betont Happacher.

So würde die EIOPA empfehlen, für die Extrapolation ab dem Jahr 2041 Daten aus Swap-Märkten einfließen zu lassen, obwohl für diese Zeiträume keine tiefen, liquiden und transparenten Märkte für Zinspapiere existieren. Dies ist nach DAV-Analysen hochproblematisch. „Swaps sind schwankungsanfällige, derivative Finanzinstrumente und keine Papiere, die Anteile an Substanzwerten beziehungsweise Forderungen gegenüber Unternehmen oder Staaten verbriefen. Sie sind damit das Gegenteil von verlässlichen Kapitalanlagen, wie sie speziell für die Altersvorsorgeprodukte des deutschen Lebensversicherungsgeschäfts mit seinen langlaufenden Garantiezusagen benötigt werden“, ergänzt der Aktuar.

„Mit diesen geplanten Veränderungen würde die Kapitalanlagestrategie der Versicherer zum Blindflug ohne Kompass werden, obwohl diese zwingend zu den Verpflichtungen passen muss. Denn niemand kann abschätzen, welche Auswirkungen der neue, unklar kalibrierte Konvergenzparameter hat. Diese zusätzliche Unsicherheit in ohnehin schon volatilen Kapitalmarktzeiten kann nicht im Interesse der Politik sein. Diese hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und sollte nicht durch ein Verfahren abgelöst werden, das viele Probleme mit sich bringt“, betont der stellvertretende DAV-Vorstandsvorsitzende.

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • In der Tat ist das Vorgehen der EIOPA ein Ärgernis! Der rechtlich unstrittige Fakt, dass Bargeld eine Alternative zu negativen Zinsen darstellt und damit einen Floor für den Zins bei etwa 0,25-0,3% wird völlig ignoriert…
    Modelle sind eben nicht alles, manchmal hilft gesunder Menschenverstand!
    Und nach wie vor wird so getan als würden auch Aktien und Immobilien langfristig nur den risikolosen Zins verdienen, das ist nur noch zum Kopf schütteln. Es führt zu falschen Anreizen in der langfristigen Anlage der Altersvorsorge!

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