App-Entwickler Kobel: „Versicherer müssen zwingend aktiv im Bereich Gesundheitsbegleitung werden“

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Apps. Quelle: Bild von Thomas Ulrich auf Pixabay

Welche Bedeutung haben Gesundheits-Apps für die privaten Krankenversicherer? Diese „müssen zwingend aktiv im Bereich Gesundheitsbegleitung werden, um sich gegen neue Wettbewerber wie Apple im Gesundheitsmarkt zu positionieren, die sich als Lifestyle-Anbieter positionieren“, betont Magnus Kobel, Gründer und Geschäftsführer der Magnum Est Digital Health GmbH (Yas.Life), im Exklusiv-Interview mit VWheute.

VWheute: In welcher Form arbeiten Sie mit Krankenversicherern zusammen?

Magnus Kobel: Unser Produkt wird von gesetzlichen Krankenkassen, privaten Versicherungen und Firmen genutzt – jeweils in einer eigenständigen und für den Partner zugeschnittenen White Label-Lösung. Für die Versicherungskammer Bayern betreiben wir seit 2018 eine App unter dem Namen „Meine Fitness“. Vor kurzem konnten wir zudem mit der LV 1871 die erste Lebensversicherung als Prämienpartner für die Proactive Health-App gewinnen. Im Jahr 2020 werden wir noch weitere Projekte umsetzen.

VWheute: Welche Funktionen bildet die App ab?

Magnus Kobel: Über die Schnittstelle zu einem Schrittzähler können Schritte, Bewegung und Aktivität in unsere App erfasst und in Punkte bzw. Gutscheine und geldwerte Vorteile umwandelt werden. Über sogenannte Challenges – bei denen man z.B. in zehn Wochen mindestens 60.000 Schritte pro Woche nachweisen muss – können sich Versicherte entweder attraktive Verlosungspreise, zusätzliche Bonuspunkte oder geldwerte Prämien bzw. Beitragsrückerstattungen sichern.

Gemeinsam mit unseren Versicherungspartner legen wir zudem fest, wie dieser digitale Touchpoint zum gesundheitsbewussten Versicherten in der App genutzt werden kann, etwa für Hinweise auf weitere digitale Gesundheitsangebote wie digitale Gesundheitsakten und Telemedizin-Angebote, oder für weitere Tipps für ein gesundes Leben.

VWheute: Wie ist die Nachfrage der Kunden nach Gesundheits-Apps?

Magnus Kobel: Versicherungen müssen zwingend aktiv im Bereich Gesundheitsbegleitung werden, um sich gegen neue Wettbewerber wie Apple im Gesundheitsmarkt zu positionieren, die sich als Lifestyle-Anbieter positionieren. Allein der Hinweis auf Apple zeigt, wie groß das Interesse der Kunden generell ist, sich mit digitaler Unterstützung gesundheitsbewusst zu verhalten.

Versicherungen sind (noch) in der Pole Position, sich durch Mehrwerte für die Versicherten als Gesundheitsbegleiter zu positionieren. Der Nutzen digitaler Angebote sind gesündere und zufriedene Kunden, geringere Leistungsausgaben und neue Geschäftspotenziale. Yas.life versteht sich dabei als Insurtech, das Versicherungen bei dieser Positionierung unterstützt.

VWheute: Wie schätzen Sie den Stand der Digitalisierung in der PKV ein?

Magnus Kobel: Die Digitalisierung bei privaten Krankenversicherungen hat unstrittig in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen und ist durch die Corona-Krise noch einmal beschleunigt worden. Die Entscheidungsprozesse in den Versicherungen sind aber weiterhin zäh und es fehlt vielfach der Mut, neue digitale Services für die Kunden auszuprobieren.

Es wird dann häufig doch wieder das allumfassende perfekte Gesamtkonzept angestrebt, das sich bis zur Umsetzung aber bereits überholt haben dürfte. Hinzu kommt, dass der regulatorischen Rahmen nicht für eine digitale und sich agile entwickelnde Gesundheitswelt aufgestellt ist. Dies bremst auch die innovativen Entscheider in den Versicherungen aus.

VWheute: Welche Rolle spielen Insurtechs bei dem Thema?

Magnus Kobel: Die Tendenz im Markt geht klar in Richtung intelligenter Kooperation zwischen Versicherungen und Insurtechs bzw. Digital Health-Anbietern. Für die unterschiedlichen digitalen Gesundheitsservices bilden sich jeweils Champions unter den Anbietern heraus, die von Versicherungen clever kombiniert und mit Mehrwerten für die eigenen Versicherten aufgewertet werden können. Perspektivisch bin ich aber überzeugt, dass es zum Markteintritt neuer hochkapitalisierten Anbieter von außerhalb der Versicherungsbranche kommen wird, die sich zunächst als reine digitale “Health Companions” positionieren werden.

VWheute: Wie stehen Verbraucher dem Thema Gesundheits-Apps gegenüber?

Magnus Kobel: Der Datenschutz von sensiblen Gesundheitsdaten ist ein hohes schützenswertes Gut, das die EU auch von anderen Märkten positiv unterscheidet. Natürlich wollen die Nutzer die persönlichen Daten geschützt wissen und sich sicher sein, dass diese nur zum zuvor vereinbarten Zweck genutzt werden. Die Bereitschaft der mündigen Nutzer auf dieser Basis dann Daten zu teilen, um einen gesundheitlichen Nutzen zu erfahren, ist nach unserer Einschätzung aber deutlich höher als kritische Stimmen suggerieren. Denn letztlich ist Gesundheit nun einmal immer noch das Wichtigste. Und Digitalisierung kann für ein längeres gesundes Leben einen unschätzbaren Mehrwert leisten.

Die Fragen stellte VWheute-Korrespondentin Elke Pohl.

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