Branchenpuls: Clark, Talanx, Corona, Steuern

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Die Pandemie dominiert dieser Tage wieder das Tagesgeschehen. Die Zahl der Neuinfektionen ist in Deutschland auf neue Höchstmarken gestiegen. Bund und Länder wollen am kommenden Donnerstag über die weiteren Maßnahmen im Kampf gegen das Virus beraten. Das Insurtech Clark hat hingegen schon Nägel mit Köpfen gemacht – und übernimmt den Versicherungsmakler Finanzen Group von Allianz X.

Was bisher geschah …

Mit der Integration der Gruppe wird Clark nach Umsatz zu einem der größten Insurtechs der Welt. Allianz X erhält im Rahmen der Transaktion neben einer Barkomponente vor allem Anteile an Clark und wird damit der größte Minderheitseigentümer des Unternehmens. Die Erwartungen sind groß, wie Clark gegenüber VWheute exklusiv bestätigt. „Mit der Transaktion kommen wir unserem Ziel, der größte Versicherungsmakler in Europa zu sein, wieder ein Stück näher“. Die starke Präsenz der Finanzen Group in fünf europäischen Märkten ebne den Weg für eine weitere Expansion in Europa. Im Zuge der internationalen Expansion ist geplant, die Clark-App „in weiteren europäischen Märkten zu launchen“.

„Clark und Finanzen Group werden gemeinsam Synergien heben und sich somit unter den weltweit führenden Insurtechs etablieren“.

Nazim Cetin, CEO von Allianz X

Mit Clark und Wefox gehören jetzt auch zwei deutsche Unternehmen zu den globalen Top-Insurtechs. Die Gemeinsamkeiten sind auch jenseits des Geschäftsmodells augenfällig. Beide setzen auf starke Partner und haben ehrgeizige Ziele: Wefox strebt 100 Mrd. Umsatz und die Marktführerschaft an, aber auch Clark will der größte Versicherungsmakler Europas werden. Mit rund 4.700 Klicks war der Megadeal in der letzten Woche das Topthema bei VWheute.

Ehrgeizige Ziele hat auch die künftige Allianz-Leben-Chefin Katja de la Viña: Als diplomierte Betriebswirtin, Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin war sie 2019 geradezu prädestiniert, das Amt der Finanzvorständin bei der Allianz Deutschland zu übernehmen. In wenigen Wochen erklimmt die Managerin die nächste Karrierestufe. Ab Januar 2022 wird de la Viña als Vorstandschefin dann die Geschäfte der Lebensparte führen. 

„Und ein klares Ja: Es ist weiteres Wachstum in der Lebensversicherung möglich – in der betrieblichen Altersversorgung wie auch privat. Denn der Bedarf an Vorsorge ist da, und die Aufmerksamkeit auf dieses Thema nimmt eher zu.“

Katja de la Viña, Finanzvorständin der Allianz Deutschland

Dabei hat die Topmanagerin ehrgeizige Ziele: „Die Neuerungen in der Lebensversicherung sind Teil der strategischen Ausrichtung von Allianz Leben über die Mitte des Jahrzehnts hinaus. Denn wir wollen weiter wachsen, und zwar vor allem mit angepassten, innovativen und zukunftsfähigen Vorsorgelösungen für unsere Kundinnen und Kunden. Dafür haben wir die richtigen Entscheidungen getroffen und neue Produkte auf den Markt gebracht“, betonte sie im Exklusiv-Interview mit der Versicherungswirtschaft.

Was diese Woche jeder wissen muss …

Nach dem Zahlenreigen der letzten Woche mit Quartalszahlen von Allianz, Munich Re, Generali, Zurich, Deutscher Familienversicherung und MLP gewährt heute die Talanx einen Einblick in ihre Geschäftsbücher. Dabei haben die Niedersachsen im ersten Halbjahr augenscheinlich gut performt. So stiegen die gebuchten Bruttoprämien spartenübergreifend um 9,4 Prozent auf 24,1 Mrd. Euro (HJ 2020: 22 Mrd. Euro). Unter dem Strich stand ein Gewinn von 546 Mio. Euro (HJ 2020: 325 Mio. Euro). Dabei profitierte der Konzern auch von einer deutlich niedrigeren Schadenbelastung.

Für das Gesamtjahr 2021 hat die Talanx daher ihre Gewinnprognose auf rund 900 bis 950 Mio. Euro angehoben. Darin seien auch die erheblichen Belastungen durch die Flutschäden in Deutschland und Teilen Europas bereits eingeflossen, die insbesondere ein schwächeres drittes Quartal erwarten lassen. Zudem erwartet der Versicherer einen Anstieg der Bruttoprämien im oberen einstelligen Prozentbereich.

„Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen im ersten Halbjahr 2021. Unsere Gruppe ist über alle Segmente auch durch unsere Wachstumsinitiativen bei kleinen und mittleren Unternehmen sowie bei Spezialrisiken deutlich gewachsen. Das Konzernergebnis hat sich stark verbessert und liegt über dem hohen Niveau des ersten Halbjahrs 2019 – also vor der Corona-Pandemie. Das zeigt, dass unsere Strategie sich bewährt und es uns gelungen ist, die massiven Herausforderungen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr zu überwinden. Trotz dieser positiven Entwicklungen kann im zweiten Halbjahr 2021 nicht mit vergleichbarem Wachstum und ähnlichen Ergebnissen gerechnet werden. Denn die Flutkatastrophe hat in West-Europa verheerende Verwüstungen angerichtet.“

Torsten Leue, Vorstandsvorsitzender der Talanx

Zufrieden dürfte die Talanx wohl auch mit den Zahlen des Tochterunternehmens Hannover Rück sein. Der Rückversicherer hat ihren Nettokonzerngewinn in den ersten neun Monaten 2021 um 28 Prozent gesteigert. Trotz „hoher Großschadenbelastungen“ im dritten Quartal werde das Gewinnziel für das laufende Geschäftsjahr erreicht.

Die Konzerntochter HDI Global SE erweitert unterdessen ihr Engagement im Spezialversicherungsgeschäft. Dazu übernimmt der Versicherer von der Hannover Rück seinen Anteil in Höhe von 49,8 Prozent am Joint Venture HDI Global Specialty SE. Mit Wirkung zum 31. Dezember 2021 hält das Unternehmen sämtliche Anteile. Talanx-Vorstand Edgar Puls verbindet mit dem strategischen Kniff die Hoffnung, dass man als alleiniger Gesellschafter der HDI Global Specialty künftig einfacher und schneller als bisher „auf diesem vielversprechenden Markt“ eingreifen kann.

Besondere Gedenk- und Feiertage in dieser Woche

17.11.2021: Der Buß- und Bettag ist der einzige evangelische Feiertag in Deutschland und soll ganz im Zeichen der Besinnung, Reflexion und Ruhe stehen. Heute ist er nur noch im Freistaat Sachsen ein gesetzlicher Feiertag.

19.11.2021: Der Weltmännertag wurde 1999 in Trinidad und Tobago eingeführt. Ziel sei vor allem der Fokus auf die Gesundheit von Jungen und Männern, die Förderung der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen sowie die Hervorhebung männlicher Vorbilder. Eventuelle Benachteiligungen des männlichen Geschlechts sollen aufgezeigt und der Einsatz der Männer im sozialen Leben soll gewürdigt werden.

20.11.2021: Am Weltkindertag soll an die Rechte der Kinder auf der Welt erinnert werden. Laut UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder das Recht auf Schutz, Fürsorge, freie Meinungsäußerung und deren Berücksichtigung.

21.11.2021: Der Ewigkeitssonntag oder Totensonntag ist in der evangelischen Kirche in Deutschland ein Gedenktag für die Verstorbenen. Der Gedenktag ist zudem der letzte Sonntag im Kirchenjahr.

Was über Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Unterdessen debattiert die Politik derzeit über Maßnahmen, wie man den drastisch steigenden Infektionszahlen in Deutschland wieder Herr werden kann. So wurde am letzten Donnerstag erstmals die traurige Rekordmarke von mehr als 50.000 Neuinfektionen an einem Tag geknackt. „Es ist fünf nach zwölf“, warnte RKI-Präsident Lothar Wieler am letzten Freitag. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hat unterdessen für kommenden Donnerstag eine neue Ministerpräsidentenkonferenz zwischen Bund und Ländern angekündigt. Man müsse „unser Land gewissermaßen winterfest machen“, betonte Scholz im Deutschen Bundestag. Selbst ein neuerlicher Lockdown wird in der Politik nicht mehr ausgeschlossen.

„Einen Lockdown kann man nicht ausschließen! Was machen Sie denn, wenn die Krankenhäuser nicht mehr können? Dann muss es dieses Instrument geben, um noch Schlimmeres zu verhindern! Wir können doch nicht sehenden Auges in Situationen wie in Bergamo kommen wollen!“

Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen

Am lieben Geld dürfte es jedenfalls nicht scheitern: So kann die neue Bundesregierung laut jüngster Schätzung des Arbeitskreises für 2020 bis 2024 mit Mehreinnahmen von rund 143 Mrd. Euro rechnen. Wichtigste Steuern sind demnach die Umsatzsteuer, die Lohnsteuer und die Energiesteuer. Rund 71 Prozent der Einnahmen des Bundes entfielen 2020 auf diese Steuerarten. Den größten Teil der Steuereinnahmen des Bundes machte im Jahr 2020 mit ca. 94,39 Mrd. Euro die Umsatzsteuer aus. Dies entsprach einem Anteil an den gesamten Einnahmen des Bundes von rund 30,3 Prozent. Die Steuereinnahmen aus der Gewerbesteuer in Deutschland beliefen sich im Jahr 2020 auf über 45 Mrd. Euro. Die Gewerbesteuer ist eine Gemeindesteuer und eine der wichtigsten Finanzierungsquellen der Gemeinden.

Quelle: Statista

Bleibt allerdings zu hoffen, dass die Politik etwas genauer auf die Empfehlungen des Bundes der Steuerzahler (BdSt) schaut. Auch in seinem jüngsten Schwarzbuch der Steuerverschwendung für 2021/22 listet der BdSt wieder die gravierenden öffentlichen Steuerverschwendungen der jüngsten Zeit auf. Darunter finden sich – wie eigentlich jedes Jahr – absurde und sehr teure Fälle.

Exemplarisch dafür sei besonders die Pleite der Bremer Greensill-Bank, die bis zu ihrer Zwangsschließung mit auffällig hohen Renditeversprechen um die Gunst von Städten und Gemeinden geworben habe. Bundesweit sind Städte und Kommunen davon schwer betroffen – allen voran Osnabrück mit 14 Mio. Euro, Nordenham (13,5 Mio. Euro) und Garbsen (8,5 Mio. Euro). Insgesamt 40 deutsche Gebietskörperschaften – vor allem Kommunen – hatten der Greensill-Bank demnach insgesamt 350 Mio. Euro anvertraut.

Autor: Tobias Daniel

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