VIG stellt 1,3 Milliarden Euro für Nürnberger-Übernahme in Aussicht
Ringturm der VIG in Wien. Quelle: Vienna Insurance Group / Robert Newald
Vor dem Hintergrund des aktuellen Kursanstiegs gibt der Vorstand der Nürnberger Informationen zum aktuellen Stand des Investorenprozesses heraus. Demnach plant die Vienna Insurance Group ein Übernahmeangebot im Volumen von rund 1,3 Milliarden Euro. Der österreichische Versicherungskonzern hat unverbindlich 115 Euro je Aktie für eine Mehrheitsbeteiligung in Aussicht gestellt.
Die exklusiven Verhandlungen mit der VIG gehen in die heiße Phase und laufen weiter. Die Österreicher erhielten die Erlaubnis, Gespräche mit den Großaktionären aufzunehmen. Das ist ein entscheidender Schritt für den möglichen Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung.
Parallel schließt die Nürnberger auch alternative Offerten nicht aus. „Im Rahmen seiner Pflichten prüft der Vorstand der Nürnberger unberührt der befristeten Exklusivitätsvereinbarung mit der VIG auch relevante Angebote anderer Interessenten“, wird berichtet.
Zu den größten Anteilseignern der Nürnberger zählen die Münchener Rück mit 19,1 Prozent, die Neue Seba Beteiligungsgesellschaft mit 18,8 Prozent, die Versicherungskammer Bayern mit 16,3 Prozent sowie die japanische Daido Life mit 15 Prozent. Medienberichten zufolge hatte auch die Versicherungskammer Bayern selbst Interesse an einer Übernahme bekundet.
Die Nürnberger hatte im Mai erstmals signalisiert, ihre bisherige Strategie der Unabhängigkeit aufzugeben. Der Vorstand gab damals an, „ergebnisoffen“ zu prüfen, ob diese „auch angesichts der derzeitigen Transformation für die Zukunft im Unternehmensinteresse liegt oder der Weiterentwicklung bedarf und welche Handlungsoptionen die Gesellschaft hat“. Konkrete Namen oder Pläne wurden zu diesem Zeitpunkt nicht genannt.
Sollte es zu einer Transaktion mit VIG kommen, haben die Österreicher in Gesprächen über eine Zusammenschlussvereinbarung, das sogenannte „Business Combination Agreement“, unverbindlich in Aussicht gestellt, den Nürnberger-Aktionären im Rahmen eines freiwilligen, öffentlichen Angebots einen Angebotspreis in Höhe von 115,00 Euro je Aktie zu unterbreiten.
Mit dem genannten Preisrahmen äußerte sich die Nürnberger erstmals zur eigenen Bewertung im Zuge einer möglichen Transaktion. Die Mitteilung folgte auf einen starken Kursanstieg der Aktie, die bereits vor der Ankündigung am Montag um 14 Prozent auf 86 Euro zulegte. Nach der Bekanntgabe sprang der Kurs zeitweise auf 105,50 Euro und lag damit rund 40 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag.
Der aktivistische Investor 7Square hatte den Vorstand der Nürnberger zuvor dafür kritisiert, sich zu früh auf die VIG festgelegt zu haben. Er taxierte den Unternehmenswert auf 1,4 bis 1,6 Milliarden Euro. Im Hintergrund hatte es auch Kritik über Intransparenz zu den Inhalten mit Blick auf die Übernahme gegeben.
„Ob es zu einem öffentlichen Angebot und einer Beteiligung der VIG an der Nürnberger kommen wird, ist derzeit offen“, schreibt der fränkische Versicherer um CEO Harald Rosenberger. Eine abschließende Entscheidung des Vorstands und Aufsichtsrats über die Transaktion oder den Abschluss einer möglichen Zusammenschlussvereinbarung mit der VIG sei nicht getroffen worden.
Autor: Michael Stanczyk
