Was MLP-Gründer Manfred Lautenschläger über den gescheiterten Übernahmeversuch von Carsten Maschmeyer heute denkt
Der Finanzdienstleister MLP wird in diesem Jahr runde 50. Im Rückblick zeigt sich Unternehmensgründer Manfred Lautenschläger durchaus zufrieden: „Wir haben den Makler-Gedanken auf die Beratung von Privatpersonen übertragen, und zwar auf die akademische Klientel. Dabei waren wir komplett unabhängig von einzelnen Versicherungsgesellschaften und pickten für unsere Kunden bei den Produkten die Rosinen im Markt. Nicht etwa die von Anbietern, die die höchste Provision bezahlten.“
„Unser Bestreben war es vielmehr, immer das beste Angebot für die Kunden zu finden. Von dieser Idee konnten wir schnell auch andere begeistern, die dann bei uns mitgearbeitet haben. Anfangs waren das zu 100 Prozent Akademiker, heute ist es bei MLP immer noch ein sehr großer Teil“, erläutert er im Doppelinterview mit Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg in der Rhein-Neckar-Zeitung.
Allerdings: „Ich war damals natürlich hellauf begeistert über die Entwicklungsperspektiven, die damit einhergingen – außerdem standen wir jeden Tag in der Zeitung. Dass diese Publizität auch ihre Schattenseiten hat, habe ich erst viele Jahre später erfahren“, so Lautenschläger mit Blick auf die Vorwürfe der Bilanzfälschung zu Beginn der 2000er-Jahre.
„Das Strafverfahren wurde mit sechs- beziehungsweise fünfstelligen Geldauflagen gegen drei ehemalige Manager eingestellt. Das Oberlandesgericht Karlsruhe entschied im Musterentscheid, dass kein Vorsatz feststellbar war“, blickt der MLP-Manager zurück. Kritisch sieht er auch den gescheiterten Übernahmeversuch von Carsten Maschmeyer im Jahr 2008.
So habe dieser „damals – teilweise über Strohmänner – heimlich rund 27 Prozent an MLP gekauft und diesen Anteil der Swiss Life angedient. Die Schweizer haben daraufhin das Gespräch mit mir gesucht und deutlich gemacht, was sie mit MLP vorhaben. Ich bin damals fast vom Stuhl gefallen, habe dem Verwaltungsratsvorsitzenden, der bei uns zu Gast war, aber klargemacht, dass die Unabhängigkeit unser Erfolgsrezept ist. Wenn eine Versicherungsgesellschaft die Mehrheit an einem Makler wie uns besitzen würde, wie es der Plan der Swiss Life war, kann dieser kaum behaupten, er sei weiterhin unabhängig von diesem Produktgeber.“
Und dennoch: „Ich hätte damals sehr reich werden können, wenn ich verkauft hätte. Doch MLP ist mein Lebenswerk. Das werde ich nie versilbern – auch meine Familie nicht, die genau wie ich denkt. Ein Verkauf käme für mich nur infrage, wenn MLP andernfalls untergehen würde“, betont Lautenschläger.
Den Vorwurf, man sei lediglich an den Provisionen der Kunden interessiert, wies MLP-Vorstandschef Schroeder-Wildberg zurück: „Schwarz-Weiß-Maler, die Provisionen per se verteufeln, machen es sich hier zu einfach, zumal Abschlusskosten dem Interessenten längst vorab in Euro ausgewiesen werden. Diese decken eine ganze Reihe von Leistungen ab, die wir als Makler erbringen. Und die Qualität einer Beratung wird nicht durch die Art der Vergütung bestimmt.“
Mit Blick auf die vorläufigen Bilanzzahlen für 2020 sieht sich MLP jedenfalls weiterhin auf Kurs: So hat das Unternehmen ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von rund 59 Mio. Euro erzielt. Damit liegt der Finanzdienstleister aus Wiesloch über den eigenen Zielsetzungen für das letzte Jahr zwischen 34 und 42 Mio. Euro deutlich übertroffen.
Autor: VW-Redaktion