Kommentar: Debeka wehrt sich gegen Bereicherungsvorwürfe und das ist gut so

VW-Redakteur Maximilian Volz

Dem größten privaten Krankenversicherer Debeka wird „in Fachkreisen“ vorgeworfen, von der Corona-Pandemie finanziell zu profitieren, weil weniger Menschen zum Arzt gingen. Der Versicherer widerlegt mit Zahlen einen Vorwurf, der eigentlich keiner ist. Ein Kommentar.

Wegen Corona trauen sich weniger Menschen zum Arzt, dadurch sinken die Ausgaben des Versicherers und der Gewinn steigt; so weit ist die Theorie halbwegs nachvollziehbar. Allerdings ist es sicherlich diskutabel, ob in einer Pandemie die Gesundheitskosten nicht eher steigen.

So oder so. Der Vorwurf bleibt nebulös. Bei einer Versicherung wird erstattet, wenn der vertraglich vereinbarte Leistungsfall eintritt. Entsteht der nicht oder weniger als kalkuliert, profitiert der Versicherer. Übersteigen die Ausgaben und Kosten die Einnahmen, dargestellt in der Combined-Ratio, wird der Versicherer Verlust erleiden.

Hinzu kommt, dass in der privaten Krankenversicherung sowohl Kunde als auch Versicherer von weniger Kosten profitieren. Das Modell heißt Beitragsrückerstattung und besagt, dass bei Leistungsfreiheit der Kunde Geld zurückerhält – bei den Koblenzer sind das in vielen Haupttarifen drei Monatsbeiträge.

Unabhängig von der Plausibilität des Vorwurfs ist dieser obendrein falsch. Die Leistungsausgaben erhöhten sich im ersten Halbjahr um 3,1 Prozent auf 2,483 Milliarden Euro, wobei der Anstieg im ersten Quartal 81 Millionen Euro betrug und im Corona-geprägten zweiten Quartal ein leichter Rückgang um sieben Millionen Euro zu verzeichnen war, erklärt der Vorstandsvorsitzende Thomas Brahm.

Zudem mussten coronabedingt Leistungen wie Zusatzzahlungen bei den Krankenhausentgelten geleistet oder Sondervereinbarungen mit der Bundesärztekammer getroffen werden, wie Debeka-Vorstand Roland Weber erklärt.

Wahrscheinlich ist mit dem Bereicherungsvorwurf die gesamte Branche gemeint, die Debeka dient als Stellvertreter. Kritik zu äußern ist nicht verboten, Vorwürfe wie diese werden allerdings schwerlich Früchte tragen.

Autor: Maximilian Volz

Ein Kommentar

  • Roland Schmidt

    Die Debeka repräsentiert auch nicht die Gesamt-PKV, da fast 90% ihrer Versicherten Beamte im öffentlichen Dienst beschäftigt sind. Dieses Versichertenklientel übt in der Regel keine risikohaften Berufe aus, in welchen eine Infizierung mit Corona stattfand. Auch gibt es bei den Beamten keine Kurzarbeit und im Falle einer Krankheit sowieso eine dauerhafte Lohnfortzahlung. Zudem trägt der Dienstherr in der Regel über die Beihilfe 50% bzw. 70% der Behandlungskosten und nicht die Debeka. Es ist also nachvollziehbar, dass bei der Debeka die Auswirkungen minimal sind. Die Debeka ist auch kein klassischer Vollkostenversicherer.

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