Egoismus, Marken und Kardashian: Ein Gespräch mit Unternehmer Julien Backhaus
Unbequem ist ein Gespräch mit Julien Backhaus; lehrreich obendrein. Der Medienunternehmer und Zeitschriftenverleger vermag seine sehr liberalen und streitbaren Thesen zu vertreten. Die Wichtigkeit von „gutem Egoismus“ für Unternehmer, selbständige Vertreter und Makler eingeschlossen, stellte Backhaus bereits auf der DKM vor. Im Gespräch mit VWheute vertieft er seine Thesen und spricht über die Wichtigkeit von Markenbildung.
„Gegen keine Gesetze verstoßen, niemandem bewusst schaden“, aber dennoch die eigenen Bedürfnisse voranstellen. Das ist eine faire Bündelung der zentralen These seines Buches „EGO: Gewinner sind gute Egoisten“. Nur wenn man sich auf der „redlichen Seite nichts zutraut, muss man es auf der dunklen Seite versuchen“, erklärt der Unternehmer das, was er auf seinem DKM-Vortrag nur anteaserte.
Nach seiner Ansicht müssen Unternehmer „wahnsinnig viel Geld verdienen“, da sie ihren Teil zum Allgemeinwohl mit Steuern und Sozialabgaben beitragen. Jeder habe etwas davon. Kein Arbeitnehmer sei zum Arbeitnehmer sein gezwungen. Für ihn gelte das Leistungsprinzip, für übermäßige Leistung und Wertschöpfung verdiene man mehr, schließlich hätten die Unternehmer auch das „Risiko auf ihrer Seite“.
Dagegen kann man gut einwenden, dass Deutschland bei den sozialen Aufstiegschancen schwach ist und die Schere zwischen arm und reich seit Jahren immer weiter auseinandergeht, auch in der Coronakrise wurden die Reichen reicher. Die Thesen von Backhaus sind eben streitbar.
Markenbildung und dumme Promis
Neben Unternehmertum kann mit Backhaus auch gut über Markenbildung gesprochen werden. Regelmäßig trifft sich der Medienunternehmer mit erfolgreichen und berühmten Menschen, um über deren Erfolg und die Gründe dafür zu sprechen.
Er kritisiert, dass Menschen wie Kim Kardashian und Paris Hilton von der intellektuellen Elite verkannt werden. Denn mit Entertainment könne man am meisten Geld verdienen. Eine Frau Kardashian wird auf 900 Mio. US– Dollar Vermögen geschätzt, da muss selbst ein Oliver Bäte lange für stricken.
Eine Marke wie Kardashian oder Dieter Bohlen funktioniere dann, wenn sie authentisch und vor allem sichtbar ist. Nettigkeit wäre kein wesentlicher Faktor. Karl Lagerfeld hätte sich schnippisch, Bohlen fies gegeben, dennoch wären beide unverkennbare Marken (gewesen). Wichtig wäre zudem, die Markenversprechen einzuhalten.
Ein in den Medien präsenter Vorstand, wie Tesla-CEO Elon Musk, wäre bei Verhandlungen mit dem Aufsichtsrat immer im Vorteil, denn ein Rauswurf würde schlechte Publicity bringen. Es berge die Gefahr, dass der von den Medien hofierte Geschasste in Interviews seine Sicht darlegt und dadurch das Image des Konzerns beschädigt.
Autor: VW-Redaktion