Swiss Re zieht gemischte Bilanz

Andreas Berger, CEO Swiss Re. Bildquelle: Swiss Re

Der Schweizer Rückversicherer meldet ein solides Ergebnis für das Jahr 2024. Der Gewinn steigt leicht auf 3,2 Mrd. US-Dollar, die Eigenkapitalrendite sinkt auf 15 Prozent. In der Schaden-/ Unfallrückversicherung liefen die Geschäfte im Vergleich zum Vorjahr durchwachsen. Ordentlich entwickelte sich das Industriegeschäft.  

Swiss Re erzielte 2024 einen Gewinn von 3,2 Mrd. US-Dollar und eine Eigenkapitalrendite von 15 Prozent. Im Vorjahr hat der Gewinn 3,1 Mrd. Dollar betragen, die Eigenkapitalrendite lag bei 16,2 Prozent. Im vierten Quartal 2024 erwirtschaftete der Rückversicherer 1,1 Mrd. US-Dollar.

CEO Andreas Berger sieht den Konzern auf dem richtigen Weg: „Wir haben einen starken Gewinn und eine hohe Eigenkapitalrendite erzielt und gleichzeitig unser Ziel erreicht, die Gesamtrückstellungen in den Sach- und Haftpflichtsparten am oberen Ende unserer Best-Estimate-Bandbreite zu positionieren.“

Das versicherungstechnische Ergebnis, ein zentraler Indikator für die Profitabilität des Underwritings, belief sich auf 4,3 Milliarden Dollar und lag damit unter dem Vorjahreswert von 4,7 Milliarden Dollar. Gleichzeitig verzeichnete der Versicherungsumsatz der Gruppe einen Anstieg von 43,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 45,6 Milliarden US-Dollar.

Was Swiss Re schmerzen dürfte: Bei der wichtigen Einheit P&C Re brach der Gewinn um 20 Prozent auf 1,2 Mrd. Dollar ein. 2023 lag das Ergebnis noch bei 1,5 Mrd. Dollar. Während die Underwriting-Ergebnisse solide ausfielen, belastete eine erhebliche Aufstockung der Rückstellungen für Schäden aus früheren Jahren im US-Haftpflichtgeschäft das Ergebnis.

Im dritten Quartal erhöhte P&C Re die Rückstellungen für das US-Haftpflichtgeschäft signifikant. Für das Gesamtjahr ergab sich dennoch eine Nettoaufstockung der Rückstellungen um 2,6 Milliarden US-Dollar. Damit bewegen sich die Gesamtrückstellungen in den Sach- und Haftpflichtsparten nun am oberen Ende der Best-Estimate-Bandbreite von Swiss Re.

Die Großschäden infolge von Naturkatastrophen beziffert der Konzern derweil auf eine Milliarde US-Dollar. Besonders betroffen waren die Märkte durch die Hurrikane Milton, Debby und Helene, einen schweren Hagelsturm in Calgary, den Sturm Boris in Europa sowie Überschwemmungen in der Golfregion.

Insgesamt musste Swiss Re im Schaden-/Unfallrückgeschäft 2024 einen deutlichen Rückgang des versicherungstechnischen Ergebnisses um 33 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar hinnehmen (2023: 2,8 Milliarden US-Dollar). Der Schaden-Kosten-Satz stieg aufgrund der im dritten Quartal vorgenommenen Rückstellungsstärkungen um 10,2 Prozentpunkte auf 89,9 Prozent. Damit verfehlte P&C Re das angestrebte Ziel von unter 87 Prozent.

Der Versicherungsumsatz stieg leicht auf 19,8 Milliarden Dollar (2023: 19,6 Milliarden US-Dollar). Dieses Wachstum resultierte aus starken Margen, weiteren Preissteigerungen und einer gezielten Expansion in den Sach- und Spezialsparten. Die Bereinigung der Haftpflichtportfolios wurde fortgesetzt, heißt es.

Für die Vertragserneuerungen zum 1. Januar 2025 sicherte sich Swiss Re ein Prämienvolumen von 13,3 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 7,0 Prozent gegenüber dem zur Erneuerung anstehenden Geschäft. Im Rahmen dieser Runde wurden durchschnittliche Preiserhöhungen von 2,8 Prozent durchgesetzt. Gleichzeitig stiegen die Schadenannahmen um 4,2 Prozent, basierend auf aktualisierten Risikomodellen und einer vorsichtigen Einschätzung der wirtschaftlichen Inflation.

Bildquelle: Swiss Re

Corporate Solutions übertrifft Ziel für Schaden-Kosten-Satz

Besser entwickelten sich die Zahlen des Rückversicherers für seine Industriesparte Corporate Solutions. Diese erzielte 2024 einen Gewinn von 829 Millionen US-Dollar – ein Anstieg von 26 Prozent gegenüber den 658 Millionen US-Dollar im Vorjahr. Die Belastungen durch Großschäden aus Naturkatastrophen beliefen sich auf 344 Millionen US-Dollar. Haupttreiber waren der tropische Zyklon Megan in Australien, die Hurrikane Milton und Helene in den USA sowie ein schwerer Hagelsturm in Calgary.

Das versicherungstechnische Ergebnis stieg um 23 Prozent auf eine Mrd. US-Dollar (2023: 831 Millionen US-Dollar). Neben robusten Margen im Bestands- und Neugeschäft profitierte Corporate Solutions von einer geringeren Schadensbelastung durch von Menschen verursachte Ereignisse, heißt es aus Zürich. Der Schaden-Kosten-Satz sank auf 89,7 Prozent und lag damit unter dem Zielwert von 93 Prozent für das Gesamtjahr. Der Versicherungsumsatz stieg von 7,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 8,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024.

Auch die Sparte Life & Health Re machte im Vergleich zum Vorjahr Schritte nach vorne. Der Gewinn stieg von 1,4 Mrd. Dollar auf 1,5 Mrd. Dollar. „Das Ergebnis spiegelt die Verbuchung von Margen im Bestandsgeschäft wider, unterstützt durch starke Kapitalerträge“, wird berichtet.

Die im vierten Quartal 2024 vorgenommene Überprüfung von Annahmen führte, wie am Management Dialogue im Dezember 2024 bekannt gegeben, zu einer Verringerung der vertraglichen Servicemarge (Contractual Service Margin, CSM) von L&H Re um 1,1 Mrd. Dollar, sodass sich der CSM-Saldo zum Jahresende auf 17,4 Mrd. Dollar belief. Die Updates sind im Gewinnziel für 2025 von 1,6 Mrd. Dollar vollständig berücksichtigt.

Das versicherungstechnische Ergebnis der Einheit lag bei 1,5 Mrd. Dollar. Das sind 15 Prozent mehr als 2023 mit 1,3 Mrd. Dollar. Der Versicherungsumsatz stieg von 16,4 Mrd. Dollar auf 17,1 Mrd. Dollar.

Swiss Re treibt Iptiq-Rückzug voran

Indes setzte Swiss Re den Rückzug aus ihrer digitalen Versicherungsplattform Iptiq weiter um. Mit der im vierten Quartal 2024 angekündigten Übernahme des europäischen P&C-Geschäfts durch Allianz Direct sowie der Überführung der Geschäftsbereiche Americas und APAC in den Run-off verlaufe die strategische Neuausrichtung planmäßig.

Iptiq verzeichnete im Jahr 2024 einen Verlust von 325 Millionen Dollar. Darin enthalten sind einmalige Abschreibungen in Höhe von 188 Millionen Dollar (vor Steuern) auf Goodwill und immaterielle Vermögenswerte im Zuge des Rückzugs sowie eine Belastung im Zusammenhang mit dem Verkauf des europäischen P&C-Geschäfts.

Swiss Re hält an Zielen fest

Insgesamt bestätigt der Schweizer Rückversicherer die am Management Dialogue im Dezember 2024 kommunizierten Finanzziele. Die Gruppe hat sich für das laufende Jahr ein Gewinnziel von über 4,4 Milliarden Dollar gesetzt. Innerhalb der Sparten strebt L&H Re einen Gewinn von 1,6 Milliarden Dollar an, während P&C Re einen Schaden-Kosten-Satz von unter 85 Prozent und Corporate Solutions einen Wert von unter 91 Prozent erreichen wollen.

Langfristig peilt Swiss Re eine Eigenkapitalrendite von über 14 Prozent unter IFRS an. Zudem soll die Dividende je Aktie zwischen 2025 und 2027 jährlich um mindestens 7 Prozent steigen.

Die jüngsten Waldbrände in Los Angeles werden sich voraussichtlich auf das Ergebnis des ersten Quartals 2025 auswirken, heißt es. Swiss Re schätzt ihre vorläufige Schadensbelastung aus diesem Ereignis auf weniger als 700 Millionen US-Dollar. Insgesamt beläuft sich der versicherte Marktschaden nach ersten Einschätzungen auf rund 40 Milliarden US-Dollar.

Der Verwaltungsrat schlägt vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen eine Dividende von 7,35 Dollar je Aktie vor.

Autor: VW-Redaktion