Allianz-CEO Bäte sollte seine Energie in die Kommunikation mit seinen Mitarbeitern stecken

Oliver Bäte ist dem 7. Mai 2015 Vorstandsvorsitzender der Allianz SE (Bildquelle: WORLD ECONOMIC FORUM / SIKARIN FON THANACHAIARY/ HTTPS://CREATIVECOMMONS.ORG/LICENSES/BY-NC-SA/2.0/)

Um die von der Bafin bemängelten IT-Probleme zu lösen, holt sich Allianz-Chef Oliver Bäte Hilfe vom ehemaligen Arbeitgeber McKinsey. Ist das ein Armutszeugnis oder nur die späte Einsicht, dass die eigenen Manager das wohl mit den gegebenen Kapazitäten nicht hinkriegen? Hierbei kann man unterschiedlicher Ansicht sein. Eindeutig erscheint indes, dass die von der Wirtschaftswoche enthüllte Story ein weiterer Beleg dafür ist, dass es viele unzufriedene Allianz-Mitarbeiter gibt, die redselig viele betriebliche Interna an die Presse weitergeben. Ein Kommentar.

In allen Großkonzernen unterschiedlicher Branchen gibt es unzufriedene Mitarbeiter. Sie hegen einen Groll gegen ihren Chef und wollen ihm in irgendeiner Form Schaden zufügen. Am besten funktioniert das durch geleakte Informationen, die den CEO ins schlechte Licht rücken. Auffällig oft passiert das bei der Allianz unter Konzernchef Oliver Bäte. Es braucht nur ein Wirtschaftsblatt anzuklopfen und schon berichten Manager redselig über die Missstände in der Münchener Zentrale.

Warum wählen die Mitarbeiter diesen Schritt und packen Interna aus? Womöglich, weil sie Bätes Expertise infrage stellen, oder ihm den Erfolg missgönnen oder unter seinem Führungsstil leiden. Vielleicht ist es nicht nur ein Faktor, sondern alle hängen miteinander zusammen. Die Erfolgsbilanz kann man bei Bäte mit unterschiedlichen Parametern messen, sodass manche ihm ein durchaus gutes Zeugnis ausstellen würden – trotz kostspieliger Kosten durch den Hedgefonds-Skandal.

Missgunst kann es offenbar nicht direkt sein, dafür ist die Erfolgsbilanz zu durchwachsen, vor allem bei der Digitalisierung. Es muss wohl sein Führungsstil sein, der Mitarbeiter auf die Palme bringt. Wie dieses konkret aussieht, kennt man nur von seinem Umfeld und ehemaligen Managern. Positives hört man dabei selten. Vielmehr würde Bäte die Erfolge im Konzern gerne für sich beanspruchen, aber die vielen Fehlschläge anderen zuschieben, lautet ein Vorwurf. Andere formulieren es sachlicher: Bäte werde respektiert, aber nicht geliebt. Aber bestimmte Umbaumaßnahmen wie die Entmachtung der Deutschland-Holding und andere Sanierungsschritte werden immer unpopulär bei der eigenen Belegschaft sein. Die Frage ist, ob man als CEO seine Mitarbeiter bei der Transformation mitnehmen kann. Bätes Video, wo er die IT als „Crap“ bezeichnet und Mitarbeiter hart angeht, zeugt eher vom Gegenteil. Würde das Personal hinter ihrem CEO stehen, würde das Video erst gar nicht existieren.

Andere CEOs zeigen, dass man den eigenen Laden auch leise und ruhig führen kann

Die IT-Probleme gipfelten darin, dass man sogar von der Bafin eine Rüge erhielt. Nun will man das mit McKinsey-Beratern schnell lösen. Insider berichten der Wirtschaftswoche, dass man sogar mit „20 Leuten – für die Maßstäbe einer Beratung eine durchaus üppige Personalausstattung“ zur Allianz kommt. An sich ist das normal, dass man Berater für ein gewisses Projekt einstellt, statt eine dauerhafte Stelle dafür ausschreibt. Bei der Allianz dürften wahrscheinlich schon viele Berater rein und rausgegangen sein. Den digitalen Transformationsprozess bei Ergo etwa haben auch viele Beraterhäuser mitbegleitet. Nur hat man aus Düsseldorf nicht herausposaunt, dass man ein Techkonzern sein will – im Gegensatz zur Allianz. Insofern plauderten die eigenen Mitarbeiter über die McKinsey-Hilfe gerne, weil sie wussten, dass die Sache Bäte im schlechten Licht dastehen lässt.

Es ist auch Fakt, dass Bäte sich öffentlich häufig zu fachfremden Themen äußert und hierzulande Politiker belehrt, wie sie ihren Job machen sollten – ob es um die Energiewende oder den Nachholbedarf bei der Digitalisierung geht. Das sieht besonders schlecht aus, wenn das eigene Haus selbst unter so vielen Baustellen leidet. Andere CEOs wie Markus Rieß (Ergo), Mario Greco (Zurich) und Thomas Buberl (Axa) halten sich mit Interviews zurück und lassen stattdessen ihre Bilanzzahlen für sich sprechen. So bieten sie nur wenig Angriffsfläche und damit herrscht eine relative Ruhe – sowohl bei den Mitarbeitern und als auch bei den nachfragenden Journalisten.

Den großen Allianz-Laden und alle Mitarbeiter auf einem Kurs beisammen zu halten, wird sich immer als schwierig erweisen. Man kann nicht immer alle zufriedenstellen. Aber die CEOs der großen Konkurrenzhäuser schaffen das irgendwie – zumindest sieht das in Außendarstellung so aus. Bäte muss in diesem Zusammenhang seine Charakterzüge nicht groß verändern, sondern sich nur ein wenig gegenüber der Presse zurückhalten und stattdessen seine Energie in die Kommunikation mit seinen Mitarbeitern stecken, die dann womöglich weniger aus dem Nähkästchen plaudern.

Autor: David Gorr

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